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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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zu verlassen.«
    »Warum will Leon das?«
    »Er hat seinen Lebensunterhalt damit verdient, auf County-Jahrmärkten Rennen zu fahren. Sein Sohn – mein Cousin Willy, Joshs Vater – war Motorradstuntman. Er wurde bei einer Vorführung getötet. Leon kommt immer wieder auf die verrückte Idee zurück, Josh zu ermutigen, in die Fußstapfen seiner Vorfahren zu treten.«
    Molly seufzte. »Jetzt verstehe ich, warum Sie sich Sorgen machen. Klingt nicht wie eine vielversprechende Karriere.«
    »Es ist eine Sackgasse.« Harry bewegte die rechte Hand zum Schalthebel und verringerte die Geschwindigkeit, um den Highway zu verlassen. »Bei Willy endete sie tödlich. Ich werde nicht zulassen, daß Josh in dieses Leben hineingezogen wird.«
    »Wie wollen Sie Ihren Onkel überreden, ihn in Ruhe zu lassen?«
    »Auf die gleiche Weise wie beim letztenmal.« Harrys Mund war zu einer grimmigen Linie zusammengepreßt. »Ich helfe seiner Vernunft etwas nach.«
    Molly wollte nicht weiterfragen, immerhin ging es um eine Familienangelegenheit der Trevelyans. Aber sie konnte nicht lange widerstehen. »Was ist bei dem Verfahren gegen Leon herausgekommen?«
    »Die Anklage wurde fallengelassen.«
    »Er muß einen guten Anwalt gehabt haben.«
    »Den hatte er. Ich habe ihn ausgesucht und bezahlt.«
     
    Das Riesenrad kam als erstes in Sicht. Majestätisch erhob es sich über die Mittelgasse, eine Ehrfurcht gebietende, glitzernde Konstruktion, die mit ihrer eleganten Erhabenheit noch immer alt und jung gleichermaßen begeisterte. Für die modernen High-Tech-Parks hatten Ingenieure weitaus raffiniertere Effekte erdacht, um in den Skooterbahnen für Nervenkitzel zu sorgen, aber nichts würde das Riesenrad jemals ersetzen. Es gehörte immer noch auf jeden richtigen Jahrmarkt.
    Harry genoß weder den Anblick des Riesenrads noch die anderen Attraktionen. Wahrscheinlich, sagte er sich, weil er aus einer Schaustellerfamilie stammte. Obwohl sein Vater die Unterhaltungsshow vor seiner Geburt verkauft hatte, war Harry mehrere Sommerferien lang mit den Trevelyans umhergereist. Er hatte gelernt, wie die Fahrgeschäfte aufgebaut, betrieben und wieder abmontiert wurden. Niemand, der auf dem Rummelplatz arbeitete, fand ein besonderes Vergnügen an den Geräten. Es war ein Geschäft, mehr nicht.
    Aber Harry wurde den Verdacht nicht los, daß sein Unbehagen an den wirbelnden, durchrüttelnden, den Magen umdrehenden Vergnügungsfahrzeugen tiefer ging als bei den anderen Kollegen, die das Leben in der Jahrmarktswelt mit ihm geteilt hatten. Er haßte es, in den kleinen, wild herumkreisenden Kabinen die Kontrolle zu verlieren. Zu lange hatte er darum gekämpft, die Beherrschung über sich zu erlangen. Diese Kontrolle wollte er an nichts und niemanden wieder abgeben, nicht einmal für eine dreiminütige Vergnügungsfahrt auf dem Jahrmarkt.
    Molly beugte sich vor, um einen besseren Blick auf den Festplatz zu erhaschen. »Wohin fahren wir?« fragte sie, da Harry nicht auf das große Parkgelände einbog.
    »Nach hinten, wo die Schausteller und Marktbetreiber ihre Fahrzeuge abstellen. Dort wird auch Onkel Leon irgendwo sein.«
    Die bunt durcheinandergewürfelten Lastwagen, Transporter, Wohnwagen und Wohnmobile befanden sich auf der anderen Seite des Festgeländes. Sie wurden durch einen Zaun hinter einer Reihe farbenfroher Buden und Zelte vom Blick der Besucher abgeschirmt.
    Harry parkte neben einer Baumgruppe und stieg aus. Vom Platz wehte ihm ein leichter Wind entgegen. Es roch wie immer nach einer Mischung aus Grillfett, Popcorn und Würstchen. Eine Welle der Erinnerung durchflutete ihn.
    Molly trat neben ihn. »Stimmt etwas nicht?«
    »Nein, nein.« Harry schob die Gedanken in die Vergangenheit zurück. »Bei diesem Geruch denke ich immer an die Sommer, in denen ich mit den Trevelyans unterwegs war.«
    Molly hielt eine Haarsträhne von den Augen fern, während sie Harry aufmerksam ansah. »Ich wette, Sie sind kein großer Fan von Popcorn und Hot dogs.«
    »Stimmt.« Er nahm ihre Hand und ging auf eine An-Sammlung älterer Wohnwagen zu. »Verstehen Sie mich bitte richtig, aber dieses Gespräch mit Onkel Leon wird nicht angenehm. Wäre es möglich, daß Sie sich mit etwas anderem beschäftigen, bis es vorbei ist?«
    »Kein Problem. Ich besichtige die Ausstellungshallen.«
    »Lassen Sie sich von den Vorführern kein wertloses Zeug andrehen wie eine Entsafter-Reibe-Hobel-Raspelmaschine, die Herzchen, Würfel und Streifen schneidet. Diese Dinger taugen nichts.«
    »Seien Sie

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