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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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sie am Rande eines riesigen, endlos tiefen Wasserstrudels stehen. Während sie ihre Kraft sammelte, um einen Zeh in die wirbelnde Strömung hineinzutauchen, erinnerte sie sich plötzlich an ihre Verlobung. Das intensive Gefühl der Enttäuschung, das sie plötzlich überkam, erstaunte sie. »Morgen abend habe ich keine Zeit. Ich gehe mit meiner Schwester einkaufen. Wir wollen ihr neue Kleidung für die Universität besorgen. Sie beginnt im Herbst mit ihrem ersten Studienjahr.«
    »Freitag abend?«
    Molly atmete tief ein und bereitete sich auf den Sprung in den Wasserwirbel vor. »In Ordnung.« Im gleichen Moment setzte die Panik ein. »Aber es ist nur ein Probetreffen. Zuerst müssen wir herausfinden, ob wir uns beim Essen nicht tödlich langweilen. Und dann entscheiden wir, was wir als nächstes tun.«
    Harry lächelte. »Ich werde Sie zu nichts drängen. Ich gehöre zur methodischen Sorte, erinnern Sie sich?«
    Es sei denn, Sie fangen Messer auf, dachte Molly.

3
    Kurz nach sieben schlenderte Josh in die Küche. Er trug Jeans und einen grünen Pullover, und sein Haar war noch feucht von der Dusche. Er gähnte, zog einen der schwarzen Drahthocker vor den Küchentresen aus Granit und griff nach der französischen Kaffeemaschine. Das duftende Aroma von Broodes Spezial-City-Röstung wehte ihm in die Nase.
    »Morgen, Harry. Tut mir leid, daß ich gestern abend gestört habe.«
    »Vergiß es.« Harry breitete den Post Intelligencer auf der Frühstückstheke aus. Er reichte Josh den Sportteil und wandte sich den Schlagzeilen zu. Sie fielen in ein kameradschaftliches Schweigen, während sie Müsli aßen, Kaffee tranken und die Morgenzeitung lasen. Jahrelang war das ihr Ritual gewesen, seit Josh mit zwölf Jahren bei Harry eingezogen war. Mit Joshs Immatrikulation an der University of Washington hatte die Tradition ein Ende gefunden. Er hätte weiter bei Harry wohnen und zur Uni pendeln können, aber beiden war bewußt gewesen, daß Josh endlich seine eigenen vier Wände haben mußte.
    Dennoch empfand er Harrys Wohnung als sein Zuhause. Während der Ferien und an manchen Wochenenden übernachtete er hier. Auch abends erschien er öfter, wenn er persönlichen Rat brauchte oder über sein Studium sprechen wollte. Die unangemeldeten Besuche stellten für Harry kein Problem dar. Er saß beinahe immer zu Hause über seinen Büchern. Der gestrige Abend war eine ungewöhnliche Ausnahme gewesen.
    Heute morgen ärgerte sich Harry schon nicht mehr über Joshs unangemeldetes Erscheinen. Zu seiner eigenen Überraschung fühlte er sich bemerkenswert munter, obwohl er zum Einschlafen sehr viel länger gebraucht hatte als üblich. Die Aussicht auf Freitag abend schimmerte am Horizont und warf einen freundlichen Lichtschein auf den ganzen Tag.
    Josh leerte seine erste Tasse Kaffee. Er sah von der Sportseite hoch, und in seinen Augen stand ein neugieriges Glimmen. »Es ist schon eine Weile her, seit ich zum letztenmal unangemeldet hier auftauchte und dich bei einem Tête-à-tête angetroffen habe.«
    »Ich hatte kein Tête-à-tête.« Harry runzelte die Stirn, las aber den Artikel über die Inflation weiter. »Wir hatten eine geschäftliche Besprechung. Ich sagte dir bereits, daß Molly eine Mandantin ist.«
    Josh goß sich die zweite Tasse Kaffee ein. »Nach meinem Eindruck ist sie mehr als das. Trefft ihr euch schon länger?«
    »Ich berate sie seit ungefähr einem Monat.«
    »Beraten?«
    »Richtig.« Harry blätterte die Seite um.
    »Das mußt du mir näher erklären, Cousin Harry.« Josh grinste. »Ich bin etwas verwirrt. Hast du nun etwas mit ihr oder nicht?«
    »Seit wann interessierst du dich für mein Liebesleben?«
    »Seit ich entdeckt habe, daß es wieder eines gibt. Das letzte liegt über ein Jahr zurück, wenn ich mich richtig erinnere. Gratulation.« Harry schwieg. »Es wurde auch langsam Zeit, daß du dich wieder mit Frauen triffst.« Joshs Stimme wurde ernst. »Seit Olivia die Verlobung gelöst hat, lebst du wie ein Mönch.«
    »Woher willst du das wissen? Du bist doch die meiste Zeit gar nicht hier.«
    Vielsagend bewegte Josh seinen Löffel in der Luft. »Es gibt Mittel und Wege, um solche Dinge in Erfahrung zu bringen.«
    Harry runzelte die Stirn. »Welche Mittel und Wege?«
    »Ich erinnere mich an die Schachtel mit den Kondomen im Badezimmerschrank. Sie liegt dort, seit du Olivia nicht mehr triffst, aber die Anzahl der Päckchen hat nicht abgenommen.«
    »Verdammt, das ist kaum zu glauben.« Harry biß in eine Scheibe

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