Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
Vom Netzwerk:
ich frage mich, warum.«
    Molly zuckte die Schultern. »Shorty meinte, Kendall habe ihm gesagt, daß er zurück nach Kalifornien wollte. Vielleicht entspricht das der Wahrheit.«
    »Vielleicht.« Harry wirkte nicht überzeugt. »Oder er ist wieder in Seattle und bereitet eine neue Überraschung vor.«
    »Vielleicht hat er seine Rache auch gehabt«, überlegte Molly und fühlte neue Zuversicht, weil Kendall ganz offensichtlich nicht mehr da war.
    »Möglich.« Harry trat in die Raummitte. Er ging in die Knie und warf einen Blick unter das Bett. »Oder ihm ist klargeworden, daß er sein Glück etwas zu sehr herausgefordert hat. Es gibt eine Menge ungeklärter Fragen, wie auch immer wir es betrachten.«
    Molly beobachtete Harry, der wieder aufstand und im Bad verschwand. »Wonach suchst du?«
    »Ich bin nicht sicher. Wenn ich es sehe, weiß ich es.«
    »Es scheint, als hätte Kendall alle seine Habseligkeiten mitgenommen.«
    »Ja.« Harry kam aus dem Badezimmer zurück und ging nach vorn in die Hütte. »Aber er hat in Eile gepackt. Und er war schlampig. Das dürfen wir nicht vergessen.«
    »Und weiter?«
    »Es könnte sein, daß er bei seinem überstürzten Aufbruch etwas übersehen hat.« Harry öffnete und schloß systematisch alle Schranktüren in der Küche.
    »Was könnte das sein?«
    »Eine Adresse. Eine Telefonnummer von jemandem, den er in Kalifornien kennt. Egal. Eine Spur, ein Hinweis.«
    Mollys düstere Stimmung hatte sich aufgehellt, doch Harrys Worte brachte das dumpfe Unbehagen zurück. »Aber er ist weg. Es ist vorbei. Von Kalifornien aus kann er seine dummen Racheakte nicht fortsetzen.«
    »Etwas sagt mir, daß es sinnvoll ist, genau zu wissen, wo er sich aufhält. Ich will ihn im Griff haben.«
    »Ich glaube, jetzt wirst du übervorsichtig.«
    »Das ist meine Natur. Ich erledige die Dinge methodisch und auf logische Weise. Das weißt du doch, oder?«
    »Ja, sicher.«
    Entschlossen hob Molly ein Sofapolster hoch, um nachzusehen, welche unangenehmen Dinge sich darunter verbargen. Als sie die zerkrümelten Überreste von Kartoffelchips entdeckte, schob sie das Polster zurück. Vorsichtig setzte sie die Suche fort, aber sie fand nur weitere Beweise, daß Wharton Kendall sich von wertlosem Zeug ernährte. Um zu zeigen, daß auch sie systematisch und geordnet vorgehen konnte, kniete sie sich auf die Couch und spähte in den schmalen, dunklen Raum zwischen Lehne und Wand. Überrascht erkannte sie, daß dort ein Notizbuch eingeklemmt war. »Aha«, sagte sie.
    Harry sah Molly von der anderen Seite des kleinen Zimmers an, wo er einen Schreibtisch durchsuchte. »Aha was?«
    »Ich sehe etwas.« Molly kroch von der Couch und versuchte, das wuchtige Möbelstück von der Wand wegzuziehen. Es bewegte sich nicht. »Dieses Ding ist schwer.«
    »Mach weiter, ich helfe dir.« Harry trat hinzu und zog an einer Sofalehne. Er rückte die Couch von der Wand, als wäre sie aus Pappe.
    Molly drängte sich in den entstandenen Zwischenraum und hob das Notizbuch auf. »Wahrscheinlich ist es unwichtig. Aber mein Vater hat seine Aufzeichnungen auch immer in Büchlein wie diesem gemacht.«
    Harry stand hinter ihr und sah zu, während sie das Ringbuch öffnete. Beim Anblick der unordentlich ausgeführten Zeichnungen runzelte er die Stirn. »Sieht aus, als handelte es sich um weitere wilde Konstruktionen für seine paranormalen Forschungen. Und du warst bereit, ihm zehntausend Dollar zur Finanzierung seines hirnverbrannten Projektes zu geben.«
    »Das ist wirklich unfair. Du weißt sehr gut, daß ich nicht mit dir gestritten habe, als du seinen Antrag ablehntest. Zu diesem Zeitpunkt unserer Zusammenarbeit wollte ich dir immer noch zeigen, wieviel Respekt ich dir als Experten in technischen Angelegenheiten entgegenbringe.«
    »Dieses Stadium dauerte nicht lange an«, bemerkte Harry abwesend. »Warte, blättere die Seite noch einmal zurück.«
    Gehorsam schlug Molly die vorhergehende Seite wieder auf. Sie studierte die Skizze, die Harrys Aufmerksamkeit geweckt hatte. »Was ist damit?«
    »Erkennst du es nicht?«
    »Nein. Sollte ich? Es sieht aus wie eine Schachtel, die mit einer Menge Mechanik vollgestopft ist.«
    »Es ist der Kasten, in dem die Schreckschußpistole verborgen war«, sagte Harry. »Jetzt haben wir den Beweis, daß Kendall hinter den Anschlägen steckt.«
    Eine halbe Stunde später lief ein milder Schauer der Erleichterung durch Molly, als das unfreundliche Icy Crest hinter einer Straßenbiegung verschwand. Sie zog den

Weitere Kostenlose Bücher