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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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ist es, als hätte die ganze Bar kollektiv den Atem angehalten. Und nun atmen alle plötzlich ganz erleichtert auf, überschwänglich fast schon. Es brandet sogar leiser Applaus auf, und irgendwer johlt begeistert.
    »Und dann? Was ist dann passiert?«, fragt Robyn ganz atemlos. Sie scheint völlig aus dem Häuschen zu sein. Wie die anderen auch, stelle ich fest, als ich den Blick kurz über mein Publikum schweifen lasse. Sieht ganz danach aus, als wüssten sie alle eine schöne Liebesgeschichte zu schätzen.
    Ich halte kurz inne und sammele mich. Der Augenblick entgleitet mir, ich spüre, wie er in der Vergangenheit verschwindet, von der Gegenwart verschluckt wird. Wie Venedig selbst versinkt er unaufhaltsam in den Fluten.
    »Na ja, der Sommer war zu Ende, also ist er nach Harvard zurückgegangen, und ich bin wieder nach Manchester«, erkläre ich nüchtern. »Wir schrieben uns fleißig, telefonierten gelegentlich, wenn wir es uns mal leisten konnten – damals waren Auslandsgespräche noch so unverschämt teuer, und ich hatte kein Internet.« Ich lächele wehmütig. »Beinahe ein Jahr lang haben wir eine Fernbeziehung geführt …« Ich unterbreche mich. Man merkt, dass alle begierig auf die Pointe warten. Auf das Happy End, auf das … und wenn sie nicht gestorben sind .
    Mir dreht sich der Magen um.
    »Und dann?« Die Rothaarige mit dem Glas Martini ist ganz außer sich.
    Plötzlich spüre ich wie eine gewaltige Last die Hoffnung all dieser Menschen auf meinen Schultern ruhen. Ich will sie doch nicht enttäuschen. Ich will sie nicht hängenlassen. Aber trotzdem …
    Ich habe einen Kloß im Hals. Selbst jetzt noch, nach all dieser Zeit, schnürt es mir jedes Mal, wenn ich daran denke, die Luft ab, und es versetzt mir einen Stich. Als bekäme ich keine Luft mehr. Als schwämme ich unter Wasser, und meine Lunge würde gleich platzen.
    Ich weiß es noch, als sei es gestern gewesen. Ich hatte gerade meinen Abschluss gemacht und übernachtete bei einer Freundin in London auf der Couch, während ich eine Atelierwohnung für mich suchte. Es war Sommer. Ich weiß noch, dass ich Vergissmeinnicht gesehen habe, als ich auf dem Weg nach Hause durch den Park schlenderte, und als ich mich bückte, um ein paar zu pflücken, überlegte ich, die hübschen blauen Blütenblätter zu pressen und an Nathaniel zu schicken.
    Als ich zur Tür hereinkam, rief meine Freundin schon nach mir. Sie stand im Flur und hielt mir den Hörer hin, ein breites, begeistertes Lächeln im Gesicht. Er war es, Nathaniel, mein amerikanischer Freund. Ich stürzte hin und riss ihr den Hörer aus der Hand, versuchte die Schnur zu entwirren, die sich um meine Finger schlang, atemlos vor Aufregung, endlich wieder mit ihm zu sprechen, ihm alles zu erzählen, was passiert war, was es in meinem Leben Neues gab, seine Stimme zu hören.
    Aber sobald ich sie hörte, wusste ich es. In diesem Sekundenbruchteil wusste ich es einfach.
    In Gedanken wieder zurück in der Gegenwart gelandet, hole ich tief Luft, um meine zitternde Stimme zu beruhigen, und sage, so nonchalant ich kann: »Wir haben uns getrennt. Er hat eine andere geheiratet.«
    Mein Publikum schnappt nach Luft. Robyn schlägt die Hand vor den Mund. Ein anderes Mädchen wirkt bitter enttäuscht.
    »Doch nicht im Ernst!«, schimpft der Barkeeper ungläubig.
    Meine Schwester, die bisher keinen Mucks gesagt hat, zum Teil aus Mitgefühl, zum Teil, weil sie die Geschichte schon tausend Mal gehört hat, nickt. »Im Ernst«, erklärt sie nüchtern an meiner Stelle. »Ich habe es mit eigenen Augen in der New York Times gesehen. Sie hatten eine ganzseitige Anzeige.«
    Überall in der Bar schnappen die Menschen entsetzt nach Luft. Weil ich die vielen Blicke auf mir spüre, konzentriere ich mich auf mein Bier, schlucke die bernsteinfarbenen Bläschen hinunter und versuche die Gefühle auszublenden, die chaotisch in mir herumwirbeln … Wie er sagte, dass es ihm leidtue, dass diese Fernbeziehung einfach nicht das Wahre sei und dass er jemanden kennengelernt habe, dass er mir nicht wehtun wolle, aber alles so schnell gegangen sei … Wie ich den Hörer fallen ließ und spürte, wie meine Knie weich wurden und meine Beine unter mir nachgaben und ich einfach im Flur zusammenklappte wie ein Häufchen Elend, und mich fühlte, als sei mein Herz entzweigerissen worden, wie dieser blöde Münzanhänger, den er mir gekauft hatte …
    Okay, das reicht. Ich reiße mich zusammen. Jetzt habe ich mich wieder viel zu sehr in

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