Trainspotting: Roman (German Edition)
Und die füttern die Bullen an. Und dann sind wir alle dran.
Er schleudert dem Lütten einen Pfeil mitten ins Gesicht. Ich springe auf, und der Kleine schreit und fängt an, hysterisch zu heulen, zittert, als hätte ern Anfall oder sowas.
Ich seh, daß Begbie heimlich die Spitze abgeschraubt und bloß mit den Plastikfedern geworfen hat. Der Lütte heult noch immer, vom Schock.
– Warn doch bloß die verdammten Federn, du kleiner blöder Arsch! N Stück Plastik! Franco lacht hämisch und zählt n Haufen Geldscheine, aber mehr Münzen, für den Lütten ab. – Wenn dich die Bullen anhalten, haste das in Portobello oder inner Spielhalle gewonnen. Und ein Wort von hier, dann kannste gleich beten, daß dich die Bullen erwischen und nach Polmont schicken, bevor ich dich in die Finger krieg, haste mich verstanden?
– Ja… der Lütte zittert immer noch.
– Und jetzt hau ab und mach dich wieder an deinen dämlichen Samstagsjob im Heimwerkerladen. Und denk dran, wenn ich mitkriege, daß du mit dem verdammten Geld rumwedelst, steh ich auf der Matte, bevor du noch weißt, was los is.
Der Kleine nimmt seine Kohle und verschwindet. Viel abgekriegt hat er nich, n paar hundert Pfund von fast fünftausend etwa. Trotzdem, n Haufen Kohle für so n Jungspund, wenn du verstehst, was ich meine. Aber trotzdem, ich find, Franco isn bißchen sehr hart mit dem kleinen Scheißer umgesprungen.
– He Mann, der Junge hat uns zwei Riesen pro Nase eingebracht… ich mein ja bloß, Franco, vielleicht biste doch n bißchen hart mit ihm umgesprungen, findeste nich?
– Ich will nich, daß der kleine Arsch in der Gegend rumprahlt oder mit der Kohle wedelt. Mit so kleinen Ärschen was durchziehen, was Riskanteres gibts gar nich. Die können einfach nix für sich behalten, verstehste? Deshalb mach ich die Brüche lieber mit dir, Spud. Ich respektier deinen Professionalismus. Wenn du echte Profis auf so n Job ansetzt, dann is das kein Akt.
– Ja… genau, Mann, sag ich. Was soll ich sonst schon sagen, oder? Echte Profis. Klingt gut; klingt einfach klasse.
Ein Geschenk
Ich habs bei meiner alten Dame nich mehr ausgehalten; die war mir zu sehr aufn Keks gegangen. Also hab ich mich für Mattys Beerdigung bei Gav eingenistet. Auf der Zugfahrt is nich viel passiert; genau so wollt ichs haben. N paar Fall -Bänder aufm Walkman, vier Dosen Lager und meinen H. P. Lovecraft. N Nazi-Arsch, der alte H. P., aber gute Geschichten konnt er erzählen. Jedesmal, wenn son lächelnder Arsch sich auf den Platz mir gegenüber quetschte und sich entschuldigte, setzte ich mein »Bitte nicht stören, sonst…«-Gesicht auf. Eine vergnügliche Reise, also eine kurze.
Gavs neue Bude is in der McDonald Road; ich geh zu Fuß. Als ich bei ihm ankomme, is er nich grad bester Stimmung. Ich krieg schon leichte Panik, vielleicht hab ich mich zu sehr aufgedrängt; aber dann verrät er mir den Grund für seine miese Laune.
– Ich sag dir, Rents, kuck dir mal Second Price an, den Arsch, sagt er, schüttelt verbittert den Kopf und weist in das leere Vorderzimmer, – ich geb dem die Kohle, damit er das Zimmer auf Vordermann bringt; bißchen verputzen und streichen. Heute morgen sagt er, ich geh mal kurz in n Laden. Und seitdem is er nich wiedergekommen.
Am liebsten hätt ich Gav gesagt, daß es ziemlich bescheuert war, Second Price damit zu beauftragen, und komplett gaga, ihm auch noch die Kohle vorneweg zu geben. Aber vermutlich will er genau das im Augenblick nicht hören, und ich bin schließlich sein Gast. Statt dessen schmeiß ich meine Tasche in das leere Zimmer und geh mit ihm runter ins Pub.
Ich will wissen, was mit Matty war; was mit dem passiert is. Ich war echt geschockt von der Nachricht, aber eigentlich nich überrascht, um ehrlich zu sein.
– Matty hatte keine Ahnung, daß er positiv war, meint Gav. – War er wohl schon ne ganze Weile.
– Wars ne Lungenentzündung oder Krebs oder was? frag ich.
– Nein, ähm, Toxoplasmose. Schlaganfall.
– Häh? Das versteh ich nich.
– Echt traurig. Sowas konnte auch bloß Matty passieren, sagt Gav und schüttelt den Kopf. – Er wollte seine Kleine sehen, die kleine Lisa, Shirleys Baby, weißte? Shirley hat ihn nich in die Nähe des Hauses gelassen. Kein Wunder, bei dem Zustand, in dem er war. Na jedenfalls, kennste Nicola Hanlon?
– Ja, die kleine Nicky.
– Na, ihre Katze hatte Junge, und Matty hatte sich eines besorgt. Er wollte es zu Shirley rüberbringen, für die Kleine, verstehste? Also bringt er es
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