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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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vor Verlangen gezittert und immer geglaubt hatte, daß dieser Ausdruck nur ein poetisches Bild sei. Auch Harry schien von einem leichten Beben erschüttert zu werden, was sie noch mehr verblüffte.
    Sein Mund hinterließ auf dem Weg von ihrer Wange zum Ohr eine Spur von Küssen. »Ziehen Sie die Jacke aus.« Seine Stimme klang dunkel und sinnlich, bezwingend, als wäre er ein Dämon der Verführung. »Bitte.«
    Wieder hatte Molly den Eindruck, sie würde versinken. Irgendwo in der Ferne kämpfte der vernünftige Teil ihres Gehirns um Gehör. Gewinne die Kontrolle zurück. Der Rest war schwer zu deuten. Ein vollkommen fremdes Gefühl reiner, wilder Verwegenheit hielt sie im Griff. Die langen Jahre der Vorsicht und Verantwortung, in denen sie meistens viel zu erschöpft gewesen war, um eine Gelegenheit wie diese wahrzunehmen, waren mit einem mal wie ausgelöscht. Sie hob die Hände, um ihre Jacke von den Schultern zu schieben, und dachte nur noch daran, wie sie Harry näherkommen konnte.
    Da erklang eine leises, surrendes Geräusch in der Halle.
    »Was ist das, verdammt?« Harry brach den Kuß ab und fuhr mit katzenartiger Geschwindigkeit herum.
    Ein kleiner Putzroboter kam, ärgerlich piepend, weniger als fünfzig Zentimeter vor Harry zum Stehen. Seine rotleuchtenden Sensoren schienen dem Objekt in seinem Weg einen grollenden Blick zuzuwerfen, und er fuchtelte auf der Suche nach einem Ziel mit dem Entstauberschwamm unruhig durch die Luft.
    Harry stützte die Hände in die Hüften und betrachtete den Haushaltsroboter aus Plastik und Metall eingehend. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Molly zu. »Ihr treuer Diener?«
    Molly kicherte. Sonst kicherte sie nie, dachte sie entsetzt. Harrys Küsse hatten sie so schwindlig gemacht, daß sie sich beinahe beschwipst fühlte. Sie schluckte und holte tief Luft, um wenigstens den Anschein von Selbstkontrolle zurückzugewinnen.
    »Ein patentierter Abberwick-Entstauber«, erklärte sie. »Auf jedem Stockwerk gibt es einen. Mein Vater hat sie gebaut. Ich habe sie heute abend Staub wischen lassen, während ich bei Ihnen war. Dieser hier ist gerade dabei, die Fußleisten zu reinigen. Sie stehen ihm im Weg.«
    »Zu dumm. In dieser Eingangshalle gibt es nur Raum für einen von uns, und ich bin nicht bereit zu weichen.«
    »Ich kümmere mich darum.« Molly bückte sich und drückte einen Knopf, um den Entstauber in seinen Schrank zurückzuschieben. Die kleine Maschine gehorchte brav und summte durch die Halle davon.
    Harry sah dem Roboter nach. »Sein Auftritt hat der Situation irgendwie den Zauber geraubt, nicht wahr?«
    »Um ehrlich zu sein, habe ich mich so sehr an die Reinigungsroboter gewöhnt, daß ich sie kaum bemerke. Ich bin mit unzähligen Maschinen dieser Art aufgewachsen. Als mein Vater noch lebte, gab es jedes Jahr neuere und raffiniertere Modelle. Meine Schwester experimentiert noch immer mit ihnen. Ich glaube, ich wüßte nicht, wie ich das Haus ohne diese Hilfe sauberhalten sollte.«
    Harry atmete langsam aus. Das Feuer in seinen Augen brannte noch immer, aber er hatte die Hitze auf ein erträgliches Maß gesenkt. »Vielleicht kam die Unterbrechung gerade richtig. Ich habe den ganzen Abend versucht, ein Gespräch über unsere Beziehung zu führen. Und ich werde sicher nicht nach Hause fahren, ohne es beendet zu haben.«
    Molly starrte ihn mit offenem Mund an. »Sie meinten eine Beziehung dieser Art? Sie und ich? Wir?«
    »Ja.« Harry betrachtete sie mit trauriger Nachdenklichkeit. »Wir. Eine Beziehung.«
    »Um Himmels willen.« Molly preßte eine Hand haltsuchend an die Wand und mache sich sehr vorsichtig auf den Weg in die Küche. »Ich hatte keine Ahnung. Ich dachte, Sie meinten unsere – nun, Sie wissen schon.«
    »Sie dachten, ich würde über unsere Geschäftsbeziehung sprechen. Nein, ich meinte diese Art von Beziehung. Erscheint Ihnen die Vorstellung wirklich so absurd?«
    »Hm, nun …«
    »Ich kann mich irren, aber bei unserem Kuß gerade hatte ich den Eindruck, daß Sie schon vorher über eine Möglichkeit in dieser Richtung nachgedacht haben könnten.«
    Die Röte in Mollys Gesicht vertiefte sich. Fantasie war eine Sache, die Realität etwas anderes. »Nun …«
    Ungeduldig fuhr sich Harry mit seiner wohlgeformten Hand durch das dunkle Haar. »Verstehen Sie mich richtig. Ich weiß, daß wir nicht absolut perfekt zusammenpassen.«
    Molly hatte die Sprache wiedergefunden. »Das können Sie laut sagen. Ich komme aus der Geschäftswelt, Sie sind ein

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