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Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Trallafitti: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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schwach. »Woher kennen Sie Arthur?«
    »Ich kannte
ihn nicht«, sagte ich sofort. »Ich hatte nicht mehr die Gelegenheit, ihn kennenzulernen.«
    Sie wirkte
überrascht.
    »Ich weiß,
dass Ansmann da andere Ansichten vertritt«, fügte ich hinzu.
    »Und warum
sind Sie hergekommen? Sie haben den langen Weg sicher nicht auf sich genommen, nur
um mir Ihr Beileid für einen Fremden auszusprechen.«
    Also wusste
sie nicht nur, wer ich war, sondern auch, wo ich lebte. »Was hat Ansmann Ihnen noch
über mich erzählt?«, stocherte ich.
    »Er hat
nach Ihnen gefragt«, sagte sie. Dann wurde ihre Stimmt schärfer. »Und nun tauchen
Sie hier auf und fragen mich über ihn aus.« Sie schüttelte den Kopf. »Sie zwei sollten
mal dringend miteinander sprechen.«
    »Ist in
Planung. Ich erwarte seine Vorladung.«
    »Sie können
ihn nicht leiden, oder?«
    »Wir hatten
einen holprigen Start«, sagte ich. »Was ist mit Ihnen?«
    Sie lehnte
sich gegen den Türrahmen. »Edgar war bereits vorgestern Mittag hier, um mich über
Arthurs Herzanfall zu informieren. Er wollte nicht, dass irgendwelche fremden Kollegen
hier auftauchen. Er wollte es selbst machen. Die beiden waren befreundet.«
    Ich dachte
an die Google-Treffer in Bochum. »War Ihr Exmann auch Polizist?«
    »Nein.«
    Ich trat
näher an sie heran. Sie duftete nach Frühling. »Können wir uns nicht drinnen unterhalten?«
    Ihre Augen
verkleinerten sich zu Schlitzen. »Warum sollten wir das tun?«
    »Ich habe
Arthur gefunden.« Ich sagte es ihr in der Annahme, Ansmann hätte sie über diesen
Umstand aufgeklärt. An ihrer Reaktion erkannte ich allerdings, dass dies nicht der
Fall war. »Zu diesem Zeitpunkt war er allerdings nicht mehr am Leben. Es tut mir
leid, doch ich konnte nichts mehr für ihn tun.«
    Tränen stiegen
ihr in den Augen und meine Hände wurden schweißnass. Weinende Menschen verursachten
bei mir ein nervöses Unbehagen.
    Mit ihrem
Hinterteil schob sie die Tür weg. »Kommen Sie.«
    Dann trat
ich ein.
    Im Flur
duftete es nach Zitronengras. Die Wände entlang des hellen Laminatbodens waren reinweiß
verputzt, keine Tapeten. In einer kleinen Einbuchtung war eine Garderobe untergebracht,
in der ausschließlich weibliche Kleidungsstücke aufbewahrt wurden: Sandaletten,
Pumps, Strickjäckchen. Zwangsläufig kam mir der Gedanke, ob Ilona ähnlich wie Arthur
dem anderen Geschlecht eine Zeit lang überdrüssig geworden war. Wir durchquerten
den L-förmigen Flur und endeten rechtsherum in einem kleinen Wohnzimmer. Das rote
Ecksofa war kaum verwohnt, der Bezug roch nagelneu. Das Polster war nicht sonderlich
bequem. Ein Sideboard war mit allerlei Gläsern bespickt, obenauf standen haufenweise
Fotos in Bilderrahmen mit Aufstellern. Die Heizung unter den Fenstern rauschte.
    »Ich muss
zugeben, Sie haben mich überrascht.« Sie setzte sich neben mich. Ihr hochgesteckter
Haarschopf wippte. »Edgar erzählte mir nur, Arthur sei draußen gefunden worden.«
Das Wort ›draußen‹ unterlegte sie mit einem langen Doppelvokal. »Aber dass Sie ihn gefunden haben, hat er mir nicht gesagt.« Sie wiegelte ab. »Das erklärt allerdings,
warum er nach Ihnen gefragt hat.«
    »Er hofft,
eine Verbindung zwischen mir und Ihrem Exmann zu finden«, erklärte ich.
    »Wozu?«
    Ich sah
sie lange an. Was sollte ich ihr schon sagen? Dass Arthur nicht der erste Brülling
war, der mein Leben durcheinandergebracht hat? Dass Leute, mit denen ich beruflich
zu tun hatte, häufig eines nicht natürlichen Todes starben? Und dass Ansmann möglicherweise
nicht akzeptieren wollte, dass Arthur eines natürlichen Todes gestorben war? Vorsichtig
beugte ich mich vor. »Darf ich fragen, was genau Edgar Ansmann Ihnen über mich erzählt
hat?«
    Sie sah
an mir herunter und betrachtete für eine Weile meine abgelaufenen, vom Wetter angefressenen
Turnschuhe. »Sie sind Privatdetektivin. Arthur hat Sie engagiert. – Hatte«, berichtigte
sie.
    »Arthur
und ich haben kein Wort miteinander gewechselt. Es hat nie einen Auftrag gegeben.«
    »Und was
wollen Sie dann von mir?«
    »Ich schließe
nicht aus, dass Ihr Exmann mich engagieren wollte. Und ich möchte wissen, warum.«
    »Wozu? Arthur
ist tot.« Sie sagte es, als sei ich begriffsstutzig. »Was er wollte, ist nicht mehr
wichtig. Und selbst wenn: Wir sind geschiedene Leute. Seine Angelegenheiten gehen
mich schon lange nichts mehr an.« Sie versuchte zu lächeln. »Sie sollten die Sache
auf sich beruhen lassen.«
    »Das kann
ich nicht.« Ich zögerte. »Ich hatte bereits mit

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