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Traeume, zart wie Seide

Traeume, zart wie Seide

Titel: Traeume, zart wie Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Bird
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doch nicht zwischen uns stehen, oder? Das wäre nämlich schlecht für Sie. Es wäre doch schade, wenn Sie plötzlich keine Klienten mehr hätten, oder?“
    Dieser widerliche Kerl wollte ihm auch noch drohen? Das ging nun wirklich zu weit. Eiskalt starrte Gray den Mann an. „Überlegen Sie sich das gut. Ich habe eine dicke Akte über Sie. Ich brauche keine Wähler, die mich für nett, ehrenwert und vertrauenswürdig halten – aber Sie schon. Ich könnte die Medien anrufen und ihnen all die kleinen und großen Missetaten erzählen, die Sie sich in all den Jahren haben zuschulden kommen lassen. Der Iran-Contra-Skandal? Die Geldwäsche? Die Bestechungsaffäre? Ich habe Dokumente, die Ihre Rolle in all diesen Vorgängen belegen. Sogar Fotos.“
    Beckin wurde blass. „Hören Sie, wir sind doch keine Feinde. Lassen wir das alles doch auf sich beruhen. Es tut mir leid, dass ich Sie in diese Situation gebracht habe.“
    „Mir auch, aber für Entschuldigungen ist es jetzt ein bisschen spät. Ich mag es nicht, wenn man mich benutzt, aber wenn man mich bedroht, werde ich erst richtig ungemütlich. Ich habe Sie lange genug gedeckt. Ein Fraktionsführer des Senats sollte wirklich mehr Integrität besitzen als Sie. Ich ertrage diese ganzen Intrigen nicht mehr. Ich glaube, ich werde die Medien auf jeden Fall informieren. Es sei denn, Sie treten freiwillig zurück.“
    „Das wagen Sie nicht!“
    „Sie kennen mich lange genug. Ich mache keine leeren Drohungen. Tun Sie sich selbst einen Gefallen und treten Sie zurück.“
    Damit ließ er Beckin stehen und stürmte hinaus. Seinen Fahrer wies er an, ihn zum Weißen Haus zu bringen.
    „Soll ich zum Hintereingang fahren, Boss?“
    „Nein, einfach dran vorbei.“
    „Wie Sie wünschen.“
    Während das angestrahlte Gebäude langsam an ihm vorüberzog, erinnerte sich Gray daran, wie er als Fünfjähriger davorgestanden hatte. Damals war er überzeugt gewesen, dass dort etwas Magisches vor sich ging. Jetzt war davon nichts mehr übrig. Er wusste zu viel über die Machenschaften in der Politik, um noch an das Gute im Menschen zu glauben.

10. KAPITEL
    Im Regen ist New York ein Albtraum, dachte Joy, als sie die Schlüsselkarte durchs Schloss von Grays Suite im Wal dorf Astoria zog. Nachdem sie festgestellt hatte, wie viel eine Übernachtung selbst in günstigen Hotels kostete, war sie dankbar auf sein wiederholtes Angebot zurückgekommen.
    Erleichtert schloss sie die Tür hinter sich und streifte die Schuhe ab. Ohne Licht zu machen, ging sie ins Gästezimmer, zog ihren durchweichten Regenmantel aus und hängte ihn in die Dusche.
    Der Tag war hart gewesen. Am Vormittag hatte sie sich einzeln mit den Kundinnen getroffen, die bereits ein Kleid bestellt hatten, um die Entwürfe mit ihnen zu besprechen. Zum Mittagessen war sie mit zwei neuen Interessentinnen verabredet gewesen, und am Nachmittag hatte sie im Garment District Stoffe ausgesucht. Auch das Abendessen mit Cass war ein Arbeitstermin gewesen – sie hatten den Presseempfang besprochen, der in zwei Tagen stattfinden sollte, und entschieden, welche Skizzen gerahmt werden sollten.
    Jetzt war es schon zehn, und Joy fühlte sich völlig erschlagen. Sie sehnte sich nach einem langen, heißen Bad, doch das Gästebad verfügte nur über eine Dusche. Sie ging ins Wohnzimmer und betrachtete die offene Tür zu Grays Schlafzimmer. Sein Bad, das wusste sie von ihrem letzten Besuch, hatte eine riesige Wanne.
    In den drei Tagen, die sie nun schon hier wohnte, hatte sie es bisher vermieden, sein Schlafzimmer zu betreten, doch jetzt ging sie hinein. Vor dem Bett blieb sie kurz stehen. Es war ordentlich gemacht, die Kissen akkurat ausgerichtet. Kaum vorstellbar, dass sie es jemals wieder mit Gray zusammen in Unordnung bringen würde. Sie war sich ja nicht mal mehr ganz sicher, ob das erste Mal nicht auch nur eine Ausgeburt ihrer Fantasie gewesen war.
    Schnell ging sie weiter ins Bad. Die Wanne befand sich hinter einer Marmorwand und war groß genug für mindestens drei. Joy drehte das Wasser auf und ging zurück in ihr Zimmer, wo sie sich auszog und in einen Bademantel schlüpfte. Zwanzig Minuten später war die riesige Wanne endlich voll. Mit einem wohligen Seufzer ließ sich Joy in das heiße Wasser sinken. Sie faltete ein Handtuch mehrmals und legte es sich als Kissen hinter den Kopf, dann schloss sie die Augen und spürte, wie Stress und Anspannung von ihr abfielen.
    Vor der Eingangstür der Suite zögerte Gray, bevor er die Schlüsselkarte

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