Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?
Vorsehung gegeben. So sagen zumindest die Leute.
Er war fertig angezogen und stieg hinauf zum Dach, wo sein verbeulter gebrauchter Schwebewagen geparkt war.
Etwa eine Stunde später saß er im Firmenwagen und hatte sein erstes reparaturbedürftiges Tier abgeholt, eine elektrische Katze. Sie lag in dem staubsicheren Transportbehälter aus Plastik hinten im Lieferwagen und keuchte unregelmäßig. Man könnte fast glauben, sie sei echt, dachte Isidore, als er zur Van-Ness-Tierklinik zurückfuhr. Die Katze hinter ihm stöhnte. Puh! sagte sich Isidore. Klingt tatsächlich, als ob sie sterben wollte. Vielleicht hat ihre zehn Jahre alte Batterie einen Kurzschluß, und jetzt brennen systematisch sämtliche Stromkreise durch. Ein schwieriger Fall. Milt Borogrove, der Mechaniker der Van-Ness-Tierklinik, würde damit alle Hände voll zu tun haben. Und ich habe dem Besitzer nicht einmal einen Kostenvoranschlag gegeben, fiel John Isidore zu seinem Schrecken ein.
Er sagte zu der Katze: “Halt noch eine Weile aus, wir sind gleich da!” Die
Katze wimmerte noch heftiger. “Ich werde dich doch lieber unterwegs schon aufladen”, beschloß Isidore. Er landete den Firmenwagen auf dem nächstbesten Dach, ließ den Motor laufen, kroch nach hinten, öffnete den staubfesten Transportbehälter und hob die Katze heraus.
Der elektrische Mechanismus unter dem täuschend echt aussehenden grauen Fell gurgelte und warf Blasen, die Videolinsen sahen glasig aus, die metallenen Kiefer waren verkrampft. Diese “Krankheits-Relais”, hatte er immer schon bestaunt. Die Konstruktion, die er nun auf dem Schoß hielt, war so gebaut, daß das ganze Ding nicht kaputt, sondern organisch krank wirkte, sobald irgendwo eine Kleinigkeit nicht funktionierte. Ich hätte es glatt für echt gehalten, dachte Isidore, während er am Bauch des Ersatztieres nach den versteckten Armaturen suchte, die bei diesem Typ besonders klein sein mußten. Gleichzeitig griff er nach der Leitung des Schnelladers. Aber er fand den Anschluß nicht. Er konnte auch nicht allzuviel Zeit mit der Suche vergeuden, weil das Ding sich kaum noch regte.
Wenn es sich tatsächlich um einen Kurzschluß handelt, der jetzt die verschiedenen Relais durchgehen läßt, überlegte er, dann sollte ich vielleicht versuchen, eins der Anschlußkabel von der Batterie zu lösen. Damit kommt der Mechanismus zum Stillstand, und es entsteht kein weiterer Schaden. Seine kräftigen Finger tasteten das nachgemachte Rückgrat ab. Hier irgendwo mußten die Kabel sein. Verdammt gute Arbeit - eine absolut perfekte Imitation. Selbst bei genauester Untersuchung keine Kabel zu finden.
Er gab es auf. Die Ersatz-Katze funktionierte nicht mehr. Der Kurzschluß - falls es wirklich daran lag - mußte die Stromversorgung und den Hauptantrieb ausgeschaltet haben.
Isidore schob sich wieder auf den Fahrersitz, zog das Lenkrad an und surrte in die Höhe. Dann setzte er seinen Weg zur Werkstatt fort.
Auf diese Weise brauchte er sich zumindest das nervtötende Wimmern und Stöhnen des Dings nicht mehr anzuhören.
Seltsam, dachte er. Ich weiß, daß es sich um ein falsches Tier handelt, und doch geht mir das Gejammer, mit dem Hauptantrieb und Stromversorgung durchbrennen, immer auf den Magen. Wenn ich nur einen anderen Job bekommen könnte! Wenn ich den IQ-Test bestanden hätte, dann brauchte ich nicht diese verhaßte Arbeit zu tun, die mich immer so mitnimmt.
Ach, denken wir lieber nicht daran. Nichts war für Isidore bedrückender als ein Vergleich zwischen seinen jetzigen geistigen Fähigkeiten und seiner einstigen Begabung. Mit jedem Tag ließen Scharfsinn und Kraft nach. Zusammen mit all den anderen Tausenden von Sonderfällen der Erde war er unterwegs zu einem gewaltigen Aschenhaufen.
Aus Langeweile schaltete er das Autoradio ein und suchte nach der Buster-Freundlich-Show, die genau wie im Fernsehen dreiundzwanzig Stunden am Tag ununterbrochen lief.
“Schön, daß Sie sich wieder eingeschaltet haben!” tönte Buster Freundlich. “Also, Amanda, es muß jetzt zwei Tage her sein, seit wir uns zuletzt gesprochen haben. Haben Sie irgendwelche neuen Dreharbeiten geplant?” “Ja, sollte gästern Dräharbeit fier Film beginnän. Aber wollten sie, daß ich anfange um siebän …” “Sieben Uhr morgens?” fiel Buster Freundlich ein.
“Ja, richtisch, siebän Urr morgänns!” Amanda Werner ließ ihr berühmtes Lachen hören, das fast ebenso gekünstelt klang wie bei Buster Freundlich. Sein ständiges Repertoire
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