Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?
Sie recht, was Garlands Motive! betrifft”, sagte Rick. “Er wollte einen Keil zwischen uns treiben.” Er fühlte sich körperlich und geistig furchtbar abgespannt.
“Haben Sie Ihre Ideologie angepaßt?” fragte Phil Resch. “Haben Sie sich eine Philosophie zurechtgelegt, in die ich als Bestandteil der menschlichen Rasse hineinpasse?”
Rick antwortete: “Ihre emotionelle Fähigkeit, Ihr Einfühlungsvermögen, weist
einen Defekt auf, aber auf den erstreckt sich unser Test nicht, ich meine Ihre
Empfindungen gegenüber Androiden.”
“Natürlich wird das nicht getestet.”
“Vielleicht sollten wir es aber tun.” Dieser Gedanke kam ihm zum erstenmal. Bisher hatte er gegenüber den Androiden, die er tötete, noch nie etwas empfunden. Er war einfach davon ausgegangen, daß hier seine Psyche seinem Verstand folgte und den Androiden als nichts anderes ansah als eben eine superkluge Maschine.
Im Vergleich zu Phil Resch machte sich nun aber ein Unterschied bemerkbar. Instinktiv spürte er, daß er recht hatte. Gefühle gegenüber einem künstlich hergestellten Gegenstand? fragte er sich. Gegenüber einem Ding, das nur so tut, als lebte es? Aber Luba Luft schien doch echt zu leben, bei ihr war es nicht Simulation.
Phil Resch sagte ganz ruhig: “Ihnen ist doch wohl klar, wie es sich auswirken müßte, wenn wir Androiden - wie zum Beispiel Tiere - in den Bereich unserer gefühlsmäßigen Identifizierung mit einbeziehen würden.” “Wir wären schutzlos.”
“Absolut. Diese Nexus-6-Typen würden uns glatt überrollen. Sie und ich und alle anderen Blade Runner - wir stehen zwischen Nexus-6 und der Menschheit, eine Barriere, die beide trennt. Außerdem …” Er hielt inne, weil er bemerkte, daß Rick seinen Testapparat noch einmal hervorholte. “Ich dachte, der Test sei abgeschlossen?”
“Ich möchte mir selbst eine Frage stellen”, sagte Rick. “Sie sollen mir sagen, was die beiden Nadeln dabei anzeigen. Nennen Sie mir nur den Ausschlag, die Berechnung mache ich schon selbst.” Er klebte sich die Scheibe an die Backe
und stellte den Lichtstrahl ein, bis er genau in sein Auge schien. “Fertig?
Beobachten Sie die Zifferblätter. Diesmal lassen wir den Zeitfaktor weg. Ich
brauche nur die Amplitude.”
“Gut, Rick”, sagte Phil Resch bereitwillig.
Rick sagte laut: “Ich fahre mit einem Androiden, den ich gefangen habe, im
Lift nach unten. Plötzlich tötet ihn jemand ganz unvermittelt.”
“Keine besondere Reaktion”, meldete Phil Resch.
“Wie weit haben die Nadeln ausgeschlagen?”
“Die linke 2,8, die rechte 3,3.”
“Es handelt sich um einen weiblichen Androiden”, fuhr Rick fort. “Jetzt beträgt der Ausschlag 4,0 und 6.”
“Das ist hoch genug”, sagte Rick, entfernte die Klebescheibe von seiner Backe und schaltete den Lichtstrahl aus. “Das war eine ausgesprochen emotionelle Gefühlsreaktion, wie man sie etwa bei einer menschlichen Testperson bei den meisten Fragen findet: abgesehen von den extremen Fragen, den wirklich pathologischen - zum Beispiel wenn es um den Gebrauch von Menschenhaut zu Dekorationszwecken geht.” “Und was bedeutet das?”
“Daß ich zumindest auf gewisse Androiden gefühlsmäßig reagiere. Nicht auf alle, aber auf einen oder zwei. Luba Luft zum Beispiel, sagte er sich. Also habe ich mich geirrt. An Phil Reschs Reaktionen ist nichts Ungewöhnliches oder Unmenschliches - es liegt an mir!
Ob wohl schon jemals zuvor ein Mensch einem Androiden ähnliche Gefühle entgegenbrachte? überlegte er.
Es ist natürlich durchaus möglich, daß mir etwas Derartiges in meiner Arbeit nie wieder unterläuft, daß es sich um eine Anomalie handelt, die beispielsweise mit meiner Vorliebe für die Zauberflöte zusammenhängt. Und für Luba Luft, ihre ganze Karriere als große Sängerin. Gewiß ist mir etwas Ähnliches noch niemals begegnet, jedenfalls habe ich es nie wahrgenommen. Bei Polokov nicht und auch nicht bei Garland. Noch etwas wurde ihm klar: Wenn sich Phil Resch bei dem Test als Androide entpuppt hätte, so hätte ich ihn ohne jede Gemütsbewegung umgebracht - jedenfalls bestimmt nach Lubas Tod.
“Sie sitzen in der Klemme, Deckard”, sagte Phil Resch in leicht amüsiertem
Ton.
“Und was kann ich dagegen tun?” fragte Rick.
“Es liegt am Sex.”
“Sex?”
“Es liegt daran, daß sie - oder es - rein physisch attraktiv wirkte. Ist Ihnen das noch nie passiert?” Phil Resch lachte. “Uns hat man beigebracht, daß es sich hier um eines der grundsätzlichen
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