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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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blaue, sondern ein roter.
    »Verdammt«, sagte Harry sehr leise. Die überlegene Belustigung verschwand aus seinem Blick, während er auf die farbenfroh leuchtende Karte sah.
    »O Gott«, flüsterte Evangeline. Sie blickte bewegungslos auf den roten König.
    Molly runzelte die Stirn. »Was ist los? Es ist nicht der blaue König, sondern eine ganz andere Karte.«
    »Ja.« Harry nahm den Blick nicht von dem König.
    »Was ist so besonders an dem roten König?« fragte Molly.
    »Nur ein Zufallstreffer«, sagte Harry ruhig.
    Evangeline schüttelte langsam den Kopf. »Es gibt keine Zufallstreffer, wenn du die Karten mischst.«
    »Also gut, nur um den Gedanken weiterzuführen. Lassen Sie uns annehmen, daß mein Liebesleben eine Verbesserung erfährt«, sagte Molly in dem Versuch, die Stimmung aufzuhellen. »Warum dann diese Düsterkeit?«
    Evangeline seufzte. »Das ist nicht der blaue König, sondern der rote. Er hat nichts mit Ihrem Liebesleben zu tun, Molly. Wenn er als erste Karte erscheint, bedeutet das etwas ganz anderes.«
    »Was denn?« fragte Molly aufgebracht.
    »Gefahr.« Evangeline wandte ihren angstvoll verschleierten Blick Harry zu. »Große Gefahr.«
    Molly schob die Augenbrauen zusammen. »Ich glaube nicht daran.«
    »Sehr klug von Ihnen«, sagte Harry. »Es ist abergläubischer Unsinn.«
    »Ich würde auch nicht viel Bedeutung hineinlegen«, gab Evangeline mit überraschender Ehrlichkeit zu. Sie schwieg, bevor sie weitersprach. »Wenn nicht Harry die Karten gemischt hätte. Versprich mir, daß du vorsichtig sein wirst, Harry.«
    Molly sah den roten König stirnrunzelnd an.
    Harry berührte sie an der Schulter. »Ganz ruhig, Molly. Es ist alles eine Illusion. Nichts als Rauch und Spiegel. Genau wie Messerfangen und Gedankenlesen. Lassen Sie uns gehen.«

7
    »Ich habe gesehen, wie Sie den Scheck für Ihren Cousin Raleigh ausgestellt haben«, sagte Molly, während sie den Sicherheitsgurt einschnappen ließ. Inzwischen war es Abend geworden, doch die Sommersonne stand noch hell am Horizont.
    »So?« Harry setzte sich eine Sonnenbrille auf, deren dunkle Gläser beinahe schwarz wirkten.
    »Ja. Sie können es nicht ableugnen.«
    Einen Arm auf der Rückenlehne des Beifahrersitzes, wandte Harry den Kopf und beobachtete beim Zurücksetzen den chaotischen Verkehr auf dem Parkplatz. »Dann wissen Sie, warum ich nicht gern viel Zeit auf dem Jahrmarkt verbringe«, antwortete er, während er den Sneath P2 von dem Baum wegsteuerte, unter dem er ihn abgestellt hatte. »Kostet mich ein Vermögen.«
    Molly lächelte. »Es war sehr nett von Ihnen.«
    »Raleigh ist in Ordnung. Er und Sheila können nicht besonders gut mit Geld umgehen, aber sie arbeiten hart.«
    »Wie lief es bei Ihrem Onkel?«
    »Nun, wir sind zu einer Übereinkunft gekommen. Mit etwas Glück wird er sich daran halten, bis Josh seinen Abschluß in der Tasche hat. Und dann sollte er in der Lage sein, selbst mit dem alten Mann fertig zu werden.«
    Molly zögerte, bis sie der verführerischen Neugier nachgab. »Ich weiß, daß es mich nichts angeht, aber wie haben Sie es angestellt, Leon zum Rückzug zu bewegen?«
    Harrys Augen waren hinter den undurchsichtigen Brillengläsern verborgen, aber um seinen Mund zuckte ein humorloses Lächeln. »Eine Mischung aus Erpressung und Drohung.«
    »Erpressung, das verstehe ich. Aber welche Drohung haben Sie gegen ihn verwendet?«
    »Eine, die genug Zähne besitzt, um sogar Leon einzuschüchtern.« Mit einer lässigen Handbewegung legte Harry den Gang ein und steuerte den Wagen mit erhöhter Geschwindigkeit zum Ausgang.
    Molly öffnete den Mund, um nach weiteren Einzelheiten zu fragen, hielt die Worte aber zurück, als sie Harrys grimmig zusammengepreßte Kinnpartie bemerkte. Selbst die Neugier der Abberwicks reichte nicht aus, um den Hinweis zu mißachten, nicht weiter in ihn zu dringen. »Ich verstehe«, sagte Molly
    Harry schwieg. Er richtete alle Konzentration auf das Autofahren und verschmolz mit dem Sportwagen, als wäre das Fahrzeug ein Teil von ihm Die schwarze Sonnenbrille verlieh ihm einen unnahbaren, fremdartigen Ausdruck. Molly begann diese Anzeichen zu verstehen. Harry befand sich in einer seiner Stimmungen. Er durchwanderte den dunklen Dschungel seiner Gedanken und sah Dinge, die er nicht mit ihr besprechen konnte oder wollte. Sie ließ sich in ihren Sitz zurücksinken und betrachtete die ländliche Gegend, die jenseits der Fenster des kleinen, exotischen Sportwagens vorbeiflog. Sie schienen direkt in die

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