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Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?

Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?

Titel: Traeumen Roboter von elektrischen Schafen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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schwinden. Sie richtete sich auf und strich sich mit einer Hand das dunkle Haar zurück. Er merkte nun erst, daß sie eine gute Figur hatte, wenn auch recht zierlich. Ihre Augen wurden durch lange schwarze Wimpern betont. Er hatte sie mit seinem Besuch so überrascht, daß sie außer einer Pyjamahose nichts anhatte. Er wandte den Blick von ihr und sah die Unordnung im Zimmer. Überall lagen geöffnete Koffer umher. Ihr Inhalt war über den Boden zerstreut. Aber daran war nichts Ungewöhnliches. Sie mußte gerade erst angekommen sein.
    “Ich bin außer Ihnen der einzige Hausbewohner”, sagte Isidore. “Und ich werde Sie gewiß nicht belästigen.” Er kam sich tolpatschig vor. Seine Gabe, die er nach dem alten Vorkriegsritual eines Gastgeschenks angeboten hatte, war abgelehnt worden. Dem Mädchen schien das nicht einmal bewußt zu werden. Vielleicht wußte sie auch gar nicht, wozu ein Würfel Margarine gut ist. “Guter alter Buster”, sagte er in einem Versuch, bei ihr das Eis zu brechen. “Mögen Sie ihn? Ich sehe ihn mir jeden Morgen an, und auch abends, wenn ich von der Arbeit zurückkomme. Inzwischen ist mein Fernseher leider kaputt.” “Wer …”, begann das Mädchen. Seltsam, dachte er, sollte sie noch nie etwas von dem berühmtesten Komiker der Welt gehört haben? “Woher kommen Sie eigentlich?” fragte er neugierig.
    “Das dürfte doch wohl keine Rolle spielen!” Sie sah rasch zu ihm auf. Dabei schien sie etwas zu bemerken, was ihr die Angst nahm. Sie entspannte sich ein wenig. “Ich freue mich sehr über Ihren Besuch - aber erst später, wenn ich richtig eingezogen bin. Im Augenblick geht das natürlich absolut nicht.” “Und warum nicht?” Er war verblüfft. Alles an ihr verwirrte ihn. “Ich könnte Ihnen beim Auspacken helfen”, bot er an. “Und Ihre Möbel …” - “Ich habe keine Möbel. Die Sachen waren alle schon hier.” Sie deutete hinter sich. “Mit denen geht’s doch nicht”, sagte Isidore. Das sah er auf den ersten Blick. Die Stühle, der Teppich, die Tische - alles zerbrochen, ruiniert, angenagt vom unerbittlichen Zahn der Zeit, schief und unbrauchbar, lange nicht mehr benutzt. In dieser Wohnung hatte seit Jahren niemand mehr gelebt.
    “Hören Sie”, sagte er ernsthaft, “wenn wir durchs ganze Haus gehen, finden wir
vermutlich noch ein paar Sachen, die nicht so mitgenommen sind. Eine Lampe aus
dieser Wohnung, einen Tisch aus jener.” .
“Das mache ich schon selbst, danke!”
    “Sie wollen diese Wohnungen doch nicht etwa ganz allein betreten?” Er konnte es nicht fassen.
    “Warum denn nicht?” Sie verzog das Gesicht, weil sie merkte, daß sie etwas Falsches gesagt hatte.
    Isidore antwortete: “Ich hab’s probiert. Einmal nur. Seitdem komme ich nach Hause, gehe gleich in meine Wohnung und denke nie über den Rest des Hauses nach. Wohnungen, in denen keiner lebt, Hunderte davon, voll mit Möbeln und Sachen anderer Leute. Dieses Gebäude ist bis auf meine Wohnung völlig vermüllt.” “Vermüllt?” Sie verstand das Wort nicht.
    “Müll, das sind nutzlos gewordene Gegenstände. Weil niemand aufpaßt, vermehrt sich der Müll ganz von selbst Wenn Sie beispielsweise Schlafengehen und Müll in Ihrer” Wohnung herumliegen lassen, dann ist am Morgen, wenn Sie wieder aufwachen, doppelt soviel da. Es wird immer mehr und mehr.” , “Aha.” Das Mädchen sah ihn unsicher an und wußte offenbar nicht recht, ob
    sie ihm glauben sollte oder nicht.
    Er erklärte: “Die Wohnung, die Sie sich da ausgesucht haben, ist so vermüllt, daß sie unbewohnbar geworden ist. Aber wir können den Müllfaktor umkehren - wie gesagt, wir durchsuchen die anderen Wohnungen. Aber …” Er brach ab. “Aber was?”
    “Aber gewinnen können wir trotzdem nicht”, sagte Isidore.
    “Warum nicht?” Sie trat hinaus auf den Flur und verschränkte die Arme schamhaft vor ihren kleinen, festen Brüsten. So stand sie vor ihm und bemühte sich, ihn zu verstehen. Jedenfalls erweckte sie diesen Eindruck.
    “Weil man gegen Müll nicht gewinnen kann. Das ist ein Naturgesetz, das im ganzen Kosmos gilt. Das ganze Universum treibt einem Endstadium absoluter, völliger Vermüllung zu.” Er fügte hinzu: “Die einzige Ausnahme ist natürlich der Aufstieg von Wilbur Mercer.” Sie blinzelte ihn an. “Da sehe ich keinen Zusammenhang.”
    “Aber das ist doch der ganze Sinn des Mercerismus”, sagte er verwundert. “Nehmen Sie denn an der Einswerdung nicht teil? Besitzen Sie keinen Gefühlskasten?”
    Nach

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