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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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stärker unter die Haut gegangen als Spuds Gejammer von wegen Solidarität. Und den Stoff das Klo runterspülen is einfach nich drin. Lieber laß ich mich einlochen.
    – Also, wie ich das seh, meint Matty, is das doch Lesleys Baby, oder? Hätt se besser drauf aufgepaßt, dann würds vielleicht noch leben. Was hatn das mit uns zu tun?
    Sick Boy fängt an zu hyperventilieren.
    – Ich sags ja ungern, aber Matty hat recht, sag ich. Mir tut langsam alles weh. Ich will einfach bloßn Schuß und dann nichts wie weg hier.
    Sick Boy hält sich ganz raus. Komisch. Normalerweise brüllt der Arsch jeden an, ob man nun zuhört oder nich.
    Spud sagt: – Wir können Les doch nich einfach hängenlassen, das is doch echt scheiße. Verstehste, was ich meine?
    Ich seh zu Sick Boy rüber. – Und von wem is das Baby? frage ich. Sick Boy gibt keine Antwort.
    – Jimmy McGilvary, sagt Matty.
    – Du spinnst ja, sagt Sick Boy verächtlich.
    – Spiel hier bloß nich den Unschuldsengel, macht Matty mich an.
    – Häh! Du hast wohln Arsch offen! Was solln das? entgegne ich. Dieser Ausbruch von dem Idioten verwirrt mich völlig.
    – Du wars doch dabei, Rents. Auf Bob Sullivans Party, sagt er.
    – Nee, du, ich war nie mit Lesley zusammen. Das ist die Wahrheit, aber dann wird mir klar, daß dasn Fehler war. Manchmal glauben die Leute das Gegenteil von dem, was man ihnen sagt; vor allen Dingen, wenns um Sex geht.
    – Und warum biste dann am Morgen auf Sullys Party neben ihr gelegen?
    – Ich war fertig, Mann. Völlig stoned. Ich hätt nich maln steifen Hals gekriegt, nich mal mit der Türschwelle als Kissen. Ich kann mich nich erinnern, wann ich das letzte Mal was mit ner Frau hatte. Meine Erklärung überzeugt sie. Sie wissen, wie lang ich schon schwer drauf bin und was das fürs Liebesleben heißt.
    – Na ja… mir hat einer erzählt… Seeker wärs gewesen… meint Spud.
    – Nee, Seeker nich, schüttelt Sick Boy den Kopf. Er legt dem toten Baby eine Hand auf die kalte Wange. Seine Augen füllen sich mit Tränen. Ich bin kurz davor loszuflennen. Irgendwas schnürt mir die Brust zusammen. Ein Geheimnis is gelüftet. Das tote Gesicht der kleinen Dawn sieht meinem Kumpel Simon Williamson sehr ähnlich.
    Dann schiebt Sick Boy den Jackenärmel hoch und entblößt die nässenden Stellen an seinem Arm. – Ich rühr die Scheiße nie wieder an. Von jetzt an bin ich clean. Er setzt seinen wunden Rehblick auf, was er immer macht, wenn er jemanden vögeln oder anpumpen will. Aber ich glaubs ihm fast.
    Matty schaut ihn an. – Ach komm schon, Si. Zieh nich gleich die falschen Schlüsse. Was mit dem Baby passiert is, hat doch mit dem Stoff nix zu tun. Is auch nich Lesleys Schuld. Ich hatte sie wohl nich mehr alle, so zu reden. – Sie war ne gute Mutter. Sie hat das Baby geliebt. Niemand hat Schuld. Kindstod eben. Kommt doch andauernd vor.
    – Ja genau, plötzlicher Kindstod, Mann… verstehste? stimmt Spud mir zu.
    Ich hab das Gefühl, ich mag sie alle. Matty, Spud, Sick Boy und Lesley. Das will ich ihnen auch sagen. Ich versuchs, aber raus kommt: – Ich koch was auf. Die glotzen mich an, als wär ich gestört. – He, ich bins bloß, sage ich achselzuckend. Ich geh ins Wohnzimmer.
    Es is mörderisch. Lesley. In solchen Dingen bin ich zu nichts zu gebrauchen. In meinem Zustand zu weniger als nichts. Negativ nützlich. Lesley hat sich nich von der Stelle gerührt. Ich hab das Gefühl, ich müßt zu ihr hin und sie trösten, den Arm um sie legen. Aber meine Knochen sind wie verdreht und verschrammt. Im Augenblick könnt ich niemanden anrühren. Statt dessen fasle ich rum.
    – Tut mir echt leid, Les… da hat niemand Schuld… Kindstod und so… kleine Dawn… so was von schade… echt schade, eh, ich sags dir.
    Lesley hebt den Kopf und schaut mich an. Ihr schmales weißes Gesicht sieht aus wie ein in milchige Frischhaltefolie eingewickelter Schädel; ihre Augen sind blutunterlaufen, schwarze Ringe drumrum.
    – Kochst du was auf? Ich brauch n Schuß, Mark. Ich brauch nen verdammten Schuß. Mach schon, Mark, koch uns nen Schuß auf…
    Endlich bin ich zu was gut. Überall flogen Spritzen und Nadeln rum. Ich versuchte mich daran zu erinnern, welches Besteck meins war. Sick Boy meint, daß er niemals, unter keinen Umständen, mit wem die Nadel teilt. Son Scheiß. Wenn einem is wie mir grade, dann is einem das ehrlich gesagt scheißegal. Ich nehme die nächstbeste, und das is wenigstens nicht die von Spud, der hat nämlich in der anderen Zimmerecke

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