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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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sage, Leon. Die gleiche Abmachung wie beim letztenmal:«
    »Ja, ja. Ich habe verstanden.«
    Harry öffnete die Gittertür und stieg eine Stufe hinunter. Dann sah er noch einmal über die Schulter zurück. »Du hörst auf, Josh unter Druck zu setzen, die Uni zu verlassen, und ich bezahle den neuen Lastwagen.«
    »Wir haben eine Abmachung. Das sagte ich bereits.«
    »Ja.« Harry begegnete dem Blick seines Onkels. »Du weißt, was geschieht, wenn du deinen Teil nicht einhältst, Leon.«
    »Keine Drohungen, Junge. Damit wirst du nicht durchkommen. Du besitzt nicht den Mumm dazu, und das wissen wir beide.«
    Harry sagte nichts. Statt dessen hielt er Leons Blick mit seinem fest. Die Geräusche des Festgeländes in seinem Bewußtsein wurden immer leiser, bis eine tiefe Stille den Wohnwagen erfüllte. Im Inneren schienen die Schatten dichter zu werden.
    Leon sank in sich zusammen. »Ja, ja. Eine Abmachung ist eine Abmachung. Und jetzt raus mit dir. Ich muß an die Boxen. Das Rennen beginnt heute abend um halb acht.«
    Harry ließ die in den Angeln hängende Gittertür hinter sich zuklappen und ging auf das Tor zum Festgelände zu. Geruchsschwaden von Fett und Popcorn und die Ausdünstungen aus Viehpferchen hingen in der Luft.
    Nur ein Gedanke beherrschte ihn jetzt: Er wollte Molly finden.

6
    Mit einer Armladung voll Einkäufe blieb Molly außerhalb der in Rot, Gold und Türkis gestreiften Zeltkonstruktion stehen. Sie sah nach oben und las die Worte auf dem über ihr hängenden Schild.
     
    MADAME EVANGELINE
    GEHEIMNISSE DER VERGANGENHEIT,
    GEGENWART UND ZUKUNFT
    RAT IN ALLEN
    LIEBES- UND GELDANGELEGENHEITEN
    DISKRETION SELBSTVERSTÄNDLICH
     
    Sie betrachtete den Perlenvorhang am Eingang. An die Wahrheit der Handlinien, an Kartenlegen oder die Zukunftsdeutung aus Kristallkugeln glaubte sie nicht. Derartige Dinge waren Molly völlig fremd. Sie fragte sich, ob Harry sie draußen oder im Zelt treffen wollte, wandte sich dann um und suchte die langgestreckte Mittelgasse ab. Sie hoffte, ihn in der Menge zu entdecken, sah aber nur einen endlosen Strom von Menschen, die mit Popcorn, kandierten Äpfeln und Hot dogs in den Händen von Bude zu Bude wanderten.
    Während sie die Massen beobachtete, schlenderte ein junger Mann mit einem riesigen Pandabär aus Stoff im Arm an ihr vorbei. Er fing ihren Blick auf und grinste.
    »Ich habe ihn für meine Freundin gewonnen«, erklärte er stolz.
    »Schön.« Molly betrachtete den Bären. »War es schwer?«
    »Nein. Sie könnten sicher auch einen gewinnen.«
    »Glauben Sie wirklich?«
    »Klar«, entgegnete der junge Mann. »Warum versuchen Sie es nicht? Ein Wurf kostet nur einen Vierteldollar. Die Bude befindet sich direkt gegenüber. Sehen Sie?«
    »Ja. Danke, vielleicht probiere ich es.«
    »Sie werden es nicht bereuen«, versprach der junge Mann und schlenderte weiter.
    Molly wollte sich gerade den Weg zur Wurfbude durch die Menge bahnen, als sie hinter sich das Rasseln der Perlen hörte, mit dem der Vorhang des Wahrsagerinnenzeltes geöffnet wurde.
    »Madame Evangeline sieht die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft«, erklärte eine kehlige Stimme. »Kommen Sie herein und erfahren Sie, was das Schicksal Ihnen über Liebe und Geld zu sagen hat.«
    Überrascht fuhr Molly herum. Zwischen den klappernden Perlschnüren stand eine gutaussehende, hochgewachsene Frau im mittleren Alter mit von silbernen Strähnen durchwobenem schwarzem Haar. Angenehme braune Augen, eine klassische Nase und hohe Wangenknochen vermittelten den Eindruck, dieses Gesicht wäre auch noch schön, wenn die Frau sich den Neunzigern näherte. Die Wahrsagerin trug ein knöchellanges Gewand aus mehreren Stoffschichten in verschiedenen Farben, Mustern und Materialien. Ihre langen, schlanken Finger waren mit Ringen geschmückt. Die imposante Brust wurde von einer schweren Halskette mit Anhängern aus Gold und Bernstein betont.
    »Hallo«, sagte Molly höflich. »Ich warte hier auf jemanden.«
    Die Frau sah tief in Mollys Augen. »Sie haben ihn getroffen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    In einer königlichen Geste neigte die Frau den Kopf. »Ich bin Madame Evangeline. Kommen Sie herein, und ich zeige Ihnen Ihre Zukunft.«
    Molly schob die Pakete auf ihrem Arm zurecht. »Das wäre zwecklos, denn ich glaube nicht an Wahrsagerei, Madame Evangeline. Und ehrlich gesagt möchte ich meine Zukunft auch gar nicht kennen, selbst wenn Sie sie für mich sehen könnten. Trotzdem danke. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, warte ich weiter hier

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