Trainspotting: Roman (German Edition)
aufhören zu trinken, bis es ans Eingemachte ging, und bis dahin war auch das letzte bißchen Adrenalin aufgebraucht.
O-hon being just a la-had li-hike you
I joined the I-hi-Ah-har-A – provisional wing!
Im Flur klingelte das Telefon. June ging dran. Dann riß Begbie ihr den Hörer aus der Hand und scheuchte sie fort. Sie schwebte wie ein Geist zurück ins Wohnzimmer.
– Was? WAS? WEN? STEVIE? JA, AUGENBLICK MAL. UND PROST NEUJAHR, SÜSSE … Franco legte den Hörer hin, –… wo zum Henker is denn… Er ging ins Vorderzimmer. – Stevie. Da is ne Schnalle am Telefon für dich. Klingt, als hätt se n paar Eier im Mund. London.
– He! Der is aber drauf! lachte Tommy, als Stevie von der Couch aufsprang. Die letzte halbe Stunde hatte er schon pissen müssen, aber seinen Beinen nicht getraut. Jetzt funktionierten sie einwandfrei.
– Steve? Sie nannte ihn »Steve«, nicht »Stevie«. Machten da unten alle. – Wo bist du gewesen?
– Stella… wo ich gewesen bin… ich hab gestern versucht, dich anzurufen. Wo bist du? Was machst du? Beinahe hätte er gesagt, ›mit wem bist du zusammen‹, konnte sich aber noch beherrschen.
– Ich war bei Lynne, sagte sie. Natürlich. Bei ihrer Schwester. In Chingford oder einem ähnlich langweiligen und häßlichen Kaff. Stevie verspürte einen Schwall Euphorie.
– Frohes Neues Jahr! sagte er erleichtert und freudestrahlend.
Der Piepser im Telefon ging los, dann fielen wieder Münzen in den Schacht. Stella war nicht zu Hause. Wo war sie? In einem Pub in Millard?
– Frohes Neues Jahr, Steve. Ich bin am Kings Cross. Ich setz mich in zehn Minuten in den Zug nach Edinburgh. Holst du mich um Viertel vor elf am Bahnhof ab?
– Was!! Du machst Witze… Na logo! Gibt keinen Ort auf der Welt, wo ich um Viertel vor elf lieber wär. Du hast mein Neujahr gerettet. Stella… was ich letztens erzählt hab… das mein ich ganz ernst, weißt du…
– Das ist gut, ich glaub nämlich, ich hab mich in dich verliebt… ich hab die ganze Zeit nur an dich gedacht.
Stevie mußte heftig schlucken. Er spürte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen. Eine davon ging auf Reisen und rollte ihm die Wange hinunter.
– Steve… alles in Ordnung? fragte sie.
– Viel mehr als das, Stella. Ich liebe dich. Ohne jeden Scheiß und ohne jeden Zweifel.
– Verdammt… das Geld ist aus. Und verarsch mich niemals, Steve, das ist kein Spiel… bis Viertel vor elf… ich liebe dich…
– Ich liebe dich! ICH LIEBE DICH! Dann fing es zu piepen an, und die Leitung war tot.
Stevie hielt den Hörer liebevoll fest, als sei er ein Teil von ihr. Dann legte er auf und ging pinkeln. Er hatte sich noch nie so lebendig gefühlt. Als er zusah, wie sein stinkender Urin in die Schüssel platschte, ließ sich sein Hirn von zärtlichen Gefühlen überfluten. Stevie wurde von einer mächtigen Liebe für die Welt ergriffen. Es war Neujahr. Auld Lang Syne. Er liebte alle, vor allen Dingen Stella und seine Freunde auf der Party. Seine Kumpel. Warmherzige Rebellen; das Salz der Erde. Abgesehen davon liebte er sogar die Jambos, die Fans von Hearts of Midlothian. Das waren gute Menschen; unterstützten doch nur ihre Mannschaft. Dieses Jahr würde er bei vielen von ihnen vorbeischauen, unabhängig vom Ergebnis. Stevie würde seinen Spaß daran haben, Stella quer durch die Stadt von einer Party zur anderen zu führen. Das würde toll werden. Diese Spaltungen nur wegen des Fußballs waren doch dumm und überflüssig, liefen den Interessen einer Einheit der Arbeiterklasse zuwider und sorgten dafür, daß die Hegemonie der Bourgeoisie unangetastet blieb. Stevie hatte den vollen Durchblick.
Er ging zurück ins Zimmer und legte Sunshine on the Leith von den Proclaimers auf. Er wollte feiern, daß hier sein Zuhause war, seine Leute, ganz egal, wo er hinging. Nach etwas Gegrummel stieß das Lied doch auf Gegenliebe. Die Pfiffe, als er die vorige Platte runtergenommen hatte, verstummten angesichts seiner Ausgelassenheit. Stevie schubste Tommy, Rents und Begbie herum, sang laut und tanzte mit Kelly, ohne sich um den Eindruck zu scheren, den seine offensichtliche Verwandlung auf die anderen machte.
– Schön, daß du jetzt auch mitmachst, sagte Gav zu ihm.
Auch während des Spiels war er noch high, während es für die anderen völlig schieflief. Wieder wurden ihm seine Freunde fremd. Erst konnte er ihre Freude nicht teilen, und jetzt konnte er ihre Verzweiflung nicht verstehen. Hibernians verloren gegen Hearts. Beide Seiten ließen
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