Traeume wie Samt
kann ich grün und silber nicht zusammenbringen, und du?«
»Ich habe nie wirklich darüber nachgedacht.« Molly wischte Salbeipulver von der Morgenpost und begann den Stapel mit Umschlägen und Werbebroschüren auszusortieren. Venicia setzte zu einer detaillierten Analyse über die Vorzüge der Kombination grün/gold gegenüber grün/silber an. Molly hörte nur mit halbem Ohr zu. Sie mochte ihre Tante sehr, konnte sich aber durchaus mit etwas anderem beschäftigen, wenn Venicia über die Pläne für ihre bevorstehende Hochzeit sprach. Kelsey schickte ein mitfühlendes Lächeln herüber, während Molly vorsichtig einen Umschlag öffnete.
»… ich habe Cutter gesagt, daß es in Ordnung sei«, sagte Venicia. »Es gibt doch keine Probleme bei dir, meine Liebe?«
Molly bemerkte, daß ihr ein Teil von Venicias Worten entgangen war. »Was meinst du damit, Tante Venicia?«
»Ich sprach davon, was ich zu Cutter gesagt habe. Es wäre doch sicher möglich, daß du Freitag abend mit uns ißt? Hast du nicht zugehört, meine Liebe?«
»Doch, natürlich.« Molly wechselte einen betretenen Blick mit Kelsey. »Ich habe nur eben in meinem Kalender nachgesehen. Sieht so aus, als hätte ich Freitag abend schon etwas vor.«
»Am Abend?« Venicia klang beinahe entsetzt.
»Ich weiß, es ist auch für mich ein Schock. Aber ich habe tatsächlich eine Verabredung.«
»Oh, das ist einfach wunderbar. Ich freue mich. Ist es ein interessanter Mann?«
»Es ist Harry Trevelyan.«
»Dein Berater?« Die Begeisterung in Venicias Stimme war abgeklungen. »Ich dachte, Dr. Trevelyan wäre dir gleichgültig.«
»Ich habe entdeckt, daß mehr an ihm ist, als ich zuerst dachte.«
»Na ja, ich finde, jede Verabredung ist besser als keine.« Venicia klang nicht wirklich überzeugt. »Langsam habe ich mir ernsthaft Sorgen wegen deines Soziallebens gemacht.«
»Das ist dein Charakter, Tante Venicia. Sieh die Dinge einfach von der angenehmen Seite.«
»Oh, das tue ich, meine Liebe«, versicherte Venicia ihr. »Ich bin froh, von dir zu hören, daß du für morgen abend etwas vorhast. Wer weiß, wohin das führt? Als ich Cutter zum erstenmal begegnet bin, auf dieser Kreuzfahrt, hätte ich nicht im Traum gedacht, daß wir uns ineinander verlieben würden.«
»Ich habe nicht vor, mich in Harry zu verlieben«, sagte Molly schnell. »Wir sind wirklich nicht füreinander geschaffen.«
»Das weiß man nie, meine Liebe. Gegensätze ziehen sich an.«
Molly verzog das Gesicht. »An diese alte Redensart habe ich noch nie geglaubt.«
»Hör mal, ich werde Cutter bitten, die Reservierung für das Abendessen auf einen anderen Tag zu verschieben. Wie wäre es mit Samstag?«
»Samstag paßt gut.«
»Wunderbar. Und viel Spaß morgen abend, meine Liebe.«
»Den werde ich haben.« Mit einem Gefühl der Erleichterung legte Molly den Hörer in die Gabel zurück.
Kelsey, die weiter am Gehäuse ihres Motors herumschraubte, sah nicht auf. »Wie lautet der letzte Stand der Hochzeitsvorbereitungen?«
»Grün und gold.«
»Und was wurde aus blau und gold?«
»Das waren die Farben der letzten Woche.« Molly schlitzte einen weiteren Umschlag auf und entnahm ihm ein Bestellformular, das aus ihrem neuesten Katalog stammte. »Bin ich froh, wenn wir diese Hochzeit endlich hinter uns haben.«
»Ich weiß. Tante Venicia ist richtig besessen davon.«
»Ich freue mich für sie.« Molly studierte die Liste der Gewürze, die ein Kunde aus Arizona bestellte. »Nach den vielen Jahren mit Onkel Julius verdient sie einen netten, aufmerksamen Mann wie Cutter Latteridge.«
»Einen netten wohlhabenden Mann wie Cutter Latteridge«, fügte Kelsey trocken hinzu. »Dieses Haus auf Mercer Island und seine Jacht waren nicht billig.«
»Das hätten wir.« Molly legte die Bestellung zu dem Stapel auf ihrem Schreibtisch. »Wenigstens müssen wir uns keine Sorgen machen, ob er sie nur wegen ihres Geldes heiratet. Das Wichtigste ist doch, daß er sie aufmerksam behandelt. Sie hat es verdient.«
»So schlecht war Onkel Julius nun auch wieder nicht. Er besaß viel Ähnlichkeit mit Dad.«
»Genau.« Molly griff nach einem weiteren Umschlag. »Dad hatte meistens völlig vergessen, daß er verheiratet war. Onkel Julius war nicht besser. Tante Venicia hat mir erzählt, daß er in dreißig Ehejahren an keinen einzigen Hochzeitstag gedacht hat. Geschweige denn an ihren Geburtstag.«
Kelsey blickte tief in die Eingeweide ihres verstopften Motors. »Genau wie Dad.«
Molly schwieg. Kelsey hatte
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