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Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Trallafitti: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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schätzte ich als überdurchschnittlich
hoch ein. Ich setzte einen gedanklichen Haken vor der Option, dem Laden einen Besuch
abzustatten, sobald ich davon ausgehen konnte, dass eventuelle Angestellte über
das Verscheiden des Chefs in Kenntnis gesetzt worden waren. Die Peinlichkeit, ihnen
die traurige Nachricht zu überbringen, wollte ich mir weiß Gott ersparen.
    Ich scrollte
noch ein wenig rauf und runter. Doch weitere brauchbare Informationen über den Weltladen
oder einen Arthur Brülling schien es nicht zu geben. Ich gab die Suche auf und begann
eine neue – nach einer Kfz-Werkstatt. Die erste Fährte führte mich nach Wattenscheid-Leithe.
Ich nahm das Telefonteil von der Ladestation.
    »Kfz Puchalski,
guten Tag.« Die Stimme rauchig.
    Ich kam
gleich zur Sache. »Mein Wagen hat einen Kolbenfresser.«
    »Also, eigentlich
haben wir Mittagspause«, sagte der Mann. »Es ist noch vor drei Uhr.«
    »Und warum
gehen Sie dann überhaupt ran?«, fragte ich.
    »Wäre schlecht
fürs Geschäft. Könnt ja ein Auftrag reinkommen.«
    »Dessen
Auftraggeber Sie dann sagen, Sie hätten Mittagspause?«, blaffte ich.
    »Kolbenfresser
ist doch kein Auftrag«, sagte er.
    »Sondern?«,
fragte ich.
    »Was meinen
Sie?«
    »Den Kolbenfresser!«
Ich stöhnte auf.
    »Ach so.
Also das ist, wenn die Kolben im Zylinder blockieren. Meistens, wenn zu wenig Öl
drin ist. Oder zu viel. Kann allerdings auch ein Kühlmittelproblem sein. Oder einfach
nur saublöde Fahrerei auf Drehzahl vier plus.«
    »Danke für
die Erläuterung. Aber kann ich den Wagen bei Ihnen zur Reparatur geben?«
    Werkzeug
schepperte im Hintergrund. »Was haben Sie denn für einen?«
    »Renault
Twingo. 93er Baujahr.«
    »Tut mir
leid, aber da hilft nur der Schrottplatz.« Es kam wie aus der Kanone geschossen.
    »Moment
mal. Das sagen Sie so einfach?«
    »Nichts
für ungut.« Mir schien, als lächelte er.
    »Sie sollten
sich den Wagen ansehen. Womöglich ist der Kolbenfresser nur vorgetäuscht.«
    Er zögerte.
»Wozu?«
    Ich biss
mir auf die Unterlippe. »Vielleicht, um mich zu zwingen, mein Auto zu verschrotten?«
    »Haben Sie
den Motor schon einmal angelassen?«
    »Nein. Ich
habe kein Zündschloss mehr.«
    Er seufzte.
»Hören Sie, Lady, Sie täten gut daran, diesem Rat zu folgen. Mit Renault hat man
eh nur Ärger am Bein.«
    »Die Pannenstatistiken
sahen für Renault immer moderat aus«, argumentierte ich trotzig.
    »Sie meinen,
die für die Autobahn?« Er lachte auf. »Klar, denn bis rauf auf die Autobahn schaffen
die es ja nicht.« Sein Lachen wurde aufdringlich.
    »Danke für
Ihre Einschätzung«, sagte ich und legte auf.
    Ordentlich
angesäuert rief ich Ragip an.
    »Hallo?«
    »Ist da
Ragip?«
    »Nein«,
kam es aus dem Hörer.
    »Kann ich
ihn sprechen?«
    »Nein.«
    »Wieso nicht?«
    »Ist weg«,
antwortete der andere.
    »Und wann
kommt er wieder?«
    »Weiß nicht.«
    Ich verdrehte
die Augen. »Okay. Dann hör mal zu. Hier spricht Esther Roloff. Ich habe für Metin
Tozduman gearbeitet«, fügte ich hinzu.
    »Ah, Esther!«,
feierte der Typ am anderen Ende des Kabels. »Wieder da? Wie geht’s?«
    Ich überging
seine Frage. »Richte Ragip Folgendes aus: Wenn er mir bis heute, 17 Uhr, nicht signalisiert,
dass er den Schaden an meinen Twingo kostenlos beseitigt, komme ich um 19 Uhr mit
einem Sachverständigen, einem Anwalt und einem Bullen bei ihm vorbei. Dann werden
wir seinen Laden auf den Kopf stellen und ich werde ihm seine türkische Seele aus
dem Leib klagen. Haben wir uns verstanden?!« Ich legte auf, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Das Display
des Laptops flimmerte in meinen Augen, die Google-Seite gähnte weiß. Der Cursor
im Suchfeld klimperte ungeduldig, doch irrsinnigerweise zögerte ich, ehe ich den
Namen der Detektei in Bochum-Gerthe, Brülling & Rowohlt, eintippte. Womöglich,
weil zu viele Erinnerungen daran hingen. Die Detektei brannte einst lichterloh,
und den Privatermittler Rowohlt kostete seine Neugier das Leben. Von seinem Partner,
Guido Brülling, fehlte seither jede Spur. Glaubte ich zumindest. Schließlich hatte
ich seitdem nicht wieder nach ihm gesucht.
    Google gab
mir Adresse und Telefonnummer der Detektei preis. Der Link zur Homepage funktionierte
nicht mehr. Ich wählte die angezeigte Nummer und eine Automatenstimme klärte mich
auf, dass in naher Zukunft niemand mehr abheben würde. Es wäre auch zu einfach gewesen.
    Ich fuhr
das System herunter und schlüpfte in ein paar Klamotten. Mich zog es zu meinem Handy
im Expedit-Regal, wo es während

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