Traeumer und Suender
aufregen dürfen und ein bisschen die Aschenbecher durch die Luft schleudern? Er denke doch. Sie hätten schlieÃlich alles auf Cinecittà hin gebucht! Nicht nur die Drehgenehmigungen, die Flüge, Hotels, was glaubten sie eigentlich, was das für ein Aufwand wäre, und plötzlich fehlten Leute, Beleuchter!, die die simpelste Technik machen, Know-how vor Ort, Händchen und Beinchen und kleine Rädchen, die für die simpelsten Dinge zuständig sind, damit hier wieder was läuft, damit überhaupt wieder was GroÃes gedreht wird in Rom, und das hätte doch er mit seinen EU-Zuschüssen erst wieder richtig ins Rollen gebracht. Mit
Gleiwitz
, Kidman und Ridley. Und jetzt werde wie wild entlassen und die zugesagte Kohle verweigert. Was glaubten Sie denn, dass er sich nicht die Galle aus dem Körper schrie? Und die Kidman, die Kidman sei schon letzte Woche fast durchgedreht,die habe nur noch über ihren Agenten mit sich reden lassen. Und ohne die Kidman, hätte Ridley schon letzte Woche gesagt, ohne die Kidman habe man keinen Film. Als ob er das nicht selber wisse, er, der Hunderte Filme gemacht habe, Hunderte, und der auf Rom pisse, wenn hier so gearbeitet werde, jawohl, Cloaca Maxima, er würde sich dem gerne anschlieÃen, pisse und scheiÃe! Internationale Produktion ohne Star â und das wegen Rom. Wegen ein paar Beleuchtern, ein paar Tausendern, Hunderttausendern, Millionen. Oh, aber sie dächten wohl, ein Verlust wäre das nicht, nein? Oh, aber sie sollten ihm schon glauben, dass das mitnichten so wäre, wenn nämlich die Kidman und der Ridley und er erst mal ihre Maschine bestiegen und losflögen, dann würden sie schon sehen, keine, er betone das, keine internationale Produktion würde mehr nach Rom kommen, das garantiere er, und dieser Herr hier, er zeigte auf den Interviewer, der schreibe Artikel für alle groÃen Zeitungen und Magazine der Welt, und dann sollten sie aber mal sehen, dann würden sie sehen, denn dann könne man Cinecittà und ihr ganzes beschissenes Rom nämlich in der Pfeife könne man das. Und ⦠jawohl.
Sie glaubten anscheinend, man sitze in den Hotels und verbrenne zum Spaà sein Geld? Und er würde es ihnen nur ein Mal sagen, ein einziges Mal, es gäbe zwei Möglichkeiten: Entweder sie lieÃen jetzt alles platzen, wegen ein paar Millionen von Zuschüssen und ein paar Hunderttausend für die Beleuchter, und dann machten sie alle einen Skandal daraus, oder sie besorgten sich für den Ausfall der staatlichen Mittel neue Geldgeber, jetzt, sofort, pronto, und sie, die Römer, versuchten die Leute zumindest so lange bei der Stange zu halten, bis die
Gleiwitz
-Produktion abgedreht wäre. Danach könnten sie abwickeln. Die Beleuchter, die Kabelbongos, die Schneide-, Vorführ-, Kullissenkulis, die Schneider und Schminker, von ihm aus könnten sie diedann alle verbrennen, wenn sie das wollten, sie hätten da ja Erfahrung, oder? Giordano Bruno? Wenn sie ihn jetzt in der Luft hängen lieÃen, dann ginge das bis ins Fernsehen, sie könnten sich in allen Nachrichten wiederfinden, sie, ganz persönlich.
Nein, das sei keine billige Revolvertaktik, billig schon gar nicht,
stronzo
,
cazzo
und
bastardo
, das könnten sie alles sagen, aber es wäre sein Geld, das sie hier verbrannten, und nicht nur das. Sie sollten nicht vergessen, dass er ihre Maschen und ihre Sprache kenne, nicht vergessen, dass er auch seine Methoden hätte, und da, jetzt hätten sie ihn aufgeregt, jetzt müsse ihn Ralph sofort in seinem Stuhl setzen und ihm etwas Sauerstoff geben, da könnten sie sehen, was sie angerichtet hätten, jetzt bräuchte er wieder sein Krüppelequipment.
Und genau das hatte Ralph dann gemacht; den Rollstuhl aus dem Nebenzimmer geholt, den alten Mann hineingesetzt und ihm mit der Sauerstoffmaske geholfen. Alle im Raum schwiegen betreten. Dann begannen sie, die Köpfe zusammenzustecken und leise miteinander die Situation zu bereden.
Der Interviewer hatte beobachten können, wie der Produzent aus halb geschlossenen Augen zusah. Als habe er sich nur hingesetzt, habe die Sauerstoffmaske nur aufgezogen, um sie reden zu lassen. Dann riss er sich die Maske vom Mund und sprang plötzlich auf und brüllte aus Leibeskräften:
Silenzio
! Er lieà sich von Ralph eines der Telefone geben, die auf dem Tisch standen, und tätigte einen Anruf; er bat um eine Konferenzschaltung, die
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