Traeume wie Samt
Streiche und eine unbegrenzte Anzahl möglicher Urheber.«
»Ich verstehe. Niemand ist verletzt worden. Es gibt keine Hinweise auf gewaltsames Eindringen in dein Haus. Also nichts weiter als grober Unfug.«
»Richtig, Ich fürchte, die Polizei wird glauben, daß einer von Kelseys Freunden dahintersteckt, genau wie ich zuerst. Der Himmel weiß, wohin diese Annahme führen kann. Vorausgesetzt, die Beamten haben überhaupt die Zeit, bei einer Bagatelle wie dieser Nachforschungen anzustellen.«
Tessa wirkte besorgt. »Was willst du unternehmen?«
»Es gibt nichts, was ich im Augenblick tun könnte. Wir müssen abwarten, ob Harry etwas Brauchbares herausfindet. In der Zwischenzeit habe ich ein Geschäft zu führen. Laß uns an die Arbeit gehen.«
Fünf Minuten vor Mittag betrat Gordon Brooke mit großen Schritten den Verkaufsraum von Abberwick Tea & Spice. Molly, die eben ein halbes Pfund Keemun-Tee für einen Kunden abmaß, unterdrückte ein entsetztes Stöhnen.
Gordon hielt einen Aktenordner unter den Arm geklemmt. Er trug eine steinfarbene, locker sitzende Bundfaltenhose und ein kaffeebraunes, am Kragen offenstehendes Hemd mit weiten, bauschigen Ärmeln. Eine bestickte Weste vervollständigte die stilvolle Kombination. Er hätte perfekt in ein Pariser Straßencafé gepaßt.
Molly gab vor, sich mit einer Gruppe Kunden, die in diesem Augenblick ebenfalls den Laden betrat, beschäftigen zu müssen. Gordon lehnte sich gegen eine Vitrine mit Gewürzsortimenten, die als Geschenke verpackt waren, und wartete. Molly hoffte, daß er wieder gehen würde, bevor sie die Kunden bedient hatte. Aber das Glück war gegen sie – Gordon rührte sich keinen Millimeter von der Stelle.
Der Laden leerte sich langsam wieder, und Tessa wechselte einen mitfühlenden Blick mit Molly. Als nur noch zwei Kunden übrig waren, die in den Regalen stöberten, wandte sich Molly Gordon widerstrebend zu. Er strahlte sie mit seinem charmantesten Lächeln an, bei dem sich immer ein Grübchen im Mundwinkel bildete.
»Ich muß dir etwas zeigen, Molly.« Gordon hob den Aktenordner, den er mitgebracht hatte.
Mit tiefem Mißtrauen betrachtete Molly den Ordner. »Was?«
Gordon löste sich von der Vitrine und kam auf sie zu. »Laß uns in dein Büro gehen.«
Bevor Molly eine höfliche Ausrede einfiel, verschwand er in dem Raum. Sie folgte ihm mit langsamen Schritten. Tessa rollte wortlos die Augen. Als Molly die Tür erreichte, bemerkte sie, daß Gordon es sich bereits bequem gemacht hatte. Er saß auf dem Sessel hinter ihrem Schreibtisch und hatte den geöffneten Ordner vor sich ausgebreitet.
»Ich möchte, daß du dir meine Planung für die nächsten drei Jahre ansiehst, Molly.«
»Gordon, wenn du über den Kredit sprechen willst, verschwendest du deine Zeit. Darüber haben wir vor drei Monaten bereits alles gesagt.«
»Wirf einfach einen Blick auf diese Zahlen, Molly. Um mehr bitte ich dich nicht. Sie sind so solide, als wären sie auf Fels gebaut. Ich brauche nur eine kleine Anschubfinanzierung.«
»Ich habe dir schon gesagt, daß ich dir kein Geld für deine Expansionspläne geben werde, Gordon.«
Er sah von den Unterlagen auf. »Betrachte es als Investition, denn genau darum handelt es sich. Weiß Gott, es ist eine bessere Geldanlage, als die verrückten Ideen irgendwelcher versponnener Erfinder zu unterstützen.«
Molly stemmte die Hände auf die Schreibtischplatte. »Ich sage es zum letztenmal: Ich leihe dir kein Geld.«
Das Verführerlächeln in Gordons Gesicht verschwand übergangslos. »Verdammt, Molly! Hör mir zu.«
Erschrocken über seinen Ausbruch machte Molly einen Schritt zurück. »Was zum Teufel soll das?«
In Gordons Blick flammten Zorn und Frustration auf. »Ich habe schon zuviel in diese Sache hineingesteckt. Glaubst du, ich würde mir meine Pläne zerstören lassen, nur weil du noch immer wütend auf mich bist?«
»Ich trage dir nichts nach.«
»Natürlich tust du das.« Gordon sprang auf. »Du bist noch immer beleidigt wegen dieser Geschichte zwischen uns.«
»Bist du verrückt? Das war vor achtzehn Monaten. Glaube mir, ich habe Besseres zu tun, als mein gebrochenes Herz zu pflegen oder auf dich wütend zu sein.«
»Dann hör auf, dich von deinen Gefühlen an einem guten Geschäft hindern zu lassen«, entgegnete Gordon. »Verstehst du überhaupt, was auf dem Spiel steht?«
»Sicher. Deine Expansionspläne. Glaubst du, ich lege Wert darauf, ein halbes Dutzend Gordon-Brooke-Espresso-Bars zu finanzieren? Ich
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