Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)
wies
auf die zersplitterte Terrassentür.
»Sie sind
also in das Haus eingedrungen«, stellte er fest.
Allmählich
wurde ich ungeduldig. »Schon mal was von ›Gefahr in Verzug‹ gehört? Ich habe durch
die Glastür den Mann am Boden liegen sehen!«
»Sie haben
unbefugt den Garten betreten.«
Ich konnte
es nicht fassen. Der Typ war von Kopf bis Zehennagel auf Stunk aus. Er sah zur Notärztin
hinunter, die sich kniend über die Leiche gebeugt hatte, um sich die Punktierungen
in den toten Augen anzusehen.
»Was machen
Sie da?« Der Bulle war hoch gewachsen, das Hemd spannte über den Muskeln an seinen
Oberarmen bis aufs Äußerte. Seine Haare waren blond gefärbt, der Ansatz war bereits
dunkel.
»Ich backe
Kuchen«, sagte Frau Doktor, ohne zu ihm aufzusehen.
Der Bulle
verschränkte die Arme vor der Brust und seine Oberarme blähten sich wie Wasserbomben
auf. »Seien Sie vorsichtig. Sonst werde ich Sie wegen Beamtenbeleidigung rannehmen.«
Die Ärztin
warf ihr Haar von der einen Seite zur anderen, stand auf und stierte dem Bullen
scharf in die Augen. »Haben Sie etwa gerade gesagt, Sie würden mich ›rannehmen‹,
Herr Beamter? Wer beleidigt hier wen, Gynäkophob?«
»Gynä-was?«
»Ist gut
jetzt.« Ein Mann im reifen Alter trat durch die Haustür. Er war stabil gebaut, jedoch
weniger aufgrund von Muskeln denn durch Bier, Bonbons und Butterhörnchen. Ein grauer
Haarkranz schmückte sein faltiges Haupt, ein silbriger Nikolausbart verdeckte ein
Viertel seines Gesichts. Der hellbraune Mantel reichte ihm bis zu den Knien, ein
grün-weiß karierter Strickpullover mit Schildkröten-Applikationen brachte seine
Plauze eher ungünstig zur Geltung. Zu allem Überfluss trug er leuchtend weiße Nike-Laufschuhe.
Noch während er sich auf uns zu bewegte, zog er seinen Dienstausweis aus der Tasche.
»Büchsenbrecher. Kripo Bochum.«
Ich hob
eine Braue.
Freundlich
lächelnd winkte er sofort ab. »Ich sehe, Sie werden mich also nicht heiraten.«
Bei diesem
Stichwort begutachtete ich seine Finger und stellte fest, dass er ohnehin verheiratet
war.
»Wissen
Sie, heutzutage dürfen auch Männer die Nachnamen der Frauen annehmen«, sagte ich.
»Ach ja?
Dann sagen Sie mir doch, wie Sie heißen. Vielleicht drehen wir den Spieß um und
ich will Sie heiraten.«
Ich lächelte
und streckte meine Hand aus. Ich mochte den Mann auf Anhieb. »Esther Roloff mein
Name.«
Ich befürchtete,
sein Gesicht würde sich bei meinem Namen nachdenklich oder gar ärgerlich runzeln,
doch nichts dergleichen passierte. Offenbar hatte er noch nicht von mir gehört.
»Roloff. Roloff«, sinnierte er. »Klingt gut. Aber seien Sie mir nicht böse, wenn
ich Ihnen keinen Antrag mache, ja?« Er wedelte mit seinem Ringfinger und zwinkerte.
Doch schon bald entschwand sein Frohsinn und die Ernsthaftigkeit eines Kommissars
trat zum Vorschein. »Also. Was ist hier los?«
Die Notärztin,
die bislang nur neben uns gestanden und das Gerede mitverfolgt hatte, schaltete
sich ein. »Sie ist Privatdetektivin!«, zischte sie.
Büchsenbrecher
hob die Augenbrauen und seine Stirn runzelte sich nun doch. »Ach wirklich? Das ist
ja unerhört!« Wieder zwinkerte er mir zu.
»Würde es
Ihnen etwas ausmachen, wenn ich meine Aussage bei Ihrem Kollegen Edgar Ansmann mache?«
»Die Polizei
ist kein Wunschkonzert, meine werte Frau Roloff. Sie müssen schon mit dem Beamten
vorliebnehmen, der Ihnen vorgesetzt wird.«
Ich zeigte
mein charmantestes Lächeln. »Ich weiß. Und Sie sind mir weiß Gott lieber als Edgar
Ansmann.«
»Tatsächlich?«
»Aber er
ist in die Sache eingeweiht, in welcher ich gerade ermittel.«
Er verschränkte
die Arme vor der Brust, was aufgrund seines Oberkörperumfanges außerordentlich umständlich
aussah. »Das klingt mir sehr nach Konspiration.«
Was sollte
ich ihm sagen? Dass der Tote am Boden womöglich einen Brülling auf dem Gewissen
hatte und wir, Ansmann eingeschlossen, dies aber nicht beweisen konnten? Ich hätte
es ihm zu gerne erzählt. Doch mein Instinkt sagte mir, dass ich das besser nicht
tun sollte. Daher verdrehte ich lediglich gekünstelt die Augen. »Sie haben ja keine
Ahnung.«
Er trat
näher an mich heran und legte mir einen Arm um die Schulter. Erst jetzt merkte ich,
dass er größer war als ich; der Weihnachtsmann-Wanst ließ ihn mehr breit als hoch
erschienen. Eine optische Täuschung. Er führte mich weg von den Polizisten und der
Ärztin und flüsterte mir ins Ohr: »Ich bedaure es sehr, aber PHK Ansmann ist derzeit
nicht
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