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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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machst du da? kreischt June. Wir ziehen den Arsch die Straße runter, und Polizeisirenen heulen auf.
    – Der Sack da, der Sack und seine Kumpel da drin, die haben meinen Bruder abgestochen! brüllt Begbie empört. June macht ein betretenes Gesicht.
    Son Blödsinn. Begbies Bruder Joe ist vor vier Jahren bei ner Schlägerei in nem Pub in Niddrie niedergestochen worden. Den Streit hat er selbst vom Zaun gebrochen, und schwer verletzt war er auch nich. Außerdem hassen sich Franco und Joe. Aber so hat Begbie nun die scheinheilige moralische Munition, die er brauchte, um seine regelmäßigen, durch Alkohol und Angst gespeisten Kriege gegen die hiesige Bevölkerung zu rechtfertigen. Eines Tages wirds ihn erwischen. Soviel steht fest. Aber dann möcht ich nich dabei sein.
    Hazel und ich stapften hinter Franco und June hinterher. Hazel wollt weg. – Mit dem stimmt doch was nicht. Hast du den Kopf von dem Typen gesehen? Komm, wir haun ab.
    Und dann log ich sie an, um Begbies Verhalten zu rechtfertigen. Zum Kotzen. Ich konnt ihre Wut und den ganzen Ärger, der damit verbunden war, nicht ertragen. Das mit dem Lügen war einfach, wir alle logen, wenns um Begbie ging. Die Lügen, die wir uns und anderen erzählten, hatte ne ganze Begbie-Mythologie begründet. Wir spielten eine große Rolle darin, ihn zu dem zu machen, der er war.
    Mythos: Begbie hat Sinn für Humor.
    Wahrheit: Begbies Sinn für Humor speist sich ausschließlich aus den Unglücksfällen, Rückschlägen und Schwächen anderer, meistens seiner Freunde.
    Mythos: Begbie is n »harter Kerl«.
    Wirklichkeit: Ich persönlich würde Begbie im Kampf Mann gegen Mann nicht allzu hoch einschätzen, wenn er seine Bewaffnung aus Klappmessern, Baseballschlägern, Totschlägern, Biergläsern, angespitzten Stricknadeln usw. nich dabei hat. Ich und die meisten anderen haben viel zuviel Angst, um diese Theorie zu testen, aber das is mein Eindruck. In nem fairen Kampf hat Tommy mal n paar Schwächen bei Begbie offengelegt. Hat ihn ziemlich was an die Backen gegeben, echt. Tommy isn ziemlich durchtrainierter Hund, aber Begbie hat am Ende gewonnen, das muß man der Ehrlichkeit halber sagen.
    Mythos: Seine Freunde mögen ihn.
    Wahrheit: Seine Freunde haben Angst vor ihm.
    Mythos: Begbie würde keinen seiner Kumpel verraten.
    Wahrheit: Seine Kumpel sind viel zu vorsichtig, um diese Aussage zu überprüfen, und bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen sie es getan haben, hat sich das Gegenteil als wahr herausgestellt.
    Mythos: Begbie steht hinter seinen Kumpeln.
    Wahrheit: Begbie prügelt unschuldige kleine Typen durch, die aus Versehen sein Bier verschütten oder ihn anrempeln. Psychopathen, die Begbies Kumpel terrorisieren, gehen straffrei aus, weil sie meistens bessere Freunde von Begbie sind als die, mit denen er rumhängt. Er kennt sie alle noch von der Schule, ausm Gefängnis und von der Unfallstation, die typischen Freimaurerverbindungen unter Pennern.
    Jedenfalls helfen mir diese Mythen dabei, den Abend zu retten.
    – Hör mal, Hazel, ich weiß, Franco is angespannt. Is halt so, daß die Typen seinen Bruder Joe so fertiggemacht haben, daß er am Beatmungsgerät hing. Die Familie hält echt zusammen.
    Begbie is wie Drogen, eine Sucht. Am ersten Tag in der Grundschule sagte der Lehrer zu mir: – Du setzt dich neben Francis Begbie. In der Realschule dasselbe. Ich war bloß deswegen gut in der Schule, damit ich in die Begabtenklasse kam und Begbie loswurde. Als Begbie dann von der Schule flog und auf dem Weg zur Besserungsanstalt Polmont auf ne andere Schule geschickt wurde, ließen meine Leistungen nach, und ich kam wieder in die Normalklasse. Hauptsache, kein Begbie mehr.
    Dann, als ich Schreinerlehrling bei ner Firma in Gorgie war, war ich auf dem Telford College, um meinen Berufsschulabschluß zu machen. Ich sitz in der Cafeteria vor meinen Pommes, und wer kommt da vorbei, der Arsch von Begbie mitn paar andern Irren. Sie waren auf nem Sonderkurs in Metallarbeit für schwererziehbare Jugendliche. In dem Kurs haben sie dann wohl gelernt, wie man scharfe Metallwaffen herstellt, damit sie sie nich in Armeeladen kaufen mußten.
    Als ich den Job schmiß und aufs College ging, um meine Uni-Qualifikation zu machen, dann weiter an die Aberdeen University, hab ich halb damit gerechnet, Begbie auf der Erstsemesterparty zu sehen, wie er ne Mittelschicht-Brillenschlange zu Brei prügelt, bloß weil er glaubte, von dem Wichser angestarrt zu werden.
    Begbie is echtn Oberarsch. Gar kein

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