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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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ihm aus.« Danielle wandte sich auf dem Absatz ihrer teuren Schuhe um und schritt durch die Eingangshalle.
    Nachdem sie die Wohnung verlassen und die Türe hinter sich zugezogen hatte, schloß Harry in matter Resignation die Augen. Kurz darauf hörte er, wie die Arbeitszimmertür leise geöffnet wurde. Er sah Molly auf der anderen Seite des Flures. Sie musterte ihn.
    »Ich konnte nicht verhindern, alles mitanzuhören.« Molly lehnte sich mit der Schulter gegen den Türstock. »Die Stimme deiner Tante ist ziemlich durchdringend.«
    »Du sagst es.« Harry rieb sich den Nacken. »Es tut mir leid, daß du hineingezogen wurdest.«
    »Hat dein Großvater dir tatsächlich angeboten, dich wieder in sein Testament aufzunehmen, wenn du in die Familienfirma zurückkehrst?«
    »Ja.«
    »Und du hast natürlich abgelehnt.«
    »Parker Stratton benutzt Geld, um Menschen zu beherrschen. Für ihn ist das so natürlich wie atmen.« Harry ging in die Küche und suchte die Flasche, die er im Schrank neben dem Kühlschrank aufbewahrte. »Kann ich dich zu einem Glas medizinischen Brandy einladen?«
    »Sicher.« Molly löste sich von der Tür und trat näher. »Und was geschieht nun? Versuchst du mit Brandon zu reden, damit er seinen Plan fallenläßt?«
    »Nein.« Harry goß den Brandy in zwei Gläser. »Ich werde mit Parker sprechen. Vielleicht kann ich ihn überreden, Brandon ohne Repressalien gehen zu lassen.«
    Molly nahm den Kognakschwenker in Empfang. »Hältst du das für möglich?«
    »Na ja.« Harry lächelte humorlos. »Mit etwas Glück bringe ich Parker vielleicht dazu, das Richtige zu tun.«
    Mit tiefgrünen Augen betrachtete Molly Harry über dem Glasrand. »Wie du Onkel Leon überzeugt hast, Josh in Ruhe zu lassen?«
    »So ähnlich, ja.«
    »Vielleicht irre ich mich, aber ich habe den Eindruck, daß auf beiden Seiten deiner Familie alle davon überzeugt sind, es sei deine Aufgabe, ihre Probleme zu lösen.«
    »Nicht alle. Aber einige.«
    Molly schwieg eine Zeitlang. »Wie bist du in diese Lage gekommen, Harry?«
    Er machte keinen Versuch, diese Frage mißzuverstehen. »Verdammt, wenn ich das nur wüßte.«
    »Harry, ich rede mit dir. Ich, Molly. Verstehst du? Mich kannst du mit dieser Antwort nicht abfertigen. Dazu bin ich zu klug.«
    Er lächelte zögernd. »Da stimme ich dir zu. Außerdem besitzt du die Neugier der Abberwicks. Das darf ich nicht vergessen.«
    »Verstehe mich richtig: Wenn du mir nicht sagen willst, warum du Szenen wie diese mit deiner Tante erträgst, ist das in Ordnung. Es ist deine Sache. Und eine Familienangelegenheit. Ich besitze kein Recht, darin herumzuschnüffeln.«
    »Es ist nicht so, daß ich die Situation nicht erklären möchte.« Harry sah nachdenklich auf seinen Brandy. »Ich weiß nur nicht, was ich antworten soll. Diese Frage hat mir bisher noch niemand gestellt.«
    »Da mußte erst eine Abberwick kommen«, sagte Molly leichthin. »Wir sind von Natur aus wißbegierig.«
    Harry dachte fast eine Minute lang nach, bevor er antwortete. Dann sah er von seinem Brandy hoch und stellte fest, daß Molly ihn ruhig beobachtete. In ihrem Blick schien so etwas wie Sympathie zu liegen. »Ich bin in diesen Schlamassel geraten, weil ich die dumme Idee hatte, die Fehde zwischen den Strattons und Trevelyans beenden zu müssen«, erklärte er schließlich.
    »Aha.« Verständnis leuchtete in Mollys Augen auf. »Natürlich.«
    »Frieden. Das war das einzige, was meine Eltern von beiden Seiten der Familie wollten. Und ausgerechnet den wollte ihnen niemand geben.«
    »Und da in deinen Adern das Blut beider fließt, hast du beschlossen, eine Brücke zwischen den Strattons und den Trevelyans zu bauen.«
    Harry schwenkte den Brandy in seinem Glas. »Das war so ungefähr meine Intention.«
    »Es sollte dein Beitrag zum Andenken an deine Eltern sein, nicht wahr?«
    »So was Ähnliches.« Harry war nicht überrascht, daß Molly sofort verstanden hatte. Nur die eigenartige Erleichterung, die er empfand, nachdem er ihr seinen absurden Traum gestanden hatte, verblüffte ihn.
    »Du hast es dir zum Ziel gesetzt, die Fehde zu beenden, und ich widme mich mit gleichem Einsatz der Stiftung meines Vaters.«
    »Ja«, antwortete Harry. »Mit einem Unterschied, aber das bleibt unter uns. Mit der Abberwick-Stiftung bist du um einiges erfolgreicher, als ich mit meinem Bemühen, das Kriegsbeil zwischen den Strattons und den Trevelyans zu begraben.«
    »Wirklich?«
    »Nach all diesen Jahren sieht meine Familie nur die Vergangenheit, nie

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