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Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?

Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?

Titel: Traeumen Roboter von elektrischen Schafen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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dachte Rick, im wirklichen Leben gibt es leider keine solchen Glöckchen, die mühelos alle Feinde zum Verschwinden bringen. Schade. Und Mozart war kurz nach Fertigstellung der Zauberflöte als noch junger Mann gestorben. Man hatte ihn in einem anonymen Armengrab beigesetzt.
    Bei diesem Gedanken fragte sich Rick unwillkürlich, ob Mozart damals wohl schon gewußt hatte, daß es für ihn keine Zukunft gab, daß die ihm zugemessene kurze Zeitspanne bereits abgelaufen war. Vielleicht gilt das auch für mich, dachte Rick, während die Probe ihren Fortgang nahm.
    Oben auf der Bühne sangen Papageno und Pamina ein Duett. Er verdrängte seine
Gedanken und hörte wieder zu.
Papageno: “Mein Kind, was sollen wir nun sagen?”
Pamina: “Die Wahrheit, nur die Wahrheit sagen wir.”
    Rick beugte sich vor und betrachtete Pamina in ihrem schweren, gefältelten Kleid. Er überflog noch einmal das Informationsblatt, dann lehnte er sich zufrieden zurück. Dort stand sein dritter Androide vom Typ Nexus-6. Luba Luft. In dieser sentimentalen Rolle lag eine gewisse Ironie. Ein entflohener Androide kann noch so vital und aktiv wirken, er kann nie die Wahrheit sagen, jedenfalls nicht über sich selbst.
    Rick staunte über Luba Lufts herrliche Stimme. Sie konnte durchaus neben den besten und berühmtesten Sängerinnen aus einer Sammlung klassischer Tonbänder bestehen. Eine hervorragende Konstruktion des Rosen-Konzerns, das mußte er zugeben. Wären die Androiden primitiv geblieben wie die alten Q-40 der Firma Derain, dann gäbe es kein Problem und keinen Bedarf an Prämienjägern. Wann erledige ich es am besten? fragte er sich. Je schneller, um so besser. Vielleicht nach der Probe, wenn sie ihre Garderobe aufsucht. Am Ende des Aktes wurde die Probe unterbrochen. In eineinhalb Stunden sollte sie weitergehen, verkündete der Dirigent in Englisch, Französisch und Deutsch. Dann verließ er sein Pult. Die Musiker ließen ihre Instrumente zurück und gingen ebenfalls.
    Rick erhob sich und folgte langsam den letzten Mitgliedern des Ensembles hinter die Bühne zu den Garderoben. Er ließ sich dabei Zeit und überlegte. Es ist vielleicht doch besser, wenn ich es gleich hinter mich bringe. So wenig Zeit wie möglich mit der Unterhaltung und dem Test verschwenden. Er sprach einen Regieassistenten an und erkundigte1 sich nach Miß Lufts Privatgarderobe. Der Mann trug das Kostüm eines ägyptischen Speerkämpfers. Er streckte nur die Hand aus. Rick ging auf die betreffende Tür zu, sah daran ein Schild >PRIVAT - MISS LUFT< und klopfte. “Herein!”
    Die Sängerin saß an ihrem Schminktisch und hatte ein leinengebundenes Rollenbuch auf den Knien liegen. Hier und da machte sie sich mit einem Kugelschreiber Notizen. Sie trug immer noch Kostüm und Make-up, bis auf die Haube. Die hatte sie auf einen Ständer gelegt.
    “Ja?” fragte sie und hob den Kopf. Die Bühnenschminke ließ ihre Augen größer erscheinen. Sie richteten sich riesig und bernsteinbraun auf ihn und ließen nicht mehr locker. “Sie sehen doch, daß ich sehr beschäftigt bin.” Ihrem Englisch merkte man eine Spur von einem Akzent an.
    “Sie können sich durchaus neben der Schwarzkopf sehen lassen”, sagte Rick. “Wer sind Sie eigentlich?” fragte sie - mit jener eigenartigen Kühle, die er schon bei so vielen Androiden angetroffen hatte. Es war immer dasselbe: Großartiger Verstand, überragendes Können, und dann diese Gefühllosigkeit. “Ich bin Beamter der Polizei von San Franzisko”, sagte er. “So?” Die großen, durchdringenden Augen blieben ausdruckslos und verrieten keinerlei Erschrecken. “Was wollen Sie hier?”
    Er setzte sich neben sie auf den Stuhl und zog den Reißverschluß seiner Dienstmappe auf. “Man hat mich hergeschickt, um Sie dem üblichen Persönlichkeitstest zu unterziehen. Es dauert nur ein paar Minuten.” “Muß das denn sein?” Sie deutete auf das Rollenbuch. “Ich habe noch viel zu tun.” Erst jetzt machte sie einen besorgten Eindruck.
    “Ja, es muß sein.” Er holte seine Instrumente für den Voigt-Kampff-Test heraus
und baute sie auf.
“Ein IQ-Test?”
“Nein, ein Gefühlstest.”
    “Dann muß ich meine Brille aufsetzen.” Sie streckte die Hand nach der Schublade ihres Schminktisches aus.
    “Wenn Sie ohne Brille Ihre Rolle lesen und Notizen machen können, dann reicht es auch für diesen Test. Ich werde Ihnen einige Bilder zeigen und verschiedene Fragen stellen. Unterdessen …” Er stand auf, beugte sich über sie und befestigte

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