Traeume, zart wie Seide
zu tun hatte.
„Das ist nett von dir“, sagte sie steif. „Aber ich werde schon was Eigenes finden.“
„Wenn du in der Stadt bist, wohnst du bei mir“, erwiderte er streng. „Das ist sicherer.“
„Du bist doch nicht für mich verantwortlich.“
„Aber ich will mich um dich kümmern.“
„Warum? Ich dachte, wir hätten unsere Beziehung gestern beendet.“
Er ignorierte ihre Worte. „In zwei Wochen gebe ich dir zu Ehren einen Empfang im Congress Club. Cass lädt die Modejournalisten von den großen Zeitschriften dazu ein. Vo gue, Cosmopolitan … alle werden kommen. Sie selbst unterbricht ihren Urlaub ebenfalls, um dabei zu sein.“
Völlig perplex starrte Joy ihn an. „Aber warum …“
„Du solltest die besten deiner Entwürfe rahmen lassen, damit wir sie aufhängen können. Außerdem musst du eine kleine Rede halten, also denk dir schon mal was aus. Nicht mehr als acht Minuten. Ich schaue mir dein Manuskript vorher an, wenn du möchtest.“
„Verdammt, beantworte meine Frage“, sagte sie scharf. „Warum machst du das?“
„Weil ich dir helfen will.“
„Aber warum?“
„Wenn der Artikel über dich in den Zeitschriften erschienen ist, wirst du viele Anfragen bekommen. Du brauchst eine Assistentin und eine New Yorker Telefonnummer. Meine Leute werden dir dabei helfen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Das kannst du doch nicht machen. Das nehme ich nicht an.“
„Es ist alles schon organisiert. Du brauchst nur noch aufzutauchen.“
„Werde ich aber nicht.“ Diesen Mann würde sie nie begreifen. Erst wartete er, bis ihre Beziehung beendet war, und dann tat er all das für sie?
„Sei doch nicht dumm. Natürlich wirst du dort sein.“
„Auf keinen Fall.“
Als er schwieg, dachte sie zuerst, gewonnen zu haben, doch dann nahm er ihre Hand. „Ich konnte letzte Nacht nicht schlafen“, gestand er. „Einer der Feuerwehrmänner sagte, dass es ein reines Wunder war, dass niemand getötet wurde. Ständig habe ich dieses Bild vor mir gesehen, wie der Herd explodiert, während du das Schmorfleisch umrührst. Wenn ich nicht gekommen wäre … wenn wir nicht in der Bibliothek gewesen wären …“
Er drückte ihre Hand so fest, dass es wehtat, lockerte seinen Griff dann wieder und streichelte ihr Handgelenk. „Was Beziehungen angeht, bin ich ein Versager, aber ich weiß alles darüber, wie man jemanden groß rausbringt. Ich will wenigstens etwas Gutes für dich tun. Okay?“
„Nein, nicht wirklich. Damit sind wir doch wieder da, wo wir angefangen haben. Nicht wirklich ein Paar, aber trotzdem ständig zusammen.“
„Dann lass mich doch einfach ganz aus dem Spiel und denk an deine Arbeit. Das ist etwas, was dir wirklich Spaß macht, richtig? Mit diesem Empfang kannst du bekannt werden und in Zukunft deinen Lebensunterhalt mit dem Entwerfen von Kleidern verdienen.“
Damit hatte er Recht. Nicht jeder junge Designer bekam so eine Chance. Sie wäre wirklich dumm, sie nicht zu ergreifen.
„Ich wünschte, ich würde dich besser verstehen“, sagte sie leise. Aber das stimmte nicht ganz. Sie verstand ihn ausgezeichnet. Was sie sich wirklich wünschte, war, dass er sich zu ihr bekannte.
„Es wäre mir eine Ehre, wenn ich dir helfen dürfte“, sagte er. „Ich möchte so gerne wenigstens eine Sache richtig machen. Bitte.“
Danach sprachen sie nicht mehr viel, und als sie schließlich sein Haus erreichten, führte er sie direkt in den ersten Stock. „Du wirst in meinem Zimmer wohnen“, erklärte er. „Hier ist das Bad.“
„Aha.“
Schweigend standen sie voreinander und starrten sich an.
„Vergib mir“, sagte er schließlich leise.
„Was?“
„Das hier.“ Mit zwei Schritten war er bei ihr, legte die Hände um ihr Gesicht und küsste sie. Küsste sie zum ersten Mal seit Langem richtig – verlangend, leidenschaftlich. Tief.
Nach der ersten Überraschung lehnte sie sich an ihn und schlang die Arme um seinen Rücken. Schon allzu bald löste er sich jedoch wieder von ihr.
„Wenn ich daran denke, dass du Zeit mit einem anderen verbringst, wird mir ganz schlecht“, sagte er, „aber ich habe kein Recht, deine Freiheit einzuschränken. Triff dich, mit wem immer du willst. Ich werde trotzdem an dich denken und mich nach dir sehnen. Und ich hoffe, dass wir zusammen sein können, wenn du in der Stadt bist.“
„Wie zusammen?“
Wieder küsste er sie. „Ich hoffe immer noch, dass ich dich irgendwann vergessen kann. Aber anscheinend gelingt mir das nicht.“
Das jedenfalls
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