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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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»So? Hast du ihm den Laufpaß gegeben, wie du es vorhattest?«
    »Nicht ganz.«
    Tessa machte ein überraschtes Gesicht. »Willst du damit sagen, daß er schließlich ein Projekt gebilligt hat?«
    »Nicht ganz.«
    »Raus mit der Sprache. Was ist passiert?«
    »Sagen wir es so: Ich habe meine Meinung geändert.«
    »Das ist kein Witz?« Tessa hob die schwarzen Brauen, die aussahen, als wären sie mit einem breiten Filzstift nachgezogen. »Gestern nachmittag hast du den Laden mit dem Schwur verlassen, T-Rex keine weitere Möglichkeit zu geben, eines deiner kostbaren Förderprojekte zu verderben. Du sagtest, die Bewerbung von Wharton Kendall abzulehnen sei sein letzter Streich gewesen. Und sagtest du nicht laut und deutlich, daß Trevelyan reif für die Straße wäre, wenn er Duncan Brockways Eingabe ebenfalls kippen würde?«
    »Die Dinge ändern sich.« Geheimnisse waren sinnlos, dachte Molly. »Ich habe für morgen abend eine Verabredung mit ihm.«
    Tessas Augen weiteten sich erschrocken. »Eine Verabredung mit T-Rex?«
    »Das schockiert dich, was?« Molly trat an ein Regal und ordnete die Designerteekannen neu. »Weißt du, vielleicht ist es an der Zeit, damit aufzuhören, ihn T-Rex zu nennen.«
    »Du hast gesagt, er sei kaltblütig und skrupellos und zerreiße die Arbeit unschuldiger Erfinder in der Luft, als handle es sich um rohes Fleisch. Und hast gesagt, statt Trevelyan hättest du ebenso gut Tyrannosaurus Rex anheuern können, um kleine, kuschlige Säugetiere zu hüten.«
    Molly dachte an Harrys Kuß. Sie spürte die Hitze, die er in ihr ausgelöst hatte, noch immer, eine Empfindung, die umwerfender war, als hätte sie alle dreizehn Sorten Chiligewürz gekostet, die sie auf Lager hatte. »Nun«, erklärte Molly, »in einem habe ich mich eindeutig geirrt: Kaltblütig ist er nicht.«
    »Ich kann es immer noch nicht glauben.« Tessa schüttelte den Kopf. »Der Typ hat dir eine Verabredung aufgeschwätzt?«
    »So ähnlich.«
    »Machst du dir keine Sorgen, an Langeweile zu sterben?«
    »Ich glaube nicht, daß die Langeweile das Problem ist«, sagte Molly nachdenklich. »Was uns zu einem weiteren Punkt führt, in dem zwischen T-Rex und Harry Trevelyan unterschieden werden muß. Nach allen Erkenntnissen besaßen Dinosaurier ausgesprochen kleine, primitive Hirne. Das kann man von Dr. Harry Trevelyan nicht behaupten. Er ist so etwas wie ein Polymathiker.«
    »Ein was?«
    »Ein Allroundler wie die Genies der Renaissance. Bewandert in zahlreichen Wissensgebieten.«
    »Oh.« Tessa blieb skeptisch. »Auch wenn ein Mann eine geistige Leuchte ist, muß er noch längst kein interessanter Tischpartner sein.«
    »Harry ist überaus interessant, glaube mir.« Molly atmete den Duft der feinen Teesorten und aromatischen Gewürze ein. Mit Besitzerstolz sah sie sich in ihrem Geschäft um. Dabei überprüfte sie automatisch, ob alles für den Tag vorbereitet war. Ein gewohntes Ritual. Seit dem ersten Morgen in ihrem Arbeitsleben hatte sie treu daran festgehalten. Damals war Molly zwanzig gewesen. In diesem Jahr war ihre Mutter gestorben, und Molly hatte die Universität verlassen müssen, um für sich, ihre Schwester und ihren Vater zu sorgen.
    Das Glück der Abberwicks, das niemals verläßlich gewesen war, hatte sich in jenem Jahr wieder einmal von ihnen abgekehrt. Die Bank forderte einen Kredit über zwanzigtausend Dollar zurück, den Jasper aufgenommen hatte, um die Entwicklungskosten für eine neue Erfindung zu decken. Der Kreditsachbearbeiter war der Meinung gewesen, Jasper wolle das Geld für Renovierungen im Haus verwenden. Als er entdeckte, daß die Finanzmittel in ein gescheitertes Projekt für computergestützte Kontrollsysteme geflossen waren, reagierte er sehr unfreundlich.
    Jasper hatte ein Ingenieurstudium absolviert, aber seine Natur machte es ihm unmöglich, einer regelmäßigen Arbeit nachzugehen. Die unwiderstehliche Verlockung, in eigener Regie zu forschen und Prototypen zu bauen, ließ ihn selbst mit der liberalsten Firmenleitung in Konflikt geraten. Er verkümmerte unter jeder Art von Einschränkung. Jasper mußte frei sein, um seine Träume zu verwirklichen. Mollys Mutter Samantha liebte ihren Mann mit Geduld und Verständnis. Auch sie war ein praktische Frau. Samanthas regelmäßiges Einkommen hielt die Familie in schlechten Zeiten über Wasser. Doch mit Samantha Abberwicks Tod bei einem Autounfall änderte sich alles. Kelsey war damals neun Jahre alt. Die Familie befand sich in einer verzweifelten

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