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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
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warum die nie im Fernsehen kamen. Und er fragte sich, warum er im Zusammenhang mit Matty auf Australien kam. Wahrscheinlich weil er jedesmal, wenn man ihn besuchte, zugeknallt auf seiner Matratze rumlag und sich eine australische Serie ansah.
    Alison dachte an die Zeit, als sie mit Matty geschlafen hatte. Das war ewig lange her, bevor sie mit Drogen anfing. Sie mußte wohl achtzehn gewesen sein. Sie versuchte sich an Mattys Schwanz zu erinnern, an seine Maße, konnte ihn sich aber nicht vorstellen. Aber Mattys Körper fiel ihr wieder ein. Er war schlank und fest gewesen, wenn auch nicht besonders muskulös. Er hatte gut ausgesehen, so dürr, und er hatte unruhige Augen und einen durchbohrenden Blick gehabt, die seine Ruhelosigkeit verrieten. Aber woran sie sich am besten erinnerte, war, was Matty zu ihr gesagt hatte, als sie damals ins Bett gegangen waren. Er hatte zu ihr gesagt: – Ich werd dich vögeln, wie dich noch keiner gevögelt hat. Er hatte recht. So schlecht war sie noch nie gevögelt worden, weder vorher noch danach. Matty kam nach ein paar Sekunden, spritzte seine Ladung in sie und rollte keuchend und nach Luft schnappend von ihr herunter.
    Sie hatte gar nicht erst den Versuch gemacht, ihr Mißfallen zu verbergen. – Das war total beschissen, hatte sie zu ihm gesagt und war aufgestanden, ganz nervös und angespannt, erregt, aber unbefriedigt, und hätte am liebsten vor Enttäuschung laut geschrien. Sie hatte sich angezogen. Matty hatte nichts gesagt und sich nicht gerührt, aber sie war sicher gewesen, Tränen aus seinen Augen kullern zu sehen, als sie ging. Das Bild stand ihr vor dem geistigen Auge, als sie die Holzkiste sah, und sie wünschte sich, sie wäre etwas netter zu ihm gewesen.
    Franco Begbie war wütend und verwirrt. Er betrachtete jede Verletzung eines Freundes als persönliche Beleidigung. Er brüstete sich damit, auf seine Kumpel aufzupassen. Daß einer davon gestorben war, konfrontierte ihn mit seiner eigenen Ohnmacht. Franco löste dieses Problem, indem er seine Wut auf Matty richtete. Er erinnerte sich an damals, als Matty und Mikey Forrester sich in der Lothian Road feige verdrückt hatten und er die beiden Ärsche allein erledigen mußte. Nicht, daß ihm das irgendwelche Schwierigkeiten bereitet hätte. Aber es ging ums Prinzip. Man muß zu seinen Kumpeln stehen. Er hatte Matty für diese Feigheit büßen lassen: körperlich, indem er ihn verprügelt hatte, und in der Gruppe, weil er ihn mit heftigen Beschimpfungen demütigte. Jetzt wurde ihm klar, daß das für den Arsch noch lange nicht genug gewesen war.
    Mrs. Connell dachte an Matty, wie er als kleiner Junge gewesen war. Alle Jungs machten sich schmutzig, aber Matty war besonders schlimm gewesen. Wetzte alle Schuhe ab, verwandelte in kürzester Zeit alle Sachen in Lumpen. Sie hatte sich keine allzu großen Sorgen gemacht, als er als Jugendlicher Punk wurde. Es schien, als würde er nur aus der Not eine Tugend machen. Matty war immer ein Punk gewesen. Ihr fiel eine bestimmte Geschichte ein. Als er noch klein war, hatte sie sich ihre dritten Zähne anpassen lassen, und Matty hatte sie begleitet. Auf der Heimfahrt im Bus hatte sie sich sehr unsicher gefühlt. Matty bestand darauf, jedem im Bus zu erzählen, daß seine Ma falsche Zähne hatte. Er war ein besonders liebenswertes Kind. Aber man verliert sie, dachte sie. Wenn sie erstmal sieben sind, dann gehören sie einem nicht mehr. Und dann, wenn man sich gerade dran gewöhnt hat, passiert es mit vierzehn wieder. Irgendwas passiert. Und wenn sie dann Heroin drücken, gehören sie sich selbst nicht mehr. Weniger Matty, weniger Heroin.
    Sie schluchzte leise und rhythmisch, das Valium gab ihre Trauer in ekelhaften kleinen Atemzügen ab und mühte sich, den Sturm aus nackter Angst und Verzweiflung, der in ihr tobte, aufzulösen und gleichzeitig zu überdecken.
    Anthony, Mattys jüngerer Bruder, schmiedete Rache. Rache an all den Arschlöchern, die seinen Bruder kaputtgemacht hatten. Er kannte sie, einige von ihnen hatten sogar den Nerv, heute hier zu sein. Murphy, Renton und Williamson. Diese jämmerlichen Arschlöcher, die herumliefen, als könnten sie Eistüten scheißen, als wüßten sie was, von dem sonst keiner eine Ahnung hatte, dabei waren sie nur Junkie-Schrott. Die und die düsteren Gestalten im Hintergrund. Sein Bruder, sein verdammter, schwacher, dummer Bruder, hatte sich mit diesem Abschaum eingelassen.
    Anthonys Gedanken schweiften zurück zu dem Tag, als Derek Sutherland
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