Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)
Totschlags vorbestraft. Außerdem
will den wohl eh keiner mehr.« Ich hörte mir selbst zu, als würde es eine Fremde
sagen. Und ich mochte nicht, was ich da hörte. Ich sah auf die Uhr. »Ich muss los.«
Ich winkte mich davon, ließ mich nach ein paar Schritten jedoch gleich von Viktor
ablenken, welcher gerade den Schweiß aus seinen Poren presste, als er den widerspenstigen
Teppichrest unter einem Heizkörper herausriss – für fünf Euro die Stunde. Als er
sich mit dem Handgelenk die Anstrengung aus dem Gesicht wischte, malte er einen
weißen Strich quer über die Stirn. Die Wandfarbe, die an ihm haftete, war noch nicht
trocken.
Ich seufzte.
»Gegenüber
meiner Wohnung ist seit ewigen Zeiten eine Bude frei. Wenn du magst, kann ich beim
Vermieter anfragen, ob er die Miete für dich drosselt, bis du festeren Boden unter
den Füßen hast.«
Seine Augen
funkelten fast magisch und er schien Anstalten zu machen, mir mit einem ›Da‹ auf
den Lippen ein weiteres Glas Wodka anzubieten. Doch ehe er aufstehen konnte, trabte
ich hinaus.
11.
Als die Triumph Daytona schnurrend
über die Bordsteinkante rollte, wartete ich bereits am Fenster und linste am Wandvorsprung
vorbei auf den Asphalt hinunter. Draußen regnete es nicht mehr, doch es blieb ungemütlich,
der Boden war von Pfützen übersät und ich fragte mich, warum er nicht mit seinem
Taxi angerollt kam. Wahrscheinlich war der Wagen kaputt. Mindestens die Windschutzscheibe
war hinüber – von Schüssen durchlöchert. Vielleicht bevorzugte er auch nur den coolen
Auftritt. Ich tigerte den Flur entlang und hörte, was mein Bauch mir erzählte. Natürlich sagte er nichts. Dafür kribbelten meine Magenwände und rührten meinen halb
verdauten Snack ungebührlich hin und her.
Das war
alles Guido Brüllings Schuld.
Mit seinen
Bemerkungen hatte er mich völlig aus der Spur gebracht.
Die Klingel
plärrte durch den Flur und ich betätigte den Türöffner, geduldig hinter der Fußmatte
wartend. Gregor wanderte gemütlich die Treppen hinauf und ich hörte, wie seine Füße
die Feuchte des Herbstwetters von den Sohlen schabten. Als er das letzte Drittel
des Treppenhauses erreichte, suchte er bereits meinen Blick. Er trug enge, vom Fahrtregen
nass gesprenkelte Jeans sowie seine schwarze Motorradlederjacke. Sie war offen.
Darunter geschichtet war ein weißes Polohemd mit rotem Kragen, was mich irritierte
– bisher hatte er noch nie ein Polohemd getragen. Er fuhr sich mit seinen Fingern
durch die Haare. Sie waren vom Helm zerzaust. Seine Wangen waren entlang der Druckstellen
gerötet. Um seine Lippen herum zeichnete sich bereits ein dunkler Bartschatten ab,
was lustig aussah, weil ich das nie zuvor an ihm gesehen hatte. Bisher kannte ich
ihn nur mit einem Bärenfell im Gesicht.
»Wollen
wir sofort los?«, fragte ich.
»Einen Moment
noch.« Ohne auf eine Einladung zu warten, schritt er an mir vorbei in den Wohnungsflur.
Sein Helm stieß gegen mein Knie. »Ich wollte erst etwas mit dir besprechen.«
Das Kribbeln
in meinem Magen wuchs zu einem ausgewachsenen Frühstücksdreher heran und ich hielt
mir den Bauch. Dann schloss ich die Tür und folgte ihm ins Wohnzimmer. Ich hatte
keine Ahnung, was es zu besprechen gab, dennoch bekam ich Muffensausen. Was, wenn
er von Ansmanns und Guido Brüllings Anwandlungen, ich sollte für eine Weile seinen
Babysitter spielen, Wind bekommen hatte? Wenn er überhaupt mitbekommen hatte,
dass ich mit Guido Brülling sprach? Ich war mir ziemlich sicher, er würde austicken,
wenn er davon erfuhr.
Er setzte
sich aufs Sofa und legte den Helm auf dem Tisch ab. Eine Wasserspur bildete sich
um ihn herum. Er nahm sich eine Zigarette aus der Pappschachtel und zündete sie
an. Weder machte ich Anstalten, ihn zum x-ten Mal auf meinen Nichtraucherhaushalt
hinzuweisen, noch setzte ich mich, sondern blieb auf der anderen Seite des Tisches
stehen.
»Ich möchte
mit dir über Theresa sprechen«, fing er schließlich an. »Du hast sie gegenüber Edgar
erwähnt.«
In Gedanken
wischte ich mir den Schweiß von der Stirn. Dann wiederholte ich, was ich Ansmann
bereits im Adolfo’s erzählt hatte. Ich versuchte dabei, weitestgehend Abstand von
Brüllings nächtlichen Ergänzungen zu nehmen, merkte aber an Gregors Reaktion, dass
es mir nicht gänzlich gelang. Ich schob es auf Arthurs Exfrau Ilona und machte sie
beinahe zu meiner besten Freundin.
Gregor rieb
sich mit den Händen durchs Gesicht und drückte dabei derart angestrengt die Haut
seiner Wangen
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