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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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Antwort lautet immer noch Nein«, raunzt Nate mich an, kaum dass er abgehoben hat.
    »Nate, bitte, hör mir kurz zu …«, versuche ich auf ihn einzureden, aber er schneidet mir das Wort ab.
    »Lucy, wie oft muss ich dir das noch sagen?«
    Ich seufze tief und versuche, Ruhe zu bewahren. »Hör zu, ich weiß, dass du das für keine gute Idee hältst.«
    »Ich halte diese Idee für die schlechteste, die du je hattest«, schnaubt er ins Telefon, »und das will schon was heißen.«
    Meine Wut auf ihn wird noch ein bisschen heftiger. »Ich finde bloß, du solltest mal in Ruhe darüber nachdenken.«
    »Ich habe schon darüber nachgedacht, und die Antwort lautet Nein.«
    Ich schaue auf die Uhr. Mist, das Stück fängt gleich an. Ich muss rein.
    »Warte mal kurz«, zische ich ins Telefon und verstecke das Handy unter meiner Jacke. Dann reiche ich der Platzanweiserin meine Karte und spaziere in den Theatersaal. Im ersten Moment bin ich richtig sprachlos. Wow, ganz schön beeindruckend. Ich werde ganz kribbelig. Ein echtes Broadway-Stück. Wie aufregend. »’tschuldigung, wo war ich gerade?«, flüstere ich, nachdem ich das Handy wieder aus der Jackentasche gekramt habe.
    »Du wolltest gerade auflegen«, meint Nate staubtrocken.
    »Und das war’s? Du willst es dir nicht noch mal überlegen?« Langsam gehe ich den Gang hinunter und suche meinen Platz.
    »Welchen Teil von ›Ich fahre nicht nach Venedig‹ hast du nicht verstanden?«
    Endlich habe ich meine Reihe gefunden und fange an, mich bis zu meiner Sitznummer durchzuschlängeln. Ich muss ihn irgendwie umstimmen, aber wie nur? Wie?
    »Ich muss Schluss machen«, kläfft er barsch.
    »Nein, warte. Und was war neulich mit dem Taxi?« Mich unablässig bei den bereits sitzenden Menschen entschuldigend, bahne ich mir den Weg zur Mitte der Reihe, wo noch zwei freie Plätze sind.
    »Was ist damit?«
    »Wir müssen dafür sorgen, dass es aufhört, und zwar ein für alle Mal, sonst werdet du und Beth …«
    »Lucy, hör auf damit. Schlag dir diesen Blödsinn aus dem Kopf.«
    »Das würde ich ja gerne«, gebe ich schnippisch zurück und linse auf die Nummern auf der Rückenlehne der Sitze. Zweiundzwanzig, dreiundzwanzig, vierundzwanzig … Am anderen Ende der Leitung herrscht tiefes Schweigen. »Nate, bist du noch da?«
    »Ja, ich bin hier.«
    Himmel, wie gruselig. Gerade dachte ich schon, seine Stimme nicht aus dem Telefon zu hören, sondern gleich neben mir. Bingo . Das ist mein Platz. Ich schaue auf und stehe direkt vor jemandem, der sich vom anderen Ende der Reihe bis hierher durchgeschlängelt hat.
    »Nate!« Schockiert starre ich ihn an. »Was machst du denn hier?«
    Man würde denken, dass ich mich inzwischen nicht mehr wundere, oder? Aber nein, falsch gedacht. Entsetzt glotze ich ihn mit offenem Mund an.
    »Was?« Das Handy noch am Ohr, schaut er auf und guckt mich verdattert an. »Ich will mir das Stück ansehen. Das hier ist mein Platz.« Und damit weist er auf den leeren Sitz neben meinem.
    Völlig perplex schaue ich auf den Sitz und dann wieder zurück zu ihm, bis plötzlich der Groschen fällt. »Du hast mein zweites Ticket bei eBay ersteigert?«
    »Das war dein Ticket?« Entgeistert guckt er mich an.
    Und dann sagt niemand mehr was, und wir stieren uns bloß reglos an, bis schließlich das Licht ausgeht und wir uns gezwungenermaßen hinsetzen müssen. Es wird still im Publikum, und alle warten darauf, dass der Vorhang hochgeht und die Vorstellung beginnt.
    Und plötzlich höre ich ein Flüstern an meinem Ohr.
    »Also, wann fliegen wir?«

Achtunddreißigstes Kapitel
    Venedig, Italien, 2009
    Es hat sich nichts verändert. Die Sommerhitze legt ein flimmerndes Flirren über die Stadt, durch das Venedig aussieht wie ein zum Leben erwecktes Canaletto-Gemälde. Majestätisch erheben sich die Kuppeln des Markusdoms über die pastellfarbenen Gebäude ringsum mit ihrem abblätternden Anstrich und der maroden Eleganz. Vaporetti brummen. Touristen drängeln. Inmitten der Menschenmenge Kinder, die über den Platz laufen und Tauben aufscheuchen; rauchende Männer in schicken Anzügen und mit Designersonnenbrillen; ein Fremdenführer mit Regenschirm in der Hand erzählt einer Gruppe deutscher Touristen etwas über die Geschichte der Stadt.
    Und in einem Labyrinth kleiner Gässchen, versteckt in einer winzigen uralten pensione , in einem Raum mit rüschenbesetzter rosaroter Bettdecke und einem Bild der Heiligen Jungfrau Maria an der Wand, zwei Menschen. Ein schwer gestresster

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