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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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sein Blatt.
    – Zwei Ässer!
    – Blöde Sau! Du blödes Arschloch, Renton. Lenny schlug sich die Faust in die offene Hand.
    – Schieb einfach die Kohle rüber, sagte Billy Renton und raffte den Haufen Scheine zusammen, der mitten auf dem Fußboden lag.
    – Naz. Wirf mal ne Dose rüber, bat Lenny. Er verpaßte sie, als sie ihm zugeworfen wurde, und sie polterte zu Boden. Er machte sie auf, und ein Großteil des Inhalts ergoß sich über Peasbo.
    – Paß doch auf, du alte Sau!
    – Sorry, Peasbo. Er wars, lachte Lenny und zeigte auf Naz. – Ich hab gesagt, er soll mir ne Dose rüberwerfen, nich mir annen Kopf schmeißen.
    Er stand auf und ging ans Fenster.
    – Immer noch kein Zeichen von dem Arsch? fragte Naz. – Ohne die große Kohle is das Spiel im Eimer.
    – Nein. Keine Spur von dem Penner, sagte Lenny.
    – Ruf ihn mal an. Frag mal, was da läuft, schlug Billy vor.
    – Ja. Gut.
    Lenny ging in den Hausflur und wählte Phil Grants Nummer. Er hatte keinen Bock mehr, um diese pisseligen Einsätze zu spielen. Er hätte schon gut was zusammen gehabt, wenn Granty mit dem Geld aufgetaucht wäre.
    Das Telefon klingelte nur.
    – Keiner da, oder geht keiner ran, sagte er den anderen.
    – Ich hoffe, der Wichser is nich mit dem Schotter durchgebrannt, lachte Peasbo, aber das Lachen klang nervös, das erste offene Eingeständnis der gemeinsamen unausgesprochenen Angst.
    – Bloß nich. Ich kann Leute nich leiden, die ihre Kumpel bescheißen, knurrte Lenny.
    – Wenn mans genau nimmt, isses Grantys Geld. Er kanns ausgeben, wofür er will, sagte Jackie.
    Alle sahen ihn mit verwirrter Feindseligkeit an. Schließlich sprach Lenny.
    – Wohl nich ganz dicht.
    – Na ja, der Typ hats doch ehrlich gewonnen. Ich weiß, worauf wir uns geeinigt haben. Wir machen nen Pott auf mit dem Clubgeld, damit das Kartenspielen mehr Pep kriegt. Dann teilen wir. Das weiß ich alles. Ich sag bloß, rein rechtlich… erläuterte Jackie seine Haltung.
    – Das ist unser Geld! schnauzte Lenny. – Granty weiß das, verdammt.
    – Das weiß ich. Ich sag doch bloß, rein rechtlich…
    – Halt doch die Fresse, du Arsch, fuhr Billy dazwischen. – Hier gehts nich um rein rechtlich. Hier gehts um Kumpel. Rein rechtlich hätteste nich ein Möbelstück in deiner Bude, du Blödarsch.
    Lenny nickte Billy zustimmend zu.
    – Keine voreiligen Schlüsse. Vielleicht gibts ja wirklich n Grund, warum der Arsch nich hier is. Vielleicht isser aufgehalten worden, meinte Naz mit angespanntem Pockengesicht.
    – Vielleicht hat ihn einer überfallen und is mit der Kohle davon, sagte Jackie.
    – Granty überfallen, das würd keiner wagen. Der überfällt selber, der wird nich überfallen. Wenn der hier reinkommt und so ne Geschichte auftischt, dann kriegt der aber was zu hören. Lenny war ziemlich aufgeregt. Schließlich gings um das Clubgeld.
    – Ich wollt bloß sagen, is doch ziemlich blöd, soviel Schotter durch die Gegend zu tragen. Mehr hab ich nich gemeint, stellte Jackie fest. Er hatte ein wenig Angst vor Lenny.
    Granty hatte seit sechs Jahren keinen donnerstäglichen Kartenabend verpaßt, vom Urlaub mal abgesehen. Er hielt den ganzen Laden zusammen. Lenny und Jackie hatten ne ganze Weile gefehlt, weil sie gesessen hatten, der eine wegen gefährlicher Körperverletzung, der andere wegen Einbruch.
    Das Clubgeld, das Urlaubsgeld, war ein Überbleibsel aus der Zeit, als sie alle zusammen als Teenager nach Lloret de Mar in Urlaub gefahren waren. Jetzt, wo sie älter waren, fuhren sie meistens in kleineren Gruppen, mit ihren Frauen oder Freundinnen. Die merkwürdige Vermischung von Spielgewinnen und Clubgeld hatte sich vor ein paar Jahren ergeben, als sie betrunken waren, Peasbo, der damals Kassenwart war, warf zum Spaß ein Bündel Clubgeld als Einsatz ins Spiel. Aus Jux spielten sie damit. Das Gefühl, um so viel Geld zu spielen, gefiel ihnen, sie fanden es so toll, daß sie es aufteilten und zum Schein damit spielten. Wann immer sie entschieden, daß es an der Zeit sei, ernsthaft zu sparen, hörten sie auf, um »echtes« Geld zu spielen und spielten mit dem Clubgeld. Das war wie um Monopoly-Geld spielen.
    Es gab Augenblicke, vor allem dann, wenn jemand den ganzen Pott »gewann«, wie Granty letzte Woche, in denen ihnen aufging, wie bizarr und gefährlich das war. Aber sie waren Kumpel, und sie gingen im allgemeinen davon aus, daß keiner den anderen reinlegte. Hinter dieser Loyalität, auf die alle bauten, steckte allerdings auch noch Logik. Sie alle hatten

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