Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)
stimmte.
Tatsächlich sind Karim und Gregor überhaupt aneinandergeraten, weil Karim Gregors
Ehefrau, die Bereitschaftspolizistin Julia, während eines Einsatzes bei einer Demo
angegriffen und derart schwer verletzt hat, dass sie jahrelang im Wachkoma lag,
ehe sie verstarb. Karim hat nie die Verantwortung für die Tat übernommen. Er war
gerade gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt worden, als er und Gregor sich begegneten.
Der Rest ist Geschichte: Ein blutig ausgefochtener Streit, den keiner von beiden
gewann. Karim starb, Gregor fuhr wegen Totschlags ein.
»Und die
meinen, du wolltest dich rächen? Aber das Ganze ist doch mehr als zehn Jahre her!
Wieso glauben die, du hängst der Sache immer noch nach?«
»Weil Türken
nachtragend sind.«
»Sind sie
das?«
»Nein. Nicht
mehr als Italiener.«
Ich glaubte zu nicken, war mir jedoch
nicht sicher, ob ich es wirklich tat. Zugegebenermaßen hatte ich die Verstrickungen
zwischen den Betroffenen nie so betrachtet, wie es Metin und die Presse taten. Dabei
hätte ich bloß mein Hirn ein wenig mehr anstrengen müssen. Schließlich war ich es,
die Pankowiaks Vergangenheit gründlicher durchgegraben hatte als jeder dahergelaufene
Boulevardblattreporter. Ich hätte von allein draufkommen müssen. Stattdessen ließ
ich mir alles vorkauen und schämte mich nun. Ich senkte mein Kinn und Metins Blick
brannte auf meinem Scheitel. Seine Stimme wurde ruhiger.
»Das Pflaster
ist mir im Moment zu heiß«, schwadronierte er. »Die Presse hängt mir immer noch
am Arsch. Am liebsten morgens. Glauben wohl, ich esse Nazis zum Frühstück.« Er setzte
sich wieder. »Mir geht das ziemlich auf die Eier. Und meiner Alten erst. Frag nicht
nach Sonnenschein.«
Ich musste
lächeln.
»Meine Geschäftspartner
sind auf 180. Haben Schiss, die Presse könnte von den Psychopilzen Wind bekommen
und uns alle vor den Kadi bringen. Sie wollen Tozduman Securities nicht mehr.« Er
zögerte. »Und ich auch nicht.«
»Und was
willst du jetzt tun?«
»Meine Olle
ist mit unseren Kids zu meiner Schwester gefahren. Wenn die Pilzernte durch ist,
fahre ich hinterher. Ich habe jemanden an der Angel, der die Aussaat der nächsten
Ladung übernimmt.«
»Deine Schwester?
Du meinst die Exfrau von Ansmann?«
Er formte
die Augen zu Schlitzen. »Bist wohl immer noch eine Bullenfreundin, was?«
»Ich bin
ein Mensch«, sagte ich. »So wie Ansmann einer ist. Was hast du bloß gegen ihn?«
»Das verstehst
du nicht«, sagte er. »Das ist ein reines Familiending.«
»Du meinst,
von wegen Familienehre und so?«
Er lachte
laut auf und schlug sich mit seiner Hand auf den Oberschenkel, als hätte ich den
Witz des Jahrhunderts gemacht. Dann verschwand der Schalk aus seinem Nacken und
er visierte mich an. »Komm Montag früh noch mal rein und wir gehen die Formalien
durch. Der Vermieter sitzt auf heißen Kohlen. Der kann es kaum erwarten, mich loszuwerden.«
Mir ging
das alles viel zu schnell. »Und danach?«, fragte ich. »Du hast es doch vorhin selbst
gesagt: Ich bin pleite. Ich brauche Kohle. Und die Detektei wäre nur ein weiterer
Klotz am Bein. Ich kann mir nicht mal einen Eimer Farbe für die Renovierung leisten.
Wie soll ich da die Pacht zahlen? Und was ist mit Sven und Corinna? Die kann ich
wohl kaum bezahlen.«
»Sven hat
gekündigt, gleich nachdem du weg warst. Der ist jetzt Ladendetektiv im Citypoint.
Und Corinna arbeitet für einen Hungerlohn. Um die brauchst du dir keinen Kopf zu
machen.«
Meine Augenbrauen
glitten nach oben. »Und was ist mit dem ganzen Geld, von dem du vorhin erzählt hast?«
»Was soll
damit sein?«, fragte er mit leicht angehobener Stimme.
»Wir hatten
einen Deal.«
»Was meinst
du damit?«
Ich wollte
nicht glauben, was ich da hörte. Erst schwadronierte er von der ganz großen Kohle,
dann zeigte er mir seine biologisch angebaute Goldgrube im Keller. Und nun tat er
so, als hätte es die vorherigen Anpreisungen nie gegeben. »Ich will den Laden«,
stellte ich klar. »Und zwar unter drei Bedingungen.«
Er riss
die Augen auf.
»Erstens«,
fing ich an. »Du gleichst mein Konto aus.«
Entsetzt
blähte er die Backen auf und seine Augen quollen hervor.
»Zweitens:
Du kommst für die Renovierung auf.«
»Nur, wenn
ich die Handwerker stelle!«
Ich zog
eine Schnute, wusste ich doch um seine handwerklich geschickten Pappenheimer.
Metin interpretierte
dies als Zustimmung. »Und drittens?«, fragte er.
Ich zögerte,
aber das Teufelchen auf meiner Schulter piekte mit seinem Dreizack in
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