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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Schwein erzählt, ich hätt ihm das Geld schon gegeben.
    Wir ham ihn sogar angerufen, wenn wir knapp bei Kasse waren. Als Spud und Sick Boy hier hausten, riefen wir ihn an, daß der Wasserhahn tropfte oder n Fenster kaputt war. Manchmal machten wir das Fenster sogar extra kaputt, wie damals, als Sick Boy die alte Schwarzweiß-Glotze durch die Scheibe geschmissen hat, und ließen den lahmen alten Sack kommen, damit wir ihn beklauen konnten. Er hatte n verdammtes Vermögen in den Taschen. Das wurd so schlimm, daß ich Angst hatte, ihn nich zu beklauen, falls irgendn Arsch ihn überfiel.
    Jetzt is der alte Baxter zum großen Auftritt im Himmel; und jetzt is da sein Bastard von Sohn, der so viel Humor hat wie ne Leiche. Für das Loch hier Miete zu verlangen, dafür mußte schon n Arschloch sein.
    – BRENNTS? brüllt einer durch den Briefschlitz.
    – Rents!
    Is gar nich der Hausbesitzer. Das is Tommy. Was will der Arsch um die Uhrzeit?
    – Augenblick, Tommy. Komme.
    Ich schieß mir den zweiten Tag hintereinander in den Pimmel. Die Nadel bohrt sich rein, und es sieht aus wien ekliges Experiment an ner häßlichen Seeschlange. Diese Geschichte wird aber auch von Minute zu Minute kränker. Der Kick läßt keine Sekunde auf sich warten und knallt mir in die Birne. Ich krieg n tierisches High, und dann hab ich das Gefühl, ich muß kotzen. Ich hab nich damit gerechnet, wie sauber der Scheiß is, hab n bißchen zuviel genommen. Ich hol tief Luft und reiß mich zusammen. Mir is, als würd mirn dünner Luftstrom durchn Einschußloch im Rücken in den Körper fahren. Das is keine Überdosis. Ganz ruhig. Immer schön durchatmen. Immer mit der Ruhe. So is schön.
    Ich rappel mich hoch und laß Tommy rein. Das war nich leicht.
    Tommy sieht unverschämt fit aus. Immer noch Mallorcabraun; die Haare sonnengebleicht, kurzgeschnitten und nach hinten gegelt. Goldknopf und Ring an einem Ohr; sanfte himmelblaue Augen. Das muß man schon sagen, braun sieht Tommy ziemlich gut aus. Macht das beste aus seinem Typ. Gutaussehend, unbeschwert, intelligent und n ziemlich guter Kämpfer. Könnt man glatt neidisch werden, tut man aber nich. Liegt wahrscheinlich daran, daß Tommy nich das Selbstbewußtsein hat, seine Qualitäten zu erkennen und sie zu seinem Vorteil einzusetzen, und auch nich so eitel is, daß er jeden damit nervt.
    – Hab mich von Lizzy getrennt, sagt er zu mir.
    Schwer zu sagen, ob da Glückwünsche oder Beileid angesagt sind. Lizzy is ne Wahnsinnsnummer, abern Mundwerk wien Seemann, und von ihrem Blick fallen einem die Eier ab. Wie ich seh, muß Tommy noch seine Gefühle klar kriegen. Er is tief in Gedanken versunken, merk ich, sonst hätt er mir schon untergejubelt, was fürn Idiot ich bin, weil ich drück, und nicht mal meinen Zustand hat er kommentiert.
    Ich bemüh mich, bei meiner selbstbesessenen Sgag-Apathie noch sowas wie Mitgefühl zu zeigen. Die Außenwelt is mir eigentlich scheißegal. – Biste sauer deswegen? frage ich.
    – Weiß nich. Um ehrlich zu sein, am meisten vermiß ich den Sex. Das, und, na, einfach jemanden zu haben, verstehste?
    Tommy braucht Leute mehr als die meisten anderen.
    Meine bleibende Erinnerung an Lizzy is noch aus Schultagen. Begbie, Gary McVie und ich lagen in den Leith Links am Ende der Aschenbahn versteckt, unsichtbar für die kleinen Augen von Vallance, dem Bastard, dem Lehrer, der Aufsicht hatte, n Naziarsch der übelsten Sorte. Wir hatten uns da versteckt, damit wir den Mädels zuschauen konnten, wie sie in kurzen Höschen und Blusen rannten und wir mal n paar anständige Wichsvorlagen hatten.
    Lizzy ließ sich aufn Rennen ein, wurde aber gegen die schlaksigen Schritte der langen Morag »Jam Rag« Henderson bloß Zweite. Wir lagen auf dem Bauch, den Kopf auf Hände und Ellbogen gestützt, und sahen zu, wie Lizzy sich abmühte, den Ausdruck grimmiger Entschlossenheit im Gesicht, den sie bei allem hatte, was sie machte. Bei allem? Wenn Tommy seinen Verlust verschmerzt hat, frag ich ihn mal nach dem Sex. Nee, lieber nich… vielleicht doch. Na, jedenfalls hör ich, wie Begbie schwer atmet, und dreh mich um und seh, wie er langsam die Hüften kreisen läßt; er starrt die Mädchen an und murmelt: – Die kleine Lizzy MacIntosh… scharfe Nummer… die könnt ich jederzeit in Arsch knallen… den verdammten Arsch… die verdammten Titten…
    Dann läßt er den Kopf ins Gras sinken. Damals war ich noch nich so vorsichtig wie heute, was Begbie anging. Damals war er noch nich der Hauptmacker,

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