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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Billy, sagte Lenny zu ihm.
    Peasbo sah Lenny ernst an; Lenny roch schon Verrat.
    – Ich sag das nich gern, Lenny, aber Billy liegt da nich falsch. Granty hat Fiona nich grad verwöhnt, wenn er auch sonst n guter Kumpel war. Ich mein, versteh mich nich falsch, ich hab noch nichts Schlechtes über die Mieze gehört, aber wenn de zweitausend Kröten in deiner Wohnung findest, dann gibste die erstmal aus und stellst die Fragen hinterher. Würdeste doch, oder? Aber klar. Würd doch jeder, wenn de ehrlich bist.
    – Ach ja? Und wer soll sie fragen? Ich bestimmt nich, zischte Lenny.
    – Wir alle. Es is unser aller Geld, sagte Billy.
    – Genau. Nach der Beerdigung. Dienstag, schlug Naz vor.
    – In Ordnung, stimmte Peasbo zu.
    – Gut, sagte Jackie schulterzuckend.
    Lenny nickte müde zustimmend. Es war ihr Geld, das mußte er zugeben…
    Der Dienstag kam und ging vorüber. Keiner brachte es über sich, bei der Beerdigung davon anzufangen. Sie betranken sich alle und stimmten weitere Klagelieder über Granty an. Die Geldfrage kam erst viel später wieder auf. Sie hatten alle einen fürchterlichen Kater, als sie sich am darauffolgenden Nachmittag trafen und zu Fiona gingen.
    Niemand machte auf.
    – Is wahrscheinlich bei ihrer Mutter, meinte Lenny.
    Die Frau aus der gegenüberliegenden Wohnung, eine grauhaarige Dame in einem blauen Kleid, trat vor die Tür.
    – Fiona ist heute morgen abgereist, Jungs. Kanarische Inseln. Hat das Baby bei ihrer Mutter gelassen. Es schien ihr Spaß zu machen, ihnen das zu sagen.
    – Na sauber, murmelte Billy.
    – Das wars dann, sagte Jackie schulterzuckend, was die meisten seiner Freunde eine Spur zu süffisant fanden. – Da is wohl nichts mehr zu machen.
    Unvermittelt bekam er von Billy einen Schlag ins Gesicht, daß es ihn von den Füßen holte und er die Treppe hinunterpolterte. Er konnte seinen Sturz abmildern, indem er sich am Geländer festhielt, und schaute Billy vom Treppenabsatz aus voller Entsetzen an.
    Die anderen waren fast so schockiert wie Jackie.
    – Ganz ruhig, Billy. Lenny packte ihn am Arm, achtete aber genau auf sein Gesicht. Er wollte unbedingt den Grund für diesen Ausbruch erfahren. – Du bis doch völlig von der Rolle. Is doch nich Jackies Schuld.
    – Ach, nein? Ich hab mein verdammtes Maul gehalten, aber dieser Klugscheißer hats einfach zu weit getrieben. Er deutete auf den noch immer am Boden liegenden Jackie, auf dessen rasch anschwellendem Gesicht sich ein neuer Ausdruck von Verstohlenheit bildete.
    – Verflucht, was isn hier los? fragte Naz.
    – Billy überhörte ihn und starrte Jackie an. – Wie lange läuft das schon, Jackie?
    – Was redet der Arsch da? sagte Jackie, aber seine wäßrige Stimme war ohne Festigkeit.
    – Kanarische Inseln, Scheiße. Wo triffste dich mit Fiona?
    – Du spinnst doch, Billy. Du hast doch gehört, was die Frau gesagt hat. Jackie schüttelte den Kopf.
    – Fiona is die Schwester von meiner Sharon. Glaubste vielleicht, ich laufe mit verstopften Ohren durch die Gegend? Seit wann treibst dus mit ihr, Jackie?
    – War doch bloßn einziges Mal…
    Billys Wut erfüllte das Treppenhaus, und Jackie konnte spüren, wie sie in der Brust der anderen anschwoll. Billy stand über ihm wie ein dröhnender alttestamentarischer Gott, der ihn verdammte und verhöhnte.
    – Ein einziges Mal, Scheiße! Und wer sagt uns, daß Granty nichts davon wußte? Wer sagt uns denn, daß er nich daran krepiert is? Sein sogenannter bester Kumpel, und pennt mit seiner Mieze!
    Lenny sah Jackie an, zitternd vor Wut. Dann sah er die anderen an, und ihre Augen funkelten nur so. Im Bruchteil einer Sekunde hatten sie wortlos ein Bündnis geschlossen.
    Jackies Schreie hallten durch das Treppenhaus, während sie ihn traten und von einem Treppenabsatz zum nächsten schleiften. Er versuchte vergeblich, sich zu schützen, und hoffte in seiner Angst und seinen Schmerzen, daß noch etwas von ihm übrig sein würde, um aus Leith zu verschwinden, wenn das hier erstmal vorüber war.

WIEDER STRESS

Intershitty
    Verdammte Scheiße! Mir brummt vielleicht der Schädel heute morgen, ich kann dir sagen. Erstmal nichts wie zum Kühlschrank. Ja! Zwei Pullen Becks. Das wird helfen. Ich zieh mir die beiden Pullen in Nullkommanix rein. Schon besser. Muß aber auf die Uhrzeit achten.
    Als ich zurück ins Schlafzimmer geh, schläft sie immer noch. Schau sie dir an; fettes, faules Stück. Bloß weil sien Scheißbaby kriegt, glaubt sie, sie hat das Recht, den ganzen Tag rumzuliegen…

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