Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
Vom Netzwerk:
Zug auf ihn zugerast. Doch er war dem sicheren Verderben auf unerklärliche, wunderbare Weise entronnen.
    Er verstand die glückliche Wendung des Schicksals noch immer nicht, aber er war zutiefst erleichtert, daß er Molly nicht zu Tode erschreckt hatte. Sein Verhalten in der Nacht schien sie nicht irritiert zu haben.
    Vielleicht reagierte sie etwas zu gelassen. Harry runzelte die Stirn. Molly verhielt sich, als wäre überhaupt nichts Seltsames oder Außergewöhnliches geschehen, während sie miteinander geschlafen hatten. Mit Macht kehrte die Erinnerung an ihre Erregung zurück. Molly war zu ihm gekommen, hatte ihn geliebt und ihn tief in ihren warmen, engen, leidenschaftlichen Körper aufgenommen. Ihr Vergnügen war förmlich zu spüren gewesen, prickelnd wie erlesener Champagner, als hätte sie schon seit Ewigkeiten auf ihn gewartet.
    Und zum erstenmal in seinem Leben hatte er echte sexuelle Befriedigung erlebt. In der vergangenen Nacht war der unbarmherzige Hunger, diese unerklärliche Sehnsucht nach wirklicher Erfüllung, die in den letzten Jahren immer drängender geworden war, gestillt worden, wenigstens für eine Zeitlang. Diese Erfahrung ging tiefer als jede physische Erleichterung, die Harry bislang erlebt hatte. Er würde sie nie vergessen. Auch wenn die Nacht überwältigend gewesen war, verblüffte Mollys Reaktion ihn noch immer. Er war sicher gewesen, daß sie die ganze Wucht jenes Teiles von ihm gespürt hatte, den er sonst mit so großer Anstrengung verborgen hielt. Merkwürdigerweise schien sie das nicht gestört zu haben. Olivia hatte nur einen kleinen Blick darauf getan und war überzeugt gewesen, daß er an mehr als nur einer leichten psychischen Störung litt.
    Er hatte Glück gehabt, sagte Harry sich. Sehr viel Glück. Molly führte sein Verhalten auf einen Fieberanfall zurück. Vielleicht war sie durch den bösartigen Scherz mit der Geisterfigur zu erschüttert gewesen, um seinen unheimlichen Zustand wahrzunehmen. Wenigstens hatte er sie nicht – wie Olivia – in Entsetzen gestürzt, weshalb auch immer. Er selbst dagegen war zu Tode erschrocken gewesen.
    Er war nahe an der Katastrophe vorbeigeschlittert. Ein zweites Mal würde er ein derartiges Risiko nicht eingehen. Von nun an würde er vorsichtig sein.
    Harry bezahlte die zwei Tassen Clam Chowder, nahm das Tablett mit der Muschelsuppe und ging über den Pier, wo Molly unter einem Sonnenschirm an einem Tisch saß. Obwohl er auf ihren Anblick vorbereitet war, durchzuckte ihn erneut ein euphorischer Schreck wie schon am Morgen, als er gesehen hatte, daß Molly noch da war, ihn nicht verlassen hatte. Mit einigem Kummer stellte Harry fest, daß ihr Anblick genügte, um seine Lust neu zu wecken. Er konnte nur hoffen, daß die Hose seine unkontrollierbare Reaktion verbarg. Er fragte sich, ob er jedesmal tief durchatmen mußte, wenn er Molly sah, oder ob er sich mit der Zeit an seine plötzliche Erregung gewöhnte.
    Mollys Aufmerksamkeit war auf die Möwen gerichtet, die wie kleine Kampfbomber durch die Luft schossen und im Sturzflug Pommes frites und Fischstückchen erbeuteten. Ein sanfter Wind spielte mit ihrem Haar und verwirbelte es. Versonnen betrachtete Harry die anmutige Nackenlinie. Wieder meldete sich das Verlangen in ihm. Er konnte Mollys warme, seidige Haut beinahe spüren. Noch mehr erregende Bilder der vergangenen Nacht tauchten in seiner Vorstellung auf. An diesem Tag durchkreuzten sie schon zum tausendstenmal jeden vernünftigen Gedanken und verhinderten, daß er sich konzentrierte. Er schloß die Hände fester um das Tablett. Zum Glück verfügte er über einen großen Vorrat an Willenskraft.
    Er stellte das Tablett mit der Muschelsuppe auf den Tisch. »Das Mittagessen ist serviert. Rot für dich, weiß für mich. Habe ich richtig gewählt?«
    Molly strich sich eine Haarsträhne von den Augen und betrachtete die beiden Suppentassen. »Richtig. Wie kannst du nur dieses dicke, weiße Zeug mögen?«
    »Ein weiterer Unterschied zwischen uns«, bemerkte Harry gleichmütig, während er sich setzte. Sich hin und wieder daran zu erinnern, wie wenig Gemeinsamkeiten zwischen ihnen bestanden, war sicher nicht schlecht, überlegte er. Das würde helfen, die notwendige Distanz wiederherzustellen. »Ich mag meine Muschelsuppe auf Neuengland-Art. Du bevorzugst die rote Version, die ebenfalls Muscheln und Kartoffeln enthält, nur mit den Unterschied, daß die Zutaten in Tomatensaft schwimmen.«
    »Reine Geschmackssache«, entgegnete Molly

Weitere Kostenlose Bücher