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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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diese Geschichte reingesteigert. Das ist alles Vergangenheit, und das soll es auch bleiben.
    »Da seht ihr, was passiert, wenn man an dumme Märchengeschichten über die unvergängliche Liebe glaubt«, sage ich trocken und reiße mich am Riemen. Dann stelle ich mein Glas ab und zwinge mich zu einem Lächeln. »Also, wer möchte noch was trinken?«

Viertes Kapitel
    Das Wochenende vergeht im ganzen Umzugstrubel mit Einpacken und Schleppen und Auspacken wie im Flug. Wir müssen ein paarmal hin- und herfahren, bis wir meine gesammelten Habseligkeiten von meiner Schwester in Robyns Wohnung transportiert haben – glauben Sie mir, ohne meine Schwester und ihre obligatorischen Listen hätte es noch wesentlich länger gedauert. Mit dem Klemmbrett in der Hand hat sie alles mit militärischer Präzision organisiert, was gar nicht so einfach war, wenn man bedenkt, dass meine beiden Koffer sich auf mirakulöse Art und Weise in acht Müllsäcke voller Krimskrams verwandelt hatten. Ich schwöre, das war wie beim Zauberbrei aus dem Schlaraffenland. Je mehr ich einpackte, desto mehr fand ich zum Einpacken. Korrigiere, desto mehr fand meine Schwester zum Einpacken.
    Sie kam mir vor wie einer CSI -Folge entsprungen, wie sie die ganze Wohnung durchkämmte, verirrte Socken unter Heizkörpern aufstöberte, meine Zahnbürste in der Küche entdeckte (Fragen Sie mich nicht, ich habe keine Ahnung, wie sie da hingekommen ist.) und eine Pilates-Übungs-DVD im Abspielgerät. Die habe ich in einem Anfall von unerklärlichem Enthusiasmus gekauft. Dem Umschlagtext zufolge sollte sich die unansehnliche Rolle, die aus meiner Jeans quoll, angeblich im Handumdrehen in etwas verwandeln, das die chronisch gutgelaunte, super durchtrainierte Vorturnerin als »Stahlkorsett« bezeichnete.
    »Angeblich« sage ich deshalb, weil nach zwei Wochen unter meinem T-Shirt nichts war, was auch nur im Entferntesten an
ein Korsett erinnerte, stählerner oder sonstiger Natur. Wobei ich zugeben muss, die Übungen nur ein einziges Mal gemacht zu haben. Zweimal, wenn man das eine Mal dazuzählt, als ich die langweiligen Stellen vorgespult habe.
    Um ganz ehrlich zu sein, hatte ich insgeheim gehofft, sie »versehentlich« vergessen und bei meiner Schwester liegen lassen zu können. So hätte ich eine tolle Ausrede gehabt, die Übungen nicht mehr machen zu müssen. Aber da hatte ich die Rechnung ohne Kates Spürhundqualitäten gemacht, und ehe ich mich’s versah, wurde die DVD aus ihrem Versteck geholt und meinem wachsenden Gepäckberg hinzugefügt.
    Zum Glück war Robyn da, um mir zu helfen, den ganzen Kram auf der anderen Seite wieder auszupacken. Ihre Herangehensweise war allerdings etwas anders als die meiner Schwester. Bei ihr lief das eher so:
Müllbeutel aufreißen.
Alles auf den Boden kippen.
Dann stundenlang wahllos Sachen herauspicken und zirpen: »Oh, was ist das denn?« (mein neues Butter Frosting -Schaumbad von Sephora – Himmel, ich liebe Sephora, mein neues spirituelles Zuhause), »Wow, darf ich das mal anprobieren?« (ein mit silbernen Pailletten bestickter Schal, den ich mal vor Ewigkeiten bei Top Shop gekauft und nie getragen habe, aber unbedingt immer mitnehmen muss, wenn ich mal ausgehe, nur für den Fall, dass mich der unwiderstehliche Drang überkommt, einen paillettenbestickten Schal anzuziehen) und »Oh mein Gott, bist du das wirklich?« (meine alten Fotoalben, ganz besonders die Bilder von mir als Teenager in meiner Schwarzkittel-Gothic-Phase, als ich praktisch nur aus Flüssig-Eyeliner und tiefschwarz gefärbten Haaren bestand).
    Robyn, so stelle ich schnell fest, ist, was man in einem Roman diskret als »beredt« umschreiben würde, was nichts anderes bedeutet, als dass sie ununterbrochen quasselt. An diesem ersten Wochenende scheint es mir, als würde sie kein einziges Mal Luft holen. Wenn sie nicht gerade mit mir redet, mit ihrer Mutter in Chicago oder einem ihrer zahlreichen Freunde, dann plappert sie auf Jenny und Simon ein, ihre beiden heißgeliebten Hunde, die ihr auf Schritt und Tritt folgen, den Kopf mit flehendem Blick leicht schiefgelegt in der Hoffnung, dass Leckerlis für sie aus Robyns Taschen herabregnen.
    Die beiden sind ehemalige Streuner, die sie aus dem Tierheim gerettet hat. Simon ist klein und dick und grunzt wie ein Schweinchen. Jenny ist schlanker, haariger und hat einen schrecklichen Unterbiss. Robyn liebt sie wie ihre eigenen Kinder. Ja, so, wie sie die beiden betüddelt und bemuttert, könnte man glatt glauben, sie

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