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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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finden sein, muss einfach, sage ich mir und winke in meinerVerzweiflung wahllos jedem vorbeifahrenden Fahrzeug zu, in der Hoffnung, eins davon könne vielleicht ein Taxi sein.
    Oh, guck mal, da hält eins an! Endlich! Wunderbar!
    Ein kleiner Freudenschauer durchläuft mich, der aber rasch gedämpft wird.
    Ähm, wobei, nein, das ist gar nicht so wunderbar. Das ist nämlich gar kein Taxi. Das ist irgend so ein Perversling im Auto. Und jetzt macht er auch noch obszöne Handzeichen.
    Igitt … Schnell springe ich von der Bordsteinkante zurück und marschiere zügig in die entgegengesetzte Richtung – was gar nicht so einfach ist auf Zehn-Zentimeter-Absätzen – und suche den Verkehr weiter nach einem gelben Taxischild ab. Ohne Erfolg. Der Knoten in meinem Magen zieht sich noch etwas fester zusammen. Mist. Ich komme zu spät. Viel zu spät. So spät, dass mein romantisches Dinner mit Nate vermutlich vor die Hunde geht.
    Kaum ist mir dieser Gedanke durch den Kopf geschossen, da sehe ich auch schon etwas Gelbes aufblitzen.
    Moment mal, ist das etwa … ?
    Wie aus dem Nichts taucht plötzlich ein Taxi auf und kommt mit einem Schlenker und quietschenden Reifen neben mir zum Stehen. Ach du lieber Himmel, wo kommt das denn so plötzlich her? Einen Augenblick lang starre ich es bloß an, während das Taxi seine Passagiere neben mir auf dem Bürgersteig absetzt und das Licht wieder aufleuchtet. Ich meine, wie kann das sein? Gerade eben war es noch nicht da, und im nächsten Moment …
    Lucy, um Himmels willen, steig einfach ein.
    »East Fifty-Seventh Street, bitte«, sage ich dem Fahrer, als ich hineingehüpft bin. Mensch, hör sich das einer an – ich klinge wie eine waschechte New Yorkerin. Stillvergnügt in mich hineinlächelnd, kann ich es mir nicht verkneifen, ihm zu sagen: »Und bitte treten Sie aufs Gas.«
     
    Robyn hat recht – der Laden ist oberschick.
    Als ich in dem eleganten Restaurant in Uptown ankomme, führt mich der livrierte Oberkellner durch den kleinen, intimen Speiseraum mit der dezenten Beleuchtung und dem leisen Hintergrundgemurmel klingender Gläser und klappernden Bestecks an einen kerzenbeschienenen Tisch in einem lauschigen, verschwiegenen Eckchen. Und zu Nathaniel, der in seinem dunkelgrauen Anzug tadellos und zum Anbeißen aussieht.
    Und mit jemandem an seinem iPhone quatscht. Dann sieht er mich und lächelt.
    Mein Magen schlägt einen Purzelbaum.
    »Entschuldige, Joe, darf ich dich zurückrufen?« Und im gleichen Atemzug sagt er mit einem anerkennenden Blick zu mir: »Wow, du siehst umwerfend aus.«
    »Danke.« Ich muss lächeln, und meine sämtlichen Unsicherheiten sind wie weggeblasen. Ich weiß gar nicht, warum ich so nervös war. Nate kennt mich in Boxershorts und Sweatshirt, mit Pferdeschwanz und ohne den kleinsten Hauch von Make-up. Gut, das ist zwar zehn Jahre her, aber trotzdem. »Entschuldige bitte die Verspätung.«
    »Wie schön, dass sich manche Dinge nie ändern«, sagt er, steht auf und küsst mich.
    Ein sehnsuchtsvolles Ziehen macht sich bemerkbar. Ja, da hat er wohl recht. Manches ändert sich eben nie.
    »Und, wie war dein Tag?«
    Jäh aus meinen lüsternen Tagträumen gerissen, sehe ich, wie der Kellner den Stuhl für mich nach hinten rückt. »Ach, du weißt schon«, murmele ich vage und nehme Platz.
    »Viel zu tun? Ich auch.« Nate nickt tröstlich und missversteht mich dabei gründlich. Das habe ich gar nicht gemeint. Um ehrlich zu sein, ist der ganze Tag wie im Flug vergangen, ein einziger Wirbel aus flatternden Schmetterlingen und nervöser Vorfreude auf den Abend. »Wir haben heute den ganzen Tag im Studio gedreht. War ziemlich anstrengend.«
    »Was habt ihr denn gedreht?« Wie ich Nate kenne, sicher ein Drama oder eine Geschichtsdoku oder was Politisches, darin hat er nämlich in Harvard seinen Abschluss gemacht.
    »Eine Quizshow.«
    »Eine Quizshow?« Das überrascht mich jetzt doch, und der Überraschung auf dem Fuße folgt etwas, das sich fast wie Enttäuschung anfühlt. Was völlig lächerlich ist. Ich meine, nichts gegen Quizshows. Meine Eltern gucken dauernd so was.
    »Ich weiß, was du jetzt denkst – was denkt sich Nate bloß dabei, Quizshows zu produzieren? –, aber was die Einschaltquoten angeht …«
    »Nein, nein, gar nicht«, stammele ich einen hastigen Protest. »Ich stehe total auf Quizshows.«
    Also gut, das ist ein klitzekleines bisschen geschwindelt. Ich kann mich nicht mal mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal eine Quizshow gesehen

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