Trainspotting: Roman (German Edition)
Scheiße und Kotze auch noch ne gute Ladung Soße.
– Du warst gestern abend vielleicht fertig, David Mitchell, sagte sie anklagend. War sie jetzt wirklich sauer oder tat sie nur so? Schwer zu sagen. Dann: – Was is denn mit den Laken passiert?Also wirklich sauer.
– Ähm, n kleines Mißgeschick, Gail.
– Na, egal. Komm runter, gibt gleich Frühstück.
Sie geht raus, ich zieh mich träge an, schleich dann vorsichtig die Treppe runter; am liebsten wär ich unsichtbar. Ich hab das Bündel bei mir, will es mit nach Hause nehmen zum Waschen.
Gails Eltern sitzen am Küchentisch. Vom Geklapper und dem Geruch des traditionellen Sonntagsfrühstücksgebrutzels wird mir ganz schlecht. Meine Gedärme schlagen Purzelbäume.
– Tja, da war wohl gestern nacht jemand fürchterlich fertig, sagt Gails Ma, aber zu meiner Erleichterung hört sich das an, als will sie mich aufziehen, gar nich wütend.
Peinlich is mir das noch immer, und ich werd rot. Mr. Houston, der am Küchentisch sitzt, versuchts mir leichter zu machen.
– Ach ja, tut ganz gut, sich ab und zu mal so richtig auszutoben, meint er aufmunternd.
– Dem täts ganz gut, ab und zu mal angebunden zu sein, sagt Gail, und als ich sie anseh und die Augenbrauen hochzieh, was ihre Eltern nicht bemerken, fällt ihr erst auf, was sie da gesagt hat. Son bißchen Fesseln wär doch gar nich schlecht. Käm vielleicht sogar ganz gut…
– Ähm, Mrs. Houston, ich zeig auf die Bettwäsche, die als Bündel auf dem Küchenfußboden vor meinen Füßen liegt – …Ich hab die Laken n bißchen versaut. Ich nehm sie mit nach Hause und wasch sie. Morgen bring ich sie zurück.
– Ach, mach dir deswegen keine Sorgen, Junge. Ich steck sie einfach in die Waschmaschine, und du setzt dich hin und frühstückst.
–Nein, ähm… richtig schlimm versaut. Das is mir schon peinlich genug. Ich möcht sie ganz gern mit nach Haus nehmen.
– Oh, oh, lacht Mr. Houston.
– Also nein, setz dich, Junge, und ich kümmer mich drum; Mrs. Houston kommt zu mir rübergeschlichen und greift nach dem Bündel. Die Küche is ihr Reich, da läßt sie sich nich reinreden. Ich zieh das Bündel an mich, drück es an die Brust; aber Mrs. Houston is schnell wie der Teufel und erstaunlich stark. Sie greift zu und zerrt.
Die Laken fallen auseinander, und ein beißender Schauer aus glitschiger Scheiße, ekligem Saufdurchfall und widerlicher Pisse klatscht auf den Fußboden. Mrs. Houston steht n paar Sekunden lang wien begossener Pudel da und rennt dann los und kotzt ins Spülbecken.
Auf Mr. Houstons Brille, Gesicht und weißem Hemd sind überall braune Durchfallspritzer. Der Linoleumfußboden is gesprenkelt und das Essen von Mr. Houston auch, als wenn er mit ner wäßrigen Frittensauce rumgekleckert hätte. Gail hat was auf ihrer gelben Bluse. Verdammte Scheiße.
– Himmels willen… Himmels willen… leiert Mr. Houston, während Mrs. Houston würgt und ich den hilflosen Versuch unternehm, einen Teil der Sauerei wieder zurück in die Laken zu wischen.
Gail wirft mir einen verächtlichen, angewiderten Blick zu. Ich glaub nich, daß unsere Beziehung noch was wird. Ich werd wohl nie mit Gail schlafen. Und zum ersten Mal is mir das völlig egal. Ich will bloß weg hier.
Junk-Dilemma Nr. 65
Plötzlich isses kalt; verdammt kalt. Die Kerze is fast runtergebrannt. Das einzige Licht kommt von der Glotze. Da läuft was in Schwarzweiß… aber die Glotze is eh schwarzweiß, also kanns auch bloß schwarzweiß sein… bei nem Farbfernseher wär das was anderes… vielleicht.
Es is arschkalt, aber wenn ich mich rühr, wirds bloß noch kälter; weil einem dann klar wird, daß man nix tun kann, gar nix, damit einem warm wird. Wenn ich stillhalte, kann ich mir wenigstens vormachen, daß ich die Kraft hab, mich zu wärmen, wenn ich rumlauf oder den Kamin anschalte. Der Trick is, so still wie möglich dazuliegen. Das is leichter, als sich übern Boden zu schleppen, um den verdammten Kamin anzuschalten.
Da is noch wer in dem Zimmer. Spud, glaub ich. Schwer zu sagen im Dunkeln.
– Spud… Spud…
Er sagt nix.
– Es is echt arschkalt, Mann.
Spud, wenn er s denn wirklich ist, sagt immer noch nix. Er könnte tot sein, isses aber wahrscheinlich nicht, weil, ich glaub, er hat die Augen offen. Aber das heißt überhaupt nichts.
Klagen und Trauern in Port Sunshine
Lenny besah sich seine Karten und begutachtete dann die Gesichter seiner Freunde.
– Wer is dran? Billy, na, dann raus damit, du Arsch. Billy zeigte Lenny
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