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Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?

Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?

Titel: Traeumen Roboter von elektrischen Schafen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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synthetische schmerzstillende Mittel, für Silenizin. Dann lernte ich Horst Hartman kennen. Der betrieb damals ein Briefmarkengeschäft, einen Laden für alte, seltene Briefmarken. Horst weckte mein Interesse an Literatur aus der Vorkolonialzeit.” “Sie meinen an alten Büchern?”
    “An Geschichten über die Raumfahrt, die vor dem Beginn der Raumfahrt geschrieben wurden.”
    “Wie konnte man Geschichten über die Raumfahrt schreiben, bevor …”
“Die Autoren haben sie erfunden”, erklärte Pris.
“Und worauf stützten sie sich?”
    “Auf ihre Phantasie. Oft stellte sich später heraus, daß sie sich irrten. Zum Beispiel stellten sie den Planeten Venus als Dschungelparadies dar, in dem es von riesigen Ungeheuern und Frauen in silbern schimmernden Brustpanzern nur so wimmelte.” Sie warf ihm einen Blick zu. “Interessiert Sie das überhaupt? Große Frauen mit langen, goldgelben Zöpfen und schimmernden Brustpanzern, so groß wie Melonen?” “Nein”, antwortete er.
    “Irmgard ist auch blond, aber klein und zierlich. Jedenfalls kann man ein Vermögen verdienen, indem man vorkoloniale Literatur, alte Zeitschriften, Bücher und Filme, auf den Mars schmuggelt. Man kann sich dann vorstellen, wie es hätte sein können. Wie der Mars eigentlich sein müßte! Kanäle.”
    “Ich möchte meinen, daß es einem dann noch elender wird”, sagte Isidore. “Nein”, antwortete Pris kurz angebunden.
    “Haben Sie denn etwas von diesem vorkolonialen Lesestoff mit zur Erde
    gebracht?”
    “Hier auf der Erde ist das Zeug nutzlos, weil die verrückte Mode hier nie so schlimm grassierte. Es steht ja noch genug davon herum, in allen Bibliotheken. Daher bekommen wir auch den Nachschub. Am meisten …” Es klopfte an die Wohnungstür.
    Pris wurde aschgrau und flüsterte: “Ich kann nicht hingehen. Kein Geräusch, stillsitzen!” Sie lauschte angestrengt. “Hoffentlich ist die Tür abgeschlossen”, hauchte sie fast lautlos.
    Von fern rief eine Stimme auf dem Flur: “Pris, bist du da drin?” Eine Männerstimme. “Wir sind’s, Roy und Irmgard. Wir haben deine Karte bekommen.” Pris erhob sich und schlich ins Schlafzimmer. Als sie wiederkam, hielt sie einen Stift und ein Stückchen Papier in der Hand. Sie setzte sich wieder und kritzelte auf das Papier: GEHEN SIE AN DIE TÜR! Isidore nahm ihr nervös den Stift aus der Hand und schrieb zurück: WAS SOLL ICH SAGEN?
    Ärgerlich kritzelte Pris darunter: NACHSEHEN, OB SIE’S WIRKLICH SIND! Isidor stand auf und ging ins Wohnzimmer hinüber. Woher soll ich wissen, ob sie es sind? dachte er. Er öffnete.
    Ein Paar stand draußen auf dem schwachbeleuchteten Flur. Eine zierliche Frau mit blauen Augen und gelbblondem Haar. Der Mann war größer und hatte ein breitgeschnittenes, mongolisches Gesicht, das ihm einen brutalen Zug gab. Die Frau trug einen modischen Umhang, hohe, glänzende Stiefel und spitzzulaufende Hosen. Der Mann war schlampig gekleidet - loses, zerknittertes Hemd und fleckige Hosen.
    Er lächelte Isidore an, doch seine hellen Augen blieben hart.
    “Wir suchen …”, begann die kleine Frau, dann warf sie einen Blick an Isidore vorbei in die Wohnung. Ihre Miene verklärte sich. Sie stürzte an ihm vorbei und rief: “Pris! Wie geht’s dir denn?”
    Isidore drehte sich um. Die beiden Frauen umarmten einander. Er trat beiseite und ließ Roy Baty ebenfalls eintreten.

    14

    “Können wir offen reden?” fragte Roy und deutete auf Isidore. Pris zitterte vor Freude. Sie sagte: “Bis zu einem gewissen Punkt ist er in Ordnung.” Sie wandte sich an Isidore: “Entschuldigen Sie uns.” Sie nahm die Batys beiseite und flüsterte mit ihnen, dann kamen sie wieder zu Isidore zurück. “Das ist Mr. Isidore”, stellte Pris vor. “Er kümmert sich um mich.” In diesen Worten schwang ein beinahe bösartiger Sarkasmus mit. “Seht ihr? Er hat mir echte Nahrungsmittel mitgebracht.”
    “Nahrungsmittel”, wiederholte Irmgard Baty und lief neugierig in die Küche. “Pfirsiche!” rief sie. Sofort griff sie nach einer Schale und einem Löffel, aß mit gierigen kleinen Bissen und lächelte dabei Isidore an. Ihr Lächeln war anders als das von Pris - es strahlte unverhohlene Wärme aus. Isidore folgte ihr. Er fühlte sich unwillkürlich zu ihr hingezogen. “Sie kommen vom Mars?” fragte er.
    “Ja, wir haben es aufgegeben.” Ihre Stimme klang frisch, ihre klaren blauen
Augen strahlten ihn an. “Ein schreckliches Haus, in dem Sie hier leben. Sonst
wohnt doch niemand mehr

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