Traeume wie Samt
Ursache.« Pete kratzte sich den Streifen Bauch, der von dem zu kurzen Hemd nicht bedeckt wurde.
Harry reichte Molly die ungeöffnete Dose. »Laß uns zu Shorty gehen.«
»Wie um Himmels willen hast du das nur fertiggebracht?« fragte Molly eine halbe Stunde später, als Harry den Sneath vor der heruntergekommenen Hütte zum Halten brachte.
»Was?« Harry legte die Arme auf das Lenkrad und betrachtete die Hütte aufmerksam.
»Pete und Shorty zu überzeugen, uns die gewünschten Informationen zu geben. Du besitzt eine interessante Wirkung auf Menschen, Harry. Ist dir das jemals aufgefallen?«
Harry sah Molly mit leichter Überraschung an. »Was bringt dich auf den Gedanken, daß Pete und Shorty mir die Informationen über Kendall nicht freiwillig gegeben haben?«
»Pah, komm mir nicht so. Du weißt verdammt gut, daß du Pete eingeschüchtert und Shorty eingewickelt hast.« Molly hob den Schlüssel in ihrer Hand und ließ ihn vor Harry baumeln. »Wir sind also daran interessiert, eine Hütte zu mieten, wie?«
»Dieser Trick war so gut wie jeder andere.« Harry öffnete die Tür und stieg aus.
»Du bist ein gerissener, ausgekochter Bursche, wenn du es drauf anlegst, Harry.« Molly kletterte aus dem Wagen und ging um den Kühler zu Harry. »Lernt man die hohe Kunst der Manipulation auf der Universität?«
»Zufällig habe ich dieses Talent von den Trevelyans geerbt.«
»Du weiß, was Shorty glaubt, nicht wahr?«
»Ich vermute es.« Harry nahm Molly den Schlüssel ab und ging zum Hütteneingang.
»Darauf wette ich. Schließlich hast du ihm die Idee in den Kopf gesetzt.« Molly eilte hinter ihm her. »Er glaubt, daß wir einen geheimen Platz für eine verbotene Wochenendaffäre suchen.«
»Ja.«
»Irgendwie hat Shorty den Eindruck bekommen, daß einer von uns oder wir beide verheiratet sind«, sagte Molly.
»Nun, wären wir beide frei, könnte es sich kaum um eine verbotene Liebe handeln, nicht wahr?« Harry steckte den Schlüssel in das Schloß der Hüttentür.
»Ich weiß nicht, ob ich meinen guten Ruf aufs Spiel setzen will, um einen Blick in Wharton Kendalls Behausung zu werfen.«
»Beruhige dich.« Harry stieß die Tür auf. »Wenn Shorty jemals wieder nüchtern genug wird, um mit Pete zu sprechen, wird er feststellen, daß wir mehr daran interessiert waren, etwas über Kendall herauszufinden, statt diesen Ort als Liebesnest zu benutzen.«
»Das wird ihn ziemlich verwirren.«
»Was uns egal sein kann«, sagte Harry. »Bis dahin sind wir längst wieder weg.«
»Ich weiß, aber …« Molly unterbrach sich abrupt, als sie das Innere der Hütte sah. »Du liebe Güte. Ich würde wirklich sagen, was für ein Loch, wenn ich nicht so gut erzogen wäre.«
Angefangen bei dem zerfressenen Teppich vor dem Kamin bis zu den eingetretenen Flecken auf dem Linoleumboden der Küche war die Hütte eine einzige Katastrophe. In der Luft hing der Geruch nach altem Bratfett und verfaulendem Abfall.
Harry betrachtete die Szenerie. »Sieht aus, als hätte Kendall es eilig gehabt.«
»Das hier«, erklärte Molly, »ist nicht das Ergebnis eines hastigen Aufbruchs. Für eine Unordnung wie diese braucht ein Mensch Wochen oder sogar Monate. Was man hier sieht, ist das Werk eines schlampigen Faulpelzes.«
Harry lächelte kurz. »Wie ich dir schon sagte, Kendall ist ein schlampiger Denker.«
»Das sieht man.« Molly bewegte sich vorsichtig durch das Durcheinander. »Ich frage mich, wo er gearbeitet hat.«
»Wahrscheinlich hier im Wohnzimmer. Es sei denn, er hat das Schlafzimmer als Werkstatt benutzt. Ich sehe nach.« Harry ging in den kleinen Vorraum und warf einen Blick durch die Schlafzimmertür.
»Siehst du drinnen was?«
»Nichts bis auf ein zusammengebrochenes Bett. Nur ein wirklich verzweifeltes Paar, das gezwungen ist, seine heimliche Affäre in Icy Crest auszuleben, würde so etwas als romantisch bezeichnen.«
»Das läßt uns einen Ausweg.« Molly spähte über seine Schulter. »Wir sind nicht verzweifelt und haben keine Heimlichkeiten nötig.«
Das Schlafzimmer war nicht sauberer als der Wohnraum oder die Küche. Zerlumpte Gardinen hingen vor dem einzigen, schmutzigen Fenster. Die Matratze wies eine gleichmäßig graue Verfärbung und unappetitliche Flecken auf, die nur durch Jahre intensiver Beanspruchung entstanden sein konnten. Der Schrank war offen. Bis auf einen zerrissenen Schnürsenkel und eine einzelne Socke am Boden war das Innere leer.
»Er ist ganz offensichtlich weg«, sagte Harry. »Und
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