Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?
umfaßte neben Amanda noch mehrere andere schöne, elegante, spitzbrüstige Ausländerinnen, von denen nie genau gesagt wurde, woher sie stammten, dazu ein paar sogenannte Humoristen mit derben Spaßen. Wie fand Buster Freundlich nur Zeit, sowohl seine Fernseh- wie auch seine Rundfunksendungen aufzunehmen? überlegte Isidore. Und wie brachte es Amanda Werner fertig, jeden zweiten Tag sein Gast zu sein - Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr? Wie bringen sie es nur fertig, so viel zu reden und sich dabei, soviel er feststellen konnte, niemals zu wiederholen? Ihre witzigen und einfallsreichen Bemerkungen waren nicht einstudiert. Amanda war niemals krank, niemals müde, nie fehlte ihr eine schlagfertige Erwiderung auf Busters Feuerwerk von Andeutungen, Wortspielen, Witzen und spitzen Bemerkungen. Die Buster-Freundlich-Show wurde nicht nur via Satellit auf der ganzen Erde ausgestrahlt, sondern auch die Emigranten auf den kolonisierten Planeten wurden ständig damit berieselt. Versuchssendungen wurden für den Fall, daß sich die Besiedlung bereits so weit erstreckte, sogar bis zur Proxima ausgestrahlt.
Aber etwas an Buster Freundlich störte John Isidore, eine ganz bestimmte Beobachtung. Buster machte sich auf subtile, fast unmerkliche Weise über die Gefühlskästen lustig. Gerade in diesem Augenblick tat er es wieder. “Ich mag keine Steine im Schuh”, plauderte er mit Amanda Werner. “Und wenn ich mal einen Berg hinaufklettere, dann nehme ich ein paar Flaschen Budweiser Bier mit.” Die Studiogäste lachten. “Und von dort oben werde ich dann mein Geheimnis enthüllen - harte Tatsachen einwandfrei belegt - in genau zehn Stunden!”
“Ich bittäh auch!” plapperte Amanda. “Nämmän Sie mir mit! Und wann einär wirft Fälsän und Steinä, so wärdä ich Innen beschietzen!” Wieder johlten die Zuschauer vor Vergnügen.
John Isidore fühlte sich vor den Kopf gestoßen. Warum mußte Buster Freundlich immer gegen den Mercerismus sticheln? Keinen anderen schien das zu stören. Selbst die UNO war damit einverstanden. Die Polizeibehörden in den Vereinigten Staaten und in der Sowjetunion hatten sogar öffentlich erklärt, der Mercerismus dämme das Verbrechen ein, da er die Bürger aufgeschlossener gegenüber dem Leid des Mitmenschen mache.
Vielleicht ist Buster eifersüchtig, mutmaßte Isidore. Vielleicht sieht er in Wilbur Mercer einen Nebenbuhler. Aber wieso?
Es geht um uns, sagte sich Isidore. Die beiden kämpfen um die Beherrschung unserer Seelen. Auf der einen Seite die Gefühlskästen, auf der anderen Seite Busters Schlagfertigkeit und seine aus dem Ärmel geschüttelten Spaße. John Isidore parkte den Lieferwagen auf dem Dach der Van-Ness-Tierklinik und trug rasch den Transportbehälter mit dem leblosen falschen Tier hinunter zu Hannibal Sloat. Mr. Sloat saß gerade an seinem Schreibtisch, über eine Ersatzteil-Inventur gebeugt. Er sah auf, und sein graues, verwüstetes Gesicht war wie eine Wasserfläche, in die ein Stein gefallen ist.
Hannibal Sloat war zu alt zur Emigration und, wenn auch kein Sonderfall, trotzdem dazu verurteilt, für den Rest seines Lebens auf der Erde zu bleiben. Im Laufe der Jahre hatte ihn der Staub ausgehöhlt, seine Haut grau werden lassen, grau seine Gedanken. Der ganze Mann war eingeschrumpft, seine Beine waren spindeldürr, sein Schritt immer unsicherer geworden. “Was haben Sie denn da?” fragte Sloat.
“Eine Katze mit einem Kurzschluß in der Stromversorgung.” Isidore stellte den Kasten auf den papierübersäten Schreibtisch seines Chefs.
“Was soll ich denn damit?” fragte Mr. Sloat. “Hinunter damit zu Milt in die Werkstatt!” Unwillkürlich öffnete er aber doch den Käfig und hob den Katzenkörper heraus. Früher war er selbst Mechaniker gewesen. Isidore sagte: “Nach meiner Meinung kämpfen Buster Freundlich und der Mercerismus miteinander um die Beherrschung unserer Seelen.” “Hm, wenn das so ist, wird Buster gewinnen”, brummte Sloat und betrachtete die Katze.
“Im Augenblick mag er gewinnen, aber auf lange Sicht wird er verlieren!”
widersprach Isidore.
Sloat hob den Kopf und blinzelte. “Warum?”
“Weil sich Wilbur Mercer ständig selbst erneuert. Er ist unsterblich. Oben auf dem Gipfel wird er niedergeworfen; er sinkt hinab ins Grab, aber er wird immer erneut wiedergeboren. Und wir mit ihm. Also sind auch wir unsterblich.” “Buster ist ebenso unsterblich wie Mercer”, erklärte Sloat. “Zwischen den beiden gibt’s keinen
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