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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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nach Wester Hailes raus, um es der kleinen Lisa zu geben; als Geschenk
    Ich seh einfach nich den Zusammenhang zwischen dem Kätzchen und Mattys Schlaganfall, aber es klingt nach der typischen Matty-Geschichte. Ich schüttle den Kopf. – Das paßt. Ne kleine Katze als Geschenk, damit wer anderes drauf aufpassen muß. Ich wette, Shirley hat ihm die Meinung gegeigt.
    – Genau, und der Arsch hatte keine Ahnung, was los war, sagt Gav lächelnd und nickt verbittert. – Sie sagt zu ihm: Ich will keine Katze, auf die ich auch noch aufpassen muß, nimm se mit und verpiß dich. Also bleibt die Katze bei ihm hängen. Na, kannste dir ja vorstellen, was dann los war. Das Vieh wird vernachlässigt; das Katzenklo schwimmt vor Pisse; Scheiße überall. Und Matty liegt bloß rum, bis an die Kiemen mit Sgag oder Downer zugeknallt oder einfach bloß deprimiert, weißt ja, wie der so war. Na, wie gesagt, er hat nich gewußt, daß er AIDS hat. Er hat nich gewußt, daß man sich von Katzenscheiße Toxoplasmose holen kann.
    – Hab ich auch nich gewußt, sag ich. – Was isn das?
    – Mann, das is furchtbar. Das is sowas wie Abszesse im Hirn.
    Mir schauderte, und ich spürte ein ungeheures Gewicht auf meiner Brust lasten, als ich an Matty dachte. Ich hatte mal n Abszeß am Pimmel. Stell dir mal vor, du hast einen am Hirn, innen drin, den verdammten Kopf voller Eiter. Verdammt. Matty. So ne Scheiße. – Und was war dann?
    – Er kriegt Kopfschmerzen, also nimmt er auch mehr; um den Schmerz zu überdecken, klar? Dann hat er, na, sowas wie nen Schlaganfall gekriegt. Mit fünfundzwanzig; n Schlag, das is doch nich normal. Danach hab ich ihn nich wiedererkannt. Bin auf der Straße fast an ihm vorbeigelaufen; unten am Leith Walk, verstehste? Er sah uralt aus. Er war ganz zu einer Seite gebeugt, hinkte wien Krüppel, und sein Gesicht war ganz verzerrt. Aber so war er bloß drei Wochen lang oder so. Dann hat er nen zweiten Schlag gekriegt und is gestorben. Zu Hause. Der arme Kerl hat da ewig gelegen, bevor die Nachbarn sich über das Miauen und den Gestank beschwert haben, der aus seiner Wohnung kam. Dann hat die Polizei die Tür aufgebrochen. Matty lag da, das Gesicht in ner Pfütze getrockneter Kotze. Der Katze gings gut.
    Mir fiel die Wohnung ein, die ich mir mit Matty in Shepherd’s Bush geteilt hatte; da war er am besten drauf. Er mochte einfach diese ganze Punk-Szene. Die fanden ihn alle toll da. Er schlief mit jeder Maus in der Gegend, auch mit der Flamme aus Manchester, die ich schon seit ewig anbaggern wollte, der Glückspilz. Als wir dann wieder hier raufgezogen sind, lief für das arme Schwein alles schief. Und das is dann auch so geblieben. Armer Matty.
    – Scheiße, murmelt Gav, – Stinke-James. Der fehlt uns grade noch.
    Ich blickte auf und sah das offene, lächelnde Gesicht von Stinke-James, der auf uns zukam. Er hatte seinen Musterkoffer und alles dabei.
    – Alles klar, James?
    – Kann nich meckern, Leute. Wo haste dich denn versteckt, Mark?
    – In London, sag ich. Stinke-James ging einem auf den Keks; andauernd versuchte er, einem Parfüm anzudrehen.
    – Und, haste was Romantisches am laufen, Mark?
    – Nein, kläre ich ihn mit großer Freude auf.
    Stinke-James runzelt die Stirn und schürzt die Lippen: – Und Gav, wie gehts der Herzdame?
    – Gut, murmelte Gav.
    – Wenn ich nich falschliege, hatte sie das letzte Mal, als ich dich mit deiner Herzdame hier gesehen hab, Nina Ricci drauf, oder?
    – Ich will kein Parfüm, stellt Gav mit kalter Endgültigkeit fest.
    Stinke-James legt den Kopf zur Seite und streckt die Hände aus.
    – Dein Pech. Aber ich sag dir eins, mit nix kannste ne Frau besser beeindrucken als mit Parfüm. Blumen halten nich lange, und Schokolade kannste in unserer heutigen figurbewußten Zeit vergessen. Na, soll mir ja egal sein, sagt Stinke-James lächelnd und öffnet seinen Musterkoffer trotzdem, so als ob der Anblick der Flakons mit der Pisse schon genügt, daß wir unsere Meinung ändern. – Ich hab heute gut verkauft, kann mich nich beklagen. Dein Kumpel Second Prize, zum Beispiel. Den hab ich vor ner Stunde etwa im Shrub getroffen. Er war ziemlich voll. Er meint: Verkauf mir mal was von deinem Zeug, ich will zu Carol. Ich hab sie wie den letzten Dreck behandelt, muß sie mal n bißchen verwöhnen. Hat nen ganzen Stapel gekauft, echt wahr.
    Gav fällt die Kinnlade runter. Er ballt die Faust und schüttelt wütend und resigniert den Kopf. Auf der Suche nach weiteren Opfern verzieht sich

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