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Traeumer und Suender

Traeumer und Suender

Titel: Traeumer und Suender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Goeritz
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Aufstehen, Kopfschütteln, Schulterzucken, Zeigefinger und kleiner Finger zum
Ich-hab-deine-Frau-gefickt
ausgestreckt, Augenverdrehen, wütende Handkantenschläge und Griffe,
caca cazzo, faccia di culo
, in den Schritt.
    Sie hätten ihm nur erzählt, dass sie ein kleines Problem darin sähen, demnächst mit den Dreharbeiten zu beginnen, er müsse verstehen, sie könnten die Zusagen für Zuschüsse in der derzeitigen Haushaltslage nicht einhalten, man sähe doch die Situation in Griechenland, und Italien sei mit den hundert Milliarden, die jetzt der öffentlichen Hand fehlten … und daraufhin sei er ausgeflippt. Ausgeflippt! Ridley Scott,
sein
Regisseur! Angeschrien habe er sie, mit einem Aschenbecher beworfen, was Ralph sogleich richtigstellte, er habe lediglich die Unterlagen mitsamt einem Aschenbecher darauf vom Tisch gefegt, also seien die Herren und die Dame, ironisches Kopfnicken des Riesen, der dem Interviewer immer sympathischer wurde, nie wirklich in Gefahr gewesen, und wäre das nicht verständlich? Ein Regisseur, dem man das Licht abdreht, weil die Gewerkschaft der Beleuchter mit Streik droht, wenn Kürzungen durchgesetzt werden, sich die Tontechniker, Elektriker, Schreiner, Schneider, Maler, qualifizierten Fach-, Halbfach- und unqualifizierten,aber dringend zum Schleppen und Bauen gebrauchten Kräfte dem Streik angeschlossen und jetzt seit einer Woche alles lahmgelegt hätten, und niemand wäre da gekommen, weder die Dame noch die Herren, um ihnen aus dieser Misere zu helfen, da hätte er doch recht gehabt, der Ridley, und
va fan culo
sie sich selbst oder wie das hieß.
    Und was sie überhaupt meinten mit ein «kleines»!, ein
kleines
Problem?
    Ein Riesenscheißproblem sei das, wenn jetzt Leute entlassen würden, die für die Produktion von
Gleiwitz
zugesagt waren, wo der italienische Staat und der Bürgermeister von Rom – Nicken in Richtung der Dame, ja? – einen nicht unbeträchtlichen Teil an Geld und vor allem an Arbeitskräften beisteuern wollten, ja wo wären sie denn – Italien murmelte einer der Herren –, ja, ganz richtig Italien, setzte der alte Mann dann hinzu.
    Nein, hatte Erlenberg der Dame gesagt, er wolle sie nicht anlügen, so wären sie fertig miteinander. Am Ende eines Wegs. Bei aller Freundschaft – erledigt. Ridley Scott,
der
Ridley Scott, oder gäbe es da noch einen, den er, den sie übersehen hätte, säße da in Rom, bereit, seinen Film zu drehen, hier und nicht in den Barrandov-Studios in Prag oder in Babelsberg, die hätten sich nämlich auch angeboten, nein hier in Rom, in Italien, wo man ja auch gern wäre, sich gern dafür entschieden hätte, die Produktion eines weltberühmten Regisseurs mit einer weltberühmten Miss Kidman und dem neuen Heath Ledger über
das
europäische Ereignis mindestens des 20. Jahrhunderts, anzusetzen – und jetzt sei einfach so Schluss und Birne raus? Das ganze Set sitze im Dunkeln, weil sie ihre Beleuchter nicht mehr bezahlen, und niemand könne einspringen, weil das Geld aus den – italienischen – Töpfen plötzlich nicht mehr fließt, dabei war alles vertraglich geregelt, wie sie ja selber wüssten, und die EU-Fördermittel seien doch aber ganz günstig zupass gekommen,nicht wahr, ein kleiner Finanzstrom hierher, nach Roma, aber jetzt, wo sie Angst hätten vor einer Ratingabstufung durch Standard and Poors oder wie diese beschissenen Firmen auch immer hießen und die da irgendwo saßen wie Furunkeln am Arsch, wo sie jetzt wie wild die Staatsausgaben und den ewig vernuschelten Haushalt – Italiens! – überprüften und jetzt auf Kürzungen im Öffentlichen Dienst kämen – bei den Beleuchtern, ausgerechnet –, als ginge es ums Schweineschlachten – da wänden sich jetzt alle, obwohl sie vorher geschrien hätten, kommt her, kommt hierher, nein, nicht Babelsberg oder Barrandov in Prag, Cinecittà! Und man habe ja – wegen Italien … Und plötzlich heißt es nun: Italien sei bankrott. Der nächste Fall nach Griechenland, und schon schlägt das auf die Filmförderung durch, auf die Beleuchter? Und schon zögen sie ihre Zusagen zurück, vorauseilender Kadavergehorsam, schon setzten sie die Hälfte ihrer Belegschaft frei, dass man gar nicht mehr wisse, wo und wie und mit wem man noch arbeiten könne? Und da solle Ridley Scott sich nicht

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