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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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gelauscht und mich über ihren Sinn für
Humor amüsiert, der sich auch dann zeigt, wenn sie es selbst nicht merkt. Aber das hier hat nichts damit zu tun. Das ist was ganz anderes. Etwas Edleres, Hehreres.
    Etwas verdammt Besonderes, denke ich und spüre plötzlich einen Heidenrespekt für diese kleine Person in mir aufsteigen.
    Wie benommen holt sie tief Luft und steht auf. »Das ist kein Grund, um Trübsal zu blasen. Das ist ein Grund zu feiern«, erklärt sie und beginnt, in der Galerie auf und ab zu laufen. »Wir stellen den angesagtesten Künstler der ganzen Stadt aus.Wenn nicht sogar der ganzen Welt!« Mit großer Geste öffnet sie die Arme und dreht sich mit blitzenden Augen zu mir um. »Das ist wunderbar, Lutzi, wunderbar!«
    Ihre Begeisterung ist ansteckend, und ich merke, wie sie mich trotz allem mitreißt. Sie hat recht. Artsy ist derzeit der angesagteste Künstler des Landes. Ganz egal, was danach auch passiert, dass er sich für seine erste öffentliche Ausstellung ausgerechnet unsere Galerie ausgesucht hat, ist ein unglaublicher Erfolg. Die Publicity ist Gold wert.
    »Wir müssen eine richtig große Party schmeißen«, sage ich lächelnd, »und diesmal gibt es echten Champagner.« Selbst wenn ich ihn mit meiner eigenen Kreditkarte bezahlen muss, denke ich, zu allem entschlossen.
    »Echten Champagner, echten alles! Ich will, dass es einfach umwerfend wird«, jubelt Magda. Dann bückt sie sich, hebt Valentino schwungvoll hoch und drückt ihn fest an sich. »Die Leute werden noch in hundert Jahren darüber reden. Diese Galerie wird nicht heimlich, still und leise vom Erdboden verschwinden. Oh nein, wir gehen unter mit Pauken und Trompeten! Wie die Titanic !«
    »Die Titanic?« , frage ich leicht irritiert.
    »Als sie unterging, spielte das Orchester immer weiter«, erklärt sie mit zitternden Lippen. »Das Orchester spielte bis zuletzt.
« Dann schaut sie mich mit verschleiertem Blick an, greift nach meiner Hand und zieht mich heran, was schließlich in einer Dreierumarmung endet: ich, Magda undValentino. »Das machen wir, Lutzi. Wir spielen bis zuletzt.«

Vierunddreißigstes Kapitel
    Den Rest des Morgens verbringen wir damit, Ideen für die Ausstellungseröffnung zusammenzutragen, die in sechs Wochen stattfinden soll. Vorausgesetzt, Magda kann die Bank so lange hinhalten. Die haben ihr wohl inzwischen einen Zwangsvollstreckungsbefehl geschickt, da sie schon seit Monaten mit den Kreditraten im Verzug ist.
    Aber das ist noch nicht alles. Jetzt, wo ihre finanzielle Schieflage ein offenes Geheimnis ist, erzählt sie mir freimütig, wie sich bei ihr die Kreditkartenrechnungen stapeln, dass sie eine neue Hypothek auf ihre Wohnung aufnehmen musste, um liquide zu bleiben, und so Zinsen auf Zinsen angehäuft hat, ohne die geringste Hoffnung, das Darlehen jemals wieder abbezahlen zu können. Und als wäre das noch nicht schlimm genug, hat sie das alles bis jetzt geheim gehalten. Weil sie nicht wollte, dass irgendwer sich ihretwegen Sorgen macht. Sie wollte nicht zugeben, dass ihr alles aus den Händen gleitet, nicht mal vor sich selbst, also hat sie alles für sich behalten.
    »Haben Sie es schon Ihren Kindern erzählt?«, frage ich, als sie mir ihr Herz ausgeschüttet hat.
    Bei der Frage zögert sie. »Nein, noch nicht.« Sie schüttelt den Kopf. Sie hält sich wirklich wacker, nimmt alles stoisch und mit bewundernswerter Würde hin, aber in ihren Augen sieht man, dass der Gedanke, es ihren Kindern zu erzählen, für sie das Allerschlimmste ist, und sie tut mir auf einmal schrecklich leid. Magda ist mir richtig ans Herz gewachsen, und ich habe großen Respekt vor ihr. Ich wünschte, ich könnte irgendwas tun, ihr irgendwie helfen.
    Aber ich kann nichts weiter tun, als sie zu unterstützen und nicht den Mut zu verlieren. Also setze ich ein fröhliches Gesicht auf und versuche, es ihr gleichzutun und frohgemut und heiter zu sein, doch es fällt mir nicht leicht.Wenn die Galerie schließt, verliere ich meinen Job und damit auch mein Visum für die Vereinigten Staaten. Dann muss ich wieder nach London zurückgehen und New York Lebewohl sagen.
    Bei dem Gedanken wird mir ganz schwer ums Herz, und unwillkürlich muss ich daran denken, dass – nein, daran will ich gar nicht denken. Wie gesagt, über dieses Zeug zerbreche ich mir nicht mehr den Kopf. Basta. Mir reicht’s.
     
    Mit Magdas Segen mache ich mittags Schluss und fahre zum Krankenhaus, wo ich mich mit Kate treffen will. Sie behauptet, es sei das beste

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