Traeume wie Samt
sich weiter mit einem Mörder abgibt.«
»Wenn du sie wegen Latteridge zu warnen versuchst, bringst du sie und dich in große Gefahr.« Harry drückte Mollys Hand. »Überlasse die Angelegenheit mir, Molly.«
»Du scheinst immer wieder in dieser Rolle zu enden.«
Harry ließ ihre Finger los und legte den Gang ein. »Welche Rolle?«
»Die Heldenrolle. Es ist nicht gerade fair. Irgendwann müßte dich mal jemand retten.«
Er sah sie mit einem seltsamen Ausdruck an, während er den Wagen vom Parkplatz lenkte. »Ich bin kein Held.«
»Doch, das bist du. Glaub mir, ich weiß es, wenn ich einem Helden begegne.«
Das grüne Licht an Harrys Anrufbeantworter blinkte hektisch, als er am späten Nachmittag sein Arbeitszimmer betrat. Es gab drei Nachrichten.
»Dein Privatanschluß«, bemerkte Molly. »Das müssen Anrufe von Familienmitgliedern sein.«
»Mit etwas Glück ist einer von Fergus Rice darunter.« Harry drückte die Rückspultaste. »Ich habe gesagt, daß er meine Privatnummer wählen soll.«
Der erste Anruf kam von Josh. Er klang aufgeregt.
»Harry? Hier ist Josh. Ich dachte, du würdest gern erfahren, daß Großvater heute morgen aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Er geht auf Krücken, aber er schwört, daß er morgen abend an den Boxen stehen wird. «
Die zweite Nachricht war von Danielle.
»Harry, hier ist deine Tante. Wie ich erfahren habe, wirst du Brandon eine Liste von Risikokapitalgebern zusammenstellen. Er sagt, daß er entschlossen sei, die Finanzierung außerhalb der Familie zu regeln. Ich glaube nicht, daß dieser Plan sehr klug von ihm ist. Bitte rufe mich an. Ich möchte mit dir darüber sprechen. «
»Ich wußte, daß Tante Danielle so reagieren wird, wenn ihr Küken das Nest zu verlassen versucht«, sagte Harry.
Molly sah ihn an. »Was wirst du tun?«
Harry kritzelte Danielles Namen auf ein Blatt Papier. »Mit ihr reden. Sie davon überzeugen, daß sie Brandon lieber in Ruhe lassen sollte.« Harry wartete auf die nächste Ansage und hoffte, daß es Fergus Rice mit neuen Informationen war. Er war es.
»Harry, hier ist Rice. Rufen Sie mich an, sobald Sie zurück sind. Ich habe einige Nachrichten, die Sie sicher sehr interessieren werden. «
Harry griff nach dem Hörer und tippte die Nummer ein. Fergus antwortete beim ersten Klingeln.
»Hier ist Harry. Was haben Sie herausgefunden?«
»Die gute Nachricht ist, daß ich sofort Glück hatte, dank Ihrer Vermutung. Ich habe bei mehreren wohltätigen Organisationen nachgeforscht, die so ähnlich wie die Abberwick-Stiftung arbeiten. Stiftungen, die Geld für wissenschaftliche und technische Entwicklungen geben.«
»Was haben Sie herausgefunden?«
»Es sieht so aus, als wäre Cutter Latteridge ein Pseudonym für einen Betrüger namens Clarence Laxton. Er ist in den letzten fünf Jahren unter einem halben Dutzend verschiedener Namen aufgetreten und hat sich darauf spezialisiert, bei solchen Stiftungen abzusahnen. Nach allem, was ich sagen kann, war er ziemlich erfolgreich, aber vor einem Jahr wurde er von Detektiven entlarvt.«
»Wurde er verurteilt?«
»Nein. Er ist den Behörden wenige Stunden vor ihrem Eingreifen entwischt. Als die Polizei in sein Büro kam, war es leer. Es gab keine Spuren. Alle Beweise waren sorgfältig vernichtet worden. Es wird Sie interessieren, daß er offenbar bis jetzt nie physische Gewalt angewendet hat.«
»Ich glaube, Gewalt ist neu für ihn«, sagte Harry. »Sein ursprüngliches Ziel war vielleicht, sich eine Vertrauensstellung zu verschaffen.«
»Mit anderen Worten, er hätte Molly am Ende seine Dienste als Berater angeboten?«
»Genau. Er könnte darauf hingearbeitet haben, sie zu überreden, ihm die Tagesgeschäfte der Stiftung zu überlassen. Schließlich sollte er bald zur Familie gehören, und er besitzt genug Ingenieurkenntnisse.«
»Er dachte wahrscheinlich, daß er die Einkünfte abschöpfen und dann verschwinden könnte«, stimmte Fergus zu. »Aber als Molly Sie engagierte, geriet er in Panik und erdachte einen neuen Plan. Und dieser Plan beinhaltete, Molly ganz loszuwerden.«
»Er benutzte Wharton Kendall, einen abgelehnten Erfinder, als Strohmann.«
»Das ergibt Sinn«, stimmte Fergus zu. »Er hat seine Betrugsmanöver immer gut eingefädelt. Er wußte sicher, wer Sie sind und daß Sie eine potentielle Gefahr für ihn darstellen.«
»Und was ist die schlechte Nachricht?« fragte Harry.
»Ich bin nicht sicher, ob sie gut oder schlecht ist. Das hängt von Ihrer Sichtweise ab«, sagte
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