Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)
ich ein paar Anläufe brauchte,
ehe der Mechanismus reagierte. Schließlich flog die Tür auf und eine Duftwand aus
Essig und Seife schlug mir gegen die Nase. Fraglos wollte sich da jemand sämtlicher
herumlungernder Leichenviren entledigen.
Schalke
folgte mir auf dem Fuße. Ihm schien die Putzmittelattacke nichts auszumachen. »Woher
weißt du das mit Britta?«
Britta.
Klang nach einem Kaffeefilter. »Ich weiß es eben«, sagte ich und nahm die ersten
Stufen.
»Verdammt,
Esther. Du bist untergetaucht, verschwunden. Du hast dich nicht einmal von
mir verabschiedet. Von einem Tag auf den anderen warst du einfach weg!« Er machte
eine Pause. »Ich hatte nicht einmal Gelegenheit, es wieder gutzumachen.«
Ein paar
Kaninchen schienen über meine Magenwände zu galoppieren. »Es ist egal. Es ist zu
spät.« Ich schaffte die letzten Stufen, ohne in beschämendes Keuchen auszubrechen.
Vor meiner Wohnungstür schien sich das Epizentrum der Essigmischung zu befinden
und mir wurde übel.
Schalke
schien es mir anzusehen. Von dem Gestank war er völlig unbeeindruckt. »Geht es dir
gut?«
»Ich habe
noch nichts gegessen«, gab ich zu. Er lächelte vorsichtig und ich schimpfte über
meinen Puls, der prompt ein paar weitere Takte über normal schlug.
»Dann lass
uns doch unten etwas essen«, schlug er vor. Seine Züge wurden weicher. »Ich würde
gerne ein paar Dinge wissen.«
Da fiel
mir etwas ein. »Ja, ich auch.«
»Ach ja?«
Seine Augen erhellten sich. »Was denn?«
»Sind Polizisten
in freier Wildbahn eigentlich dazu verpflichtet, jedem Befragten ihren Ausweis zu
zeigen?«
»Was zum
Teufel soll denn nun wieder diese Frage?«
»Ich hatte
vorhin ein kleines Streitgespräch.«
»Mit wem?«
»Ist das
wichtig?«
»Nein.«
Mit dem Zeigefinger berührte er meinen Handrücken und schenkte mir ein beseeltes
Lächeln. »Gehen wir runter und essen was. Dann beantworte ich deine Frage.«
»In Ordnung«,
sagte ich. »Die anderen Fragen auch?«
»Welche
anderen Fragen denn?« Langsam wich das Lächeln aus seinem Gesicht. Schließlich schien
der Groschen gefallen zu sein. »Falls du auf den Casino-Fall zur sprechen kommen
willst: Er ist noch nicht abgeschlossen«, sagte er schnell. »Und über den Stand
der Ermittlungen kann und werde ich dir nichts erzählen. Das ist Verschlusssache.«
Langsam
begann es bei mir zu brodeln und mir schien, als würden hie und da ein paar Äderchen
in meinen Augen platzen. Ich blinzelte. »Ich erinnere dich nur ungern daran, aber
ich war Beteiligter während der Ermittlungen. Ich habe mit Ansmann zusammengearbeitet .«
Das letzte Wort betonte ich durch etwas mehr Lautstärke.
»Er hat
dich als Zeugin vorgeladen «, sagte er und betonte das Schlusswort ähnlich
intensiv.
Ich stampfte
auf den Boden. »Und hättet ihr den Kerl geschnappt, wäre ich als Nebenklägerin vor
Gericht aufgetreten. Als Geschädigte. Wegen versuchten Mordes!«
Seicht schüttelte
er den Kopf. »Er hat dir gezielt ins Bein geschossen, Süße. Das ist kein versuchter
Mord.«
»Nenn mich
nicht Süße!«, brüllte ich. »Und sag mir nicht, was versuchter Mord ist und was nicht!«
Verdrängte Bilder von einer Waffe rollten mir über die Linsen und der faulig-feuchte
Schweißgeruch jenes Holländers stieg mir in die Nase, der mich in seinen Karren
verladen und wegbringen wollte, um mir irgendwann, irgendwo eine Kugel durch den
Kopf zu jagen.
»Tut mir
leid«, sagte Schalke leise. »Aber so sind die Spielregeln. Es steht Aussage gegen
Aussage. Und es gab keine Zeugen.«
Ich wollte
ihm widersprechen, schwieg jedoch. Stattdessen kehrte ich ihm den Rücken zu und
bohrte den Wohnungsschlüssel in den Schließzylinder. »Danke, dass du nach mir gesehen
hast«, sagte ich. Dann stieß ich die Tür auf.
Aus den
Augenwinkeln sah ich Schalkowski den Kopf senken. Er scharrte mit einem Fuß über
die Fußmatte. »Also. Die Vorschriften darüber, unter welchen Umständen Polizisten
ihren Ausweis zeigen müssen, sind in den Bundesländern unterschiedlich geregelt.
Hier in Nordrhein-Westfalen müssen sich Zivilbeamte bei Kontakt unaufgefordert ausweisen.
Das gilt natürlich nicht, wenn der Beamte sich mitten in einer verdeckten Ermittlung
oder einer ähnlich brisanten Situation befindet. Ich hoffe, das hilft dir weiter.«
»Danke«,
sagte ich und lächelte.
Schalkowski
nickte. Dann wandte er sich um, während ich in meiner Wohnung verschwand. Mit dem
Rücken drückte ich die Tür hinter mir zu, ohne auf eine Reaktion wie ein »Ruf
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