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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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nicht albern«, sagte Molly. »Ich bin Geschäftsfrau, haben Sie das vergessen? Ich lasse mich nicht so leicht von einem fliegenden Händler beschwatzen.«
    Harry sah sie mitleidig an. »Haben Sie noch nie gehört, daß gerade Verkäufer am leichtesten zu überzeugen sind?«
    »Das glaube ich nicht. Diese Weisheit ist mir völlig neu. Sie klingt mehr nach einer zurechtgebastelten Philosophie für den Hausgebrauch, und ich werde nicht darauf hören. Und jetzt verraten Sie mir, wo ich Sie finde, wenn das Gespräch mit Ihrem Onkel beendet ist.«
    Harry lächelte verhalten. »Irgendwo in der Mittelgasse stoßen Sie auf das Zelt einer Wahrsagerin. Halten Sie nach dem Schild von Madame Evangeline Ausschau. Ich treffe Sie dort gegen ein Uhr.«
    »Verstanden.« Molly berührte seinen Arm mit einer leichten, flüchtigen Geste und machte sich zum Eingangstor auf den Weg.
    Harry wartete, bis sie in der Menge verschwunden war. Warum er Molly heute mitgenommen hatte, verstand er noch immer nicht. Aber er war froh, daß sie bei ihm war.
     
    Er ging durch das Lager, bis er den alten Wohnwagen fand, der Leons Zuhause war. Er stand neben einem Baum. Daneben befand sich Leons alter Lastwagen.
    Er klopfte an die Gittertür des Anhängers. »Leon, bist du da?«
    »Wer zum Teufel …« Leon kam an die Tür seines Wohnwagens und blinzelte ins Sonnenlicht hinaus. Als er Harry erkannte, lächelte er das Trevelyan-Lächeln und ließ die weißen Zähne aufblitzen. »Mist. Also doch. Du kommst spät. Ich hatte schon gestern mit dir gerechnet.«
    »Wenn ich gewußt hätte, daß du so begierig auf meinen Besuch bist, hätte ich dich noch länger warten lassen.«
    »Den Teufel hättest du getan.« Leon öffnete die Gittertür. »Bei Angelegenheiten wie dieser bist du zuverlässig wie die Sonne, die jeden Morgen aufgeht. Eine deiner schlechten Angewohnheiten, Junge. Und nun komm rein.«
    Harry betrat den Wohnwagen. Die Rolläden waren heruntergelassen, und es dauerte einen Moment, bis sich seine Augen nach der gleißenden Helligkeit auf dem Parkplatz auf den dunklen Halbschatten im Innenraum umgestellt hatten und er etwas erkennen konnte.
    »Bier?« kam Leons beiläufig fragende Stimme von links.
    Die kalte, feuchte Dose schoß Harry entgegen, bevor er antworten konnte. Er öffnete die Hand, und das Bier landete weich in seinem sicheren Griff. Ein einfaches Spielchen, über das er nicht lange nachdenken mußte. »Danke«, sagte er abwesend.
    Leon grinste. »So schnell wie immer, nach allem was ich sehe. Eine verdammte Schande, daß du diese talentierten Trevelyan-Hände nicht für etwas Nützlicheres verwendest, als langweilige Bücher zu schreiben.«
    Harry zog den Ring von der Dose. »Die Reflexe haben die Eigenart, mit dem Alter schwächer zu werden. Ich ziehe es vor, mich auf meinen Verstand zu verlassen.«
    »Das Stratton-Blut hat dich verdorben.« Leon ließ sich auf die abgewetzten Sofapolster fallen, die das geschwungene Heck des Wohnwagens einnahmen, und wies mit der Bierdose in den Raum »Nimm Platz.«
    Harry sank auf den geplatzten Plastikbezug der Sitzbank der Eßecke und sah sich ohne großes Interesse um. Wenig hatte sich im Laufe der Jahre hier geändert, weder in der Ausstattung noch bei Leon. Der Wohnwagen und sein Besitzer schienen auf eine undefinierbare Weise miteinander in Verbindung zu stehen. Der fleckige Linoleumbelag auf dem Boden fand sein Gegenstück in Leons ausgeblichenem Hemd und den alten, tiefhängenden Jeans. Die zerrissenen Vorhänge an den kleinen Fenstern rochen nach Tabak und Alkohol, genau wie Leon. Doch alles in allem, stellte Harry fest, hatte Leon besser durchgehalten als sein Wohnwagen. Das verdankte er den robusten Genen der Trevelyans und sicher nicht einem gesundheitsfördernden Lebenswandel.
    Leon war in den Sechzigern, besaß aber noch immer den schlanken Körper und die breiten Schultern der Trevelyan-Männer. Er sah genauso gut aus wie Harrys Vater zu seinen Lebzeiten. Harry wußte, daß Leon ungeachtet seines Alters das attraktive Aussehen noch immer schamlos ausnutzte. Sein Onkel konsumierte die Frauen, als wären sie Lutschbonbons. Willy hatte sich ähnlich verhalten. Harry war froh, daß Josh in dieser Hinsicht nicht in ihre Fußstapfen trat. Trotz seiner wohlwollenden Neckerei wegen der unbenutzten Kondomschachtel im Badezimmerschrank zeigte Josh mit zwanzig mehr Vernunft und natürlichen Anstand in solchen Dingen als sein Vater und sein Großvater in ihrem ganzen Leben.
    Leon nahm einen

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