Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)
verzieht sich zu einem Lächeln, und ich platze laut raus vor Lachen. »Komisch, dass du das fragst. Das hatte ich mich auch schon gefragt …«
Fünfundzwanzigstes Kapitel
Als ich am nächsten Morgen zur Arbeit komme, erfahre ich, dass ich nach Martha’s Vineyard fliegen soll, um den aufstrebenden neuen Künstler kennenzulernen, von dem Magda ständig schwärmt.
»Was denn? Heute? « Ich verschlucke mich beinahe an meinem Latte Macchiato, erstarre zur Salzsäule und glotze Magda völlig perplex an.
»Was du heute kannst besorgen …«, murmelt sie leichthin und bricht ein Stückchen Bagel ab, das sie an Valentino verfüttert. »Wir müssen ihn uns unter den Nagel reißen, ehe ihn uns jemand vor der Nase wegschnappt.«
»Aber was ist mit Flügen, einer Übernachtungsmöglichkeit …?« , fange ich an, mit Hindernissen um mich zu werfen wie ein Messerwerfer im Zirkus mit seinem scharfen Arbeitsgerät.
»Alles erledigt.« Souverän wehrt sie sämtliche Einwände mit einem großen braunen Umschlag ab, den sie mir in die Hand drückt. »Eine Freundin vom Fitnessclub hat sich um alles gekümmert. Ihre Tochter arbeitet in einem Reisebüro. Und ich hatte was gut bei ihr – schließlich habe ich ihr einen Ehemann besorgt. Und glauben Sie mir, leicht war das nicht. « Magda schnalzt mit der Zunge. »Einundvierzig, drei Katzen, hässliche kleine Judy-Garland-Gewohnheit. Sie wissen, was ich meine?«
Wobei ich gar nicht mehr richtig zuhöre, weil ich schon dabei bin, den Umschlag aufzureißen und meine Flugtickets herauszuholen. »Mein Flieger geht um halb drei heute Nachmittag?« , japse ich atemlos.
»Wunderbar«, murmelt sie geistesabwesend und krault Valentino unter dem Kinn.
»Magda, das heißt, dass ich gleich zum Flughafen muss, in …« Schnell rechne ich im Kopf nach. »…nicht mal zwei Stunden!«
»Ich weiß. Sollten Sie nicht längst zu Hause sein und packen?« Stirnrunzelnd schaut sie mich an, als wundere sie sich, dass ich immer noch hier vor ihr stehe. »Sie wollen doch Ihren Flieger nicht verpassen.«
»Aber …« Ich mache den Mund auf und klappe ihn gleich wieder zu. Es ist sinnlos.Wenn Magda sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann will sie es sofort.
»Ach ja, und hier ist noch ein bisschen Lektüre für den Flug.« Magda reicht mir ein paar ausgerissene Zeitschriftenseiten. »Das ist ein Artikel über Artsy.«
»Wer ist denn Artsy?«
»Unser neuer Künstler!«, ruft Magda und hört kurz auf, Valentino mit kleinen Bagelhäppchen zu füttern. Empört fängt der an, lautstark zu kläffen, worauf sie ihn auf den Arm nimmt und ihn mit Küsschen überhäuft, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Denken Sie daran, Lutzi, die Galerie zählt auf Sie!«
Ich ringe mir ein Lächeln ab. Na toll. Nur kein Erfolgsdruck.
Ich mache mich sofort auf den Weg, nehme ein Taxi nach Hause und werfe schnell ein paar Sachen in meine Reisetasche. Wobei ich nicht die geringste Ahnung habe, was ich einpacken soll. Ich war noch nie auf Martha’s Vineyard und habe keinen Schimmer, was mich da erwartet. Irgendwie glaube ich, mich vage daran erinnern zu können, mal in einem Reiseführer gelesen zu haben, dass es eine kleine Insel vor Cape Cod ist, auf der amerikanische Präsidenten ihren Sommerurlaub verbringen, aber ich habe nicht mal Zeit, es zu googeln. Ich meine, ist es wirklich ein Weinberg, wie der Name verheißt? Laufe ich
womöglich Obama über den Weg? Soll ich lieber ein schickes Kleidchen mitnehmen oder lässige Shorts?
Am Ende packe ich beides ein sowie einen Haufen wahllos aus dem Schrank gerissener Klamotten, die überhaupt nicht zusammenpassen, springe hektisch in das wartende Taxi und lasse mich auf schnellstem Wege zum Flughafen kutschieren. Mein Rückflug ist erst am Freitagmorgen. Freitag? Das ist ja eine Ewigkeit.
Na ja, wobei, eigentlich nicht – das ist ja schon in zwei Tagen –, aber es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, weil Adam und ich uns nun bis Freitag nicht mehr sehen werden.
Adam .
Ich muss unweigerlich an gestern Abend denken. Herrje, das war wirklich knapp. Einen schrecklichen Moment lang dachte ich wirklich, ich hätte es vermasselt, und das bloß wegen Nates doofer bescheuerter Boxershorts, doch zum Glück habe ich gerade noch mal die Kurve gekriegt. Wobei ich nicht weiß, wie lange das gut gehen wird. Mir wird ganz flau bei dem Gedanken, und dann krame ich mein Handy aus der Handtasche und schreibe Adam eine SMS:
Danke für gestern Abend.
Ich stocke. Am liebsten möchte ich
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