Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)
habe
die Tatwaffe«, sagte ich. Gregor starrte mich an. Dann erzählte ich ihm von dem
Selbstmordbaum.
In seinen
Augen begann etwas zu funkeln. »Wir müssen Ansmann davon berichten. Er muss die
Toxikologie in diese Richtung stupsen. Gegebenenfalls müssen sie sich Proben besorgen.«
»Ansmann
wurde suspendiert«, sagte ich.
»Ich weiß.
Er hat mir auf die Mailbox gesprochen.«
»Du bist
nicht rangegangen?«
Er reagierte
nicht darauf.
»Und?«,
bohrte ich weiter. »Hat diese Sache irgendetwas mit dir zu tun?«
»Was genau
meinst du damit?«
»Du weißt
ganz genau, was ich meine«, fuhr ich ihn an. »Du hast es selbst gesagt: Ansmann
bemüht sich um Schadensbegrenzung. Deinetwegen«, betonte ich. »Vielleicht hat er
es damit zu weit getrieben und den Unmut der Kollegen auf sich gezogen.«
Gregor ließ
diese Option nicht gelten. »Wenn es so wäre, hätte ich längst davon erfahren.«
»Ja«, spottete
ich. »Genauso wie von van Spreuwens Verhaftung.«
Wütend schlug
er mit der Faust auf das Armaturenbrett, sodass die Klappe des Handschuhfachs aufsprang.
Ich fuhr zusammen, doch ich deutete die Reaktion als ein gutes Zeichen, dass er
endlich begriff, was wegen seiner fadenscheinigen V-Arbeiten auf dem Spiel stand
– und zwar nicht nur für ihn.
Tatsächlich
überraschte und ärgerte es mich gleichermaßen, dass er für diese Angelegenheit deutlich
weniger Scharfsinn an den Tag legte als für alles andere. Ganz im Gegenteil: Es
schien, als würde er sich für sicher und unantastbar halten.
»Konntest
du vorhin mit den Kripobeamten sprechen?«
»Es war
nur eine Kripolente vor Ort. Ein Herr Büchsenbrecher.«
»Kenne ich
nicht.«
»Er war
ziemlich alt. Ging auf die Rente zu. Ich habe ihn angelogen.«
»Gut.«
Der Regen
hatte mittlerweile nachgelassen, doch er war nicht schwach genug, um die Wischer
gänzlich abzuschalten. Ich fuhr die Dorstener Straße herunter. Dann blieb ich ein
paar hundert Meter vor meiner Wohnung in einer Parkbucht stehen. Ich stellte den
Motor aus. »Wir sollten was essen«, sagte ich. »Ich kann nicht denken, wenn ich
Hunger habe.« Dann zitierte ich Gregor aus dem Wagen und marschierte in die Pommesbude
in nächster Nähe.
Das Türglas
war beschlagen, die Theke mit einem unvorteilhaften weißen Kunststoff beschichtet,
auf welchem man jeder Fettspur folgen konnte. Eine überdimensionierte Wolke aus
Frittierfett lullte die Verkäuferin ein. Ihre Haare waren hochgesteckt und vom verdunsteten
Fett wahrscheinlich derart geschmiert und gefestigt, dass es keinen Unterschied
machte, würde sie die Nadeln aus den Haaren nehmen.
Sie reckte
ihr Kinn in unsere Richtung. Wir bestellten beide Currywurst Pommes.
»Sonst noch
was?«, fragte Gregor kurz angebunden.
»Einen Salat
vielleicht. Ich neige zu Fettleibigkeit.«
»Das meine
ich nicht. Hat Büchsenbrecher sonst noch etwas zu dir gesagt?«
Ich sah
ihn an. »Allerdings. Er war es, der mir die Suspendierung gesteckt hat. Findest
du das nicht auch seltsam? Immerhin bin ich eine Privatperson.«
»Eine Privatperson,
die Kontakt zu Edgar hatte und ihn bei einer nichtpolizeilichen Angelegenheit unterstützte.«
»Glaubst
du, er wusste davon?«
»Entweder
das oder er hat ein persönliches Problem mit Edgar, sodass es ihm Freude bereitet,
jedem Dahergelaufenen von dessen Suspendierung zu erzählen.«
Mir schienen
beide Optionen unwahrscheinlich zu sein. Nicht nur, weil ich Büchsenbrecher für
einen netten Menschen hielt. Ansmann war nicht der Typ, der gegenüber anderen Polizisten
erwähnte, dass er sich von einer Privatdetektivin hatte helfen lassen. Es wäre ihm
mit Sicherheit peinlich gewesen.
Gregor bemerkte
meine Zweifel. »Hattest du den Eindruck, dass er wusste, wer du bist?«
»Nein. Nicht
wirklich. Obwohl er beim Stichwort ›Privatdetektivin‹ hellhörig wurde.«
»Eine normale
allergische Reaktion bei Polizisten.« Er nahm seine Pappschüssel vom Tresen. »Aber
wenn er wusste, dass du Privatschnüfflerin bist, hat er dich mit seiner Bemerkung
sicherlich nur reizen wollen.«
»Mich reizen?«,
wiederholte ich.
»Das klassische
Spiel: ›Ich sage dir etwas Vertrauliches. Aber nur, wenn du mir auch etwas Vertrauliches
erzählst.‹«
»Ein Spiel,
das du nicht sonderlich gut beherrschst«, provozierte ich ihn.
Er ließ
sich nicht beeindrucken. »Auf meiner Bühne sind solche Spielchen sehr gefährlich.«
Ich nahm
meine Pommes-Schüssel mit der Wurst und machte Anstalten, mich an den Tresen zu
setzen. Doch Gregor wies zur
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