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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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bloß gegen einen Baum gefahren, weiter nichts.«
    Ich verfalle kurz in Schweigen, während ich die Information verarbeite. Ich bin gar nicht tot. Dann …
    »Weiter nichts!«, schreie ich. »Erst rast du wie ein Irrer durch ein Unwetter, dann fährst du uns beide gegen einen Baum, und dann sagst du, mehr nicht ! Wahrscheinlich habe ich mir wegen dir sämtliche Arme und Beine gebrochen.«
    »Und, hast du?«
    Vorsichtig wackle ich mit Händen und Füßen. »Nein, aber darum geht es nicht.«
    »Genau darum geht es«, widerspricht er und reibt sich aufgebracht die Stirn. Dann seufzt er tief und schlingt die Arme ums Lenkrad.
    Widerstrebend regt sich ein wenig Sorge bei mir. »Alles in Ordnung bei dir?«
    »Alles bestens, nichts passiert«, entgegnet er steif. »Wobei ich das von meinem Auto nicht unbedingt behaupten würde.«
    Ich folge seinem Blick und schaue durch die Windschutzscheibe auf das grelle Licht. Erst jetzt merke ich, etwas peinlich berührt, dass es bloß die Scheinwerfer sind, die einen großen Baumstamm anstrahlen, an dem die Kühlerhaube wie eine Ziehharmonika zusammengeknautscht wurde.
    »Na ja, zumindest lässt er sich noch starten«, brummt Nate und lässt den Motor an. »Immerhin.«
    Mir fällt ein Stein vom Herzen. Gott sei Dank. Dann bin ich ja zum Glück bald in der Pension, heil und in einem Stück, und liege gemütlich eingekuschelt in meinem Bett.
    Moment, streichen Sie das. Es reicht mir schon, einfach wieder in der Pension zu sein.
    Der Regen trommelt unerbittlich auf das Autodach, während Nate den Rückwärtsgang einlegt und aufs Gaspedal tritt. Meine Erleichterung ist nur von kurzer Dauer. Dann hört man ein schrilles, hohes Kreischen, als die Räder durchdrehen, ohne dass wir uns einen Millimeter vom Fleck bewegen. Er tritt das Pedal durch. Die Reifen kreischen noch lauter.
    »Verdammt.« Wütend haut Nate mit der Faust auf das Lenkrad, reißt die Tür auf und verschwindet zum Heck des Wagens. Ein paar Sekunden später ist er wieder da, vollkommen durchnässt. »Wir stecken im Matsch.«
    Die verlockende Aussicht auf die warme, gemütliche Pension rückt in unerreichbare Ferne. »Wen willst du denn jetzt anrufen?«, frage ich, als Nate sein iPhone zückt. Bitte, sag mir jetzt nicht, das Studio. Oder deine Immobilienmaklerin.
    »Den Automobilclub. Wir brauchen einen Abschleppwagen.«
    »Und wie soll der uns finden?«
    Er guckt mich an, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank. »Ich habe GPS. Die können uns ganz genau orten.« Und damit fängt er an, auf den Touchscreen einzuhacken.
    »Oh, ach so … toll!« Da habe ich die ganze Zeit dieses vermaledeite iPhone abgrundtief verabscheut, und nun bringt dieses verhasste Ding uns wieder nach Hause. Ein warmes Gefühl des Dankbarkeit wallt in mir auf. Ein Glück, dass Nate so ein tolles Teil hat!
    »Es gibt bloß ein winzig kleines Problem.«
    »Ein Problem?« Ich schaue ihn misstrauisch an.
    Mit zusammengekniffenen Augen starrt er auf die Anzeige und beißt die Zähne zusammen. »Hier ist kein Empfang.«
     
    Nachdem wir gut zwanzig Minuten lang in vollkommener Dunkelheit und in strömendem Regen eine verlassene Landstraße entlanggelaufen sind, tauchen schließlich in der Ferne ein paar Lichter auf. Mir wird ganz warm ums Herz, als wir darauf zutrotten und ich ein Schild entdecke, das verheißt: »O’Grady’s Irish Tavern«. Noch nie in meinem ganzen Leben war ich so froh, einen Irish Pub zu sehen. Nass bis auf die Haut und starr vor Kälte drücken wir die Tür auf und stolpern hinein, und drinnen erwarten uns Wärme und Licht und der »Fisherman’s Blues« aus der Jukebox.
    Sofort entdeckt Nate das Münztelefon und sprintet hin, während ich in meinen durchweichten Schuhen platschend zur Theke tappe. Die Kneipe ist nicht besonders groß. Am entgegengesetzten Ende stehen ein paar Tische und Stühle, an denen ein paar Gäste zusammensitzen, allem Anschein nach Einheimische – die ich allmählich an ihrer Uniform aus gelben Segeljacken und abgewetzten Khakihosen erkenne.
Entlang der anderen Seite verläuft eine lange Theke mit gut sortierter Spirituosenauswahl, und die Wand dahinter ist mit hunderten und aberhunderten vergilbter Polaroids tapeziert. Zweifellos aufgenommen bei vergangenen St.-Patrick’s-Day-Festivitäten, stelle ich fest, da alle Leute darauf Grün tragen und jede Menge vierblättriger Kleeblätter zu sehen sind. Die Iren und ihre vielbeschworenen Glücksbringer.
    Von dem Glück könnte ich gerade auch was brauchen,

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