Traeume wie Samt
die Zukunft. Jede Seite will, daß ich eine Wahl treffe, und keine wird zufrieden sein, bis ich das tue.«
»Doch du willst nicht wählen.«
»Ich bin zur Hälfte Stratton und zur anderen Trevelyan. Wie kann ich da wählen?«
»Mir fällt auf, daß die Fehde niemanden, egal von welchem Zweig der Familie, davon abhält, dich zu benutzen«, sagte Molly trocken. »Merkwürdig, nicht wahr?«
»Was ist daran merkwürdig?«
»Nun, obwohl du der Außenseiter bist, hast du es in gewisser Weise geschafft, das Oberhaupt beider Familien zu werden, findest du nicht?«
»Ich bin nicht das Familienoberhaupt«, widersprach Harry. »Nur der Dummkopf, der in der Mitte zwischen beiden festhängt. Das ist ein großer Unterschied.«
11
Molly ertrug die exquisite Qual nicht länger. Erschüttert angesichts der endlosen Wellen der Lust, konnte sie kaum noch Atem holen. Harrys überwältigende, intime Berührungen ließen sie vor Verlangen zittern. Er liebkoste sie mit betörender Intensität. Seine kräftigen, elegant geformten Hände glitten sanft und sicher und mit unnachgiebiger Ausdauer über ihren Körper. Als förderte er flüssige Diamanten zutage, entlockte er ihr den Höhepunkt, bis seine schlanken Finger im Mondlicht glänzten.
»Harry. O mein Gott, Harry. Bitte. Nein. Ich kann nicht … Ich kann nicht …«
»Spring«, flüsterte er an ihrem Körper. »Ich fange dich auf.«
Da explodierte die wunderbare Spannung in ihr. Molly ballte die Fäuste in seinem dunklen Haar und gab sich mit einem wortlos staunenden Seufzen hin. Harry hielt sich zurück und wartete, bis sie sich bebend im Auge des Sturms befand, bevor er tief in ihren Körper eindrang. Die Wucht ließ Molly erbeben. Sie umschlang ihn fester und preßte sich an ihn, während er von den Wellen seiner eigenen Entladung erschüttert wurde.
Erst als er mit schweißfeuchten Schultern auf ihr lag und der elementare Duft nach Sexualität schwer in der Luft hing, erkannte Molly die Wahrheit. Es war schön gewesen. Mehr als schön. Wunderbar, genußvoll erotisch und unglaublich sinnlich. Aber etwas war anders gewesen. Es hatte etwas gefehlt.
Lange noch lag Molly wach. Zugegeben, sie besaß keine große Erfahrung auf diesem Gebiet, so daß ein echter Vergleich schwierig war. Aber in der letzten Nacht war ihr Körper auf eine Weise auf Harrys eingestimmt gewesen, die sie sich nicht hatte erklären können. Heute abend hatte sie mit jedem Nerv und jedem Muskel auf diese Empfindung gewartet und war auch nahe daran gewesen – aber nicht nahe genug. Das Gefühl der Resonanz hatte gefehlt.
In der vergangenen Nacht hatte Harry eine Tür geöffnet und sie in einen geheimen Raum eingeladen. Heut war diese Tür fest verschlossen geblieben. Molly wußte, daß sie nicht völlig zufrieden sein würde, bis er sie wieder öffnete.
Molly erwachte allein in dem großen Bett. Einige schläfrige Sekunden lang erschien es ihr vollkommen normal, daß niemand neben ihr lag. Schließlich öffnet sie die Augen und sah das ungewohnt große Stück Nachthimmel hinter den Fenstern. Erst jetzt erinnerte sie sich, daß sie in Harrys Bett lag. Hier hätte sie erwarten können, nicht allein zu sein. Harry hätte neben ihr liegen müssen.
Sie drehte sich um und sah auf die Uhr. Die beleuchteten Ziffern zeigten beinahe drei Uhr morgens. Um zu wissen, daß Harry wieder an den Antragsstapel im Arbeitszimmer zurückgekehrt war, benötigte sie keine übersinnlichen Fähigkeiten. Sie verschränkte die Arme hinter dem Kopf und überdachte, was sie über Harry wußte. Ein Muster zeichnete sich ab. Er war im Jahr nach dem Tod seiner Eltern nach Seattle gekommen. Sie zweifelte nicht daran, daß er tatsächlich im Andenken an seinen Vater und seine Mutter zwischen den beiden Familien Frieden stiften wollte. Aber Molly hatte den Verdacht, daß mehr an der Geschichte war. Vielleicht mehr, als Harry selbst wußte.
Er hatte jedes Recht der Welt besessen, sich an die Strattons und Trevelyans zu wenden, nachdem er als Waise zurückgeblieben war. Mit beiden Familien verband ihn sein Blut. Molly begriff, daß er sich die Aufnahme zu einem hohen Preis erkauft hatte. Jeder wollte etwas von Harry. Abrupt setzte sie sich auf und warf die Decke beiseite. Sie verließ das Bett, glitt in den Bademantel und tappte barfuß zu Harrys Arbeitszimmer. Durch die halbgeöffnete Tür fiel Licht. Leise betrat Molly den Raum.
Sie wußte, daß sie auf dem Weg durch den Flur kein Geräusch gemacht hatte. Harry mußte ihr
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