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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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braunen Fleck an der Wand über ihr hängen. Was zum Henker war das? Wie ist der da hingekommen?
    Sick Boy is aufn Beinen. Seine Augen quellen vor wie bei nem Frosch. Jedenfalls erinnert er mich an einen Frosch. So wie er aus völliger Bewegungslosigkeit einfach hochhopst. Er glotzt Lesley n paar Sekunden an und schlurft dann ins Schlafzimmer. Matty und Spud glotzen verständnislos in der Gegend rum, aber sogar denen geht in ihrem benebelten Verstand auf, daß da was ganz Furchtbares passiert sein muß. Mir auch. Verdammt, ich wußtes sofort. Und ich sagte, was ich immer sage, wenn was innen Arsch geht.
    – Ich koch erstmal einen auf, sag ich. Matty durchbohrt mich mit Blicken. Er nickt mir zu. Spud steht auf, geht zur Couch rüber und setzt sich neben Lesley. Sie hält den Kopf in den Händen. Einen Augenblick glaub ich glatt, daß Spud sie anfassen will. Soll er ruhig. Ich will, daß er es tut, aber er starrt sie bloß an. Sogar von hier aus kann ich sehen, daß er das große Muttermal an ihrm Hals anglotzt.
    – Das is meine Schuld… allein meine Schuld, jammert sie durch die Hände.
    – He, Les… haste gehört, Mark kocht was auf, he… hörste… sagt Spud zu ihr. Das ist das erste Mal seit Tagen, daß ich ihn was sagen hör. Der Arsch hat wohl schon mehr gesprochen im Leben, als ihm zusteht. Glasklar.
    Sick Boy kommt zurück. Sein ganzer Körper zieht nach vorn, wie vom Hals abwärts, als ob er an ner Leine zerrt. Er klingt furchtbar. Seine Stimme erinnert mich an den Dämon im Exorzisten. Macht mich ganz irre.
    – Scheiß… das is vielleichtn Scheißleben, was? Dann passiert sowas, und was machste dann? Häh?
    So hab ich ihn noch nie erlebt, und ich kenn den Mistkerl fast schon mein ganzes Leben lang. – Wasn los, Si? Was geht ab hier?
    Er kommt auf mich zu. Ich denk schon, er will mir eine reinbraten. Wir sind die besten Kumpel, aber wir ham uns auch früher schon verdroschen, im Suff oder aus Wut, wenn einer dem anderen auf die Nerven gegangen is. Nix Schlimmes, bloß so. Unter Kumpeln geht das. Aber nich jetzt, wo mir langsam schlecht wird. Meine Knochen wären in tausend Stücke gegangen, wenn der Kerl das getan hätt. Aber er beugt sich bloß über mich. Dank dir, Sick Boy Simon.
    – Das wars. Wir können einpacken! stöhnt er laut und verzweifelt. Hörte sich an wien Hund, der überfahren worden is und darauf wartet, daß ihn wer von seinen Leiden erlöst.
    Matty und Spud hieven sich hoch und gehn rüber ins Schlafzimmer. Ich folge ihnen, schieb mich an Sick Boy vorbei. Ich spür den Tod in dem Zimmer, noch bevor ich das Baby seh. Es liegt mit dem Gesicht nach unten im Kinderbettchen. Es, nein, sie, is kalt und tot, blau um die Augen. Ich brauch sie nich anzufassen, um Bescheid zu wissen. Sie liegt da wie ne achtlos weggeworfene kleine Puppe unten in nem Kinderkleiderschrank. Die Kleine. So verdammt klein. Kleine Dawn. So was von schade.
    – Die kleine Dawn… ich glaubs einfach nich. So was von schade, Mann… sagt Matty und schüttelt den Kopf.
    – Echt heavy, das… verstehste, verdammt… Spud läßt den Kopf auf die Brust sinken und atmet langsam aus.
    Matty schüttelt noch immer den Kopf. Er sieht aus, als würd er gleich implodieren.
    – Ich glaub, ich hau hier ab. Das krieg ich nich gebacken.
    – Du spinnst wohl, Matty! Niemand rührt sich weg! brüllt Sick Boy.
    – Bleib cool, Mann. Bleib cool, sagt Spud, der sich alles andere als cool anhört.
    – Wir ham hier jede Menge Stoff gebunkert. Die Straße wimmelt seit Wochen bloß so von Drogenbullen. Wenn wir uns jetzt verdrücken, sind wir alle erledigt. Draußen sind überall Bullenschweine, sagt Sick Boy und müht sich, die Fassung zu wahren. Er konnt noch nie an was anderes als an Polizei denken. Wenns um Drogen ging, waren wir alle zutiefst liberal und vehement gegen jegliche staatliche Eingriffe.
    – Ja, ja, aber vielleicht sollten wir doch verschwinden. Wenn wir erstmal aufgeräumt ham und verduftet sind, kann Lesley n Krankenwagen oder die Bullen rufen. Ich fand, Matty hatte recht.
    – He… eigentlich müssen wir das zusammen mit Les durchstehn, verstehste. Wie Kumpel halt. Klar? meint Spud. Diese Art von Solidarität kommt mir unter den gegebenen Umständen ein wenig zu ausgefallen vor. Matty schüttelt wieder den Kopf. Er hat gerade sechs Monate in Saughton abgesessen. Wenn er wieder erwischt wird, isser richtig fällig. Aber draußen patrouillieren die Bullen. Jedenfalls kommts einem so vor. Sick Boys Darstellung is mir

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